Brienz GR
Neue Analyse zeigt langfristige Risiken für Einwohner

Die Bewohner des Bündner Bergdorfes Brienz müssen sich auf wiederholte Evakuierungen in den kommenden Jahren einstellen, da Experten vor möglichen Erdrutschen warnen. Trotz eines Entwässerungsstollens bleibt die Gefahr bestehen, wie die Gemeinde Albula/Alvra mitteilte.
Publiziert: 01.05.2025 um 20:37 Uhr
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Aktualisiert: 10:48 Uhr
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Das vom abrutschenden Schutthang bedrohte Bündner Bergdorf Brienz/Brinzauls Anfang November 2024 - nur Tage vor der nach wie vor andauernden Evakuierung. Es dürfte nicht die letzte sein. (Archivbild)
Foto: GIAN EHRENZELLER

Darum gehts

  • Bewohner von Brienz müssen mit wiederholten Evakuierungen rechnen
  • Die Schutthalde könnte sich bei starkem Regen beschleunigen
  • Aber: Rückkehr ins Dorf täglich von 9 bis 19 Uhr erlaubt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Schlechte Nachrichten für die evakuierte Bevölkerung des Bündner Bergdorfes Brienz/Brinzauls: Sie muss sich darauf einstellen, noch jahrelang immer wieder evakuiert zu werden. Dies ergab eine Analyse der beigezogenen Experten. So langsam müssen sich die Brienzerinnen und Brienzer sich mit dem Gedanken anfreunden, das Dorf möglicherweise ganz aufzugeben.

Die sogenannte «Schutthalde oben» könne sich bei viel Niederschlag oder Felsstürzen auch über die kommenden Jahre immer wieder rasch beschleunigen und möglicherweise abstürzen, teilte die Gemeinde Albula/Alvra, zu der Brienz gehört, am Donnerstagabend mit. Der im Bau befindliche, riesige Entwässerungsstollen unter dem Bergdorf habe darauf leider keinen Einfluss, hiess es anlässlich eines Informationsabends für die Bevölkerung. «Auch wenn das Dorf wieder bewohnt werden kann, ist deshalb davon auszugehen, dass es wieder zu Evakuierungen kommen kann», sagte Andreas Huwiler, Bereichsleiter Naturgefahren und Schutzbauten vom kantonalen Amt für Wald und Naturgefahren.

Ein Jahrzehnt voller Evakuierungen?

Die «Schutthalde» könnte zwar in flacheres Gebiet abrutschen und die von ihr Ausgehende Gefahr dadurch entschärft werden. Wahrscheinlicher sei, dass bei Starkniederschlägen Evakuierungen nötig würden. «Wir können nicht ausschliessen, dass solche mehrmals im Jahr nötig werden», sagte Huwiler.

Auch wegen des instabilen Plateaus ganz oben im Rutschhang könne es in den nächsten fünf bis zehn Jahren zu Evakuierungen des 90-Seelen-Dorfes kommen. Immerhin könne der Frühwarndienst die Gefahr gut voraussagen.

Albertin: Nicht um jeden Preis an der Siedlung festhalten

«Für die Bewohnerinnen, Bewohner und die Gemeinde stelle sich damit die Frage der Zumutbarkeit», wird Gemeindepräsident Daniel Albertin in der Mitteilung zitiert. Man dürfe nicht um jeden Preis an der Siedlung festhalten.

«Wir sind schon im achten Jahr in der Bewältigung der Krise, die kein Ende nimmt», resümierte der Gemeindepräsident. Das fordere alle und mache müde. Aus finanzieller Sicht habe man eine Lösung, auch für Zweitheimische.

Aktuell hat sich die Lage in Brienz aber etwas entspannt. Die Bevölkerung und Ferienwohnungsbesitzende dürfen ab Montag täglich von 9 bis 19 Uhr zurück ins Dorf.

Raumplaner legten bereits mögliche Standorte für Umsiedlungen fest. Dazu gehören mehrere Dörfer in der Talgemeinde Albula/Alvra. Dabei sind Tiefencastel, Alvaneu und Vazerol. Bis Ende September haben die Menschen aus Brienz Zeit, sich Gedanken zu machen, ob sie noch vor einer allfälligen Aufgabe des ganzen Dorfes die präventive Umsiedlung nutzen wollen.

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