Hier kam es zum Murgang
Ein Felssturz im Gebiet des «Kleinen Nesthorns» (siehe Karte) hat einen Teil des Birchgletschers mitgerissen. Dies löste vor einigen Tagen einen Murgang aus. Dieser hatte die Grösse einer kleinen Lawine. Rund 500 Meter oberhalb des Flusses Lonza und dem Dorf kam das Material zum Stillstand.
Die Gemeinde Blatten liegt im Walliser Lötschental. (siehe rot-weisse Umrandung).
«Wir hatten nur 15 Minuten Zeit, um für vier Personen zu packen»
Anwohner Silvano Bellwald (16) besuchte gerade den Schulunterricht, als in Blatten der Aufruf zur Evakuierung erfolgte. «Wir hatten nur 15 Minuten Zeit, um für vier Personen zu packen», erklärt er. Nun finden der Jugendliche und seine Familie bei Verwandten Unterschlupf. Wenn es die Sicherheit zulasse, würde er zwar gerne ins Dorf zurückkehren, ein mulmiges Gefühl bleibe jedoch. «Wir müssen den Experten vertrauen», so Bellwald.
«Jeder kleine Abbruch ist eine gute Nachricht»
«Jeder Abbruch, der sich in kleinen Dosen hinunter ins Tal bewegt, ist eine gute Nachricht, weil in dem Sinne ist die Gesamtmasse nicht auf einmal in Bewegung und gefährdet das Dorf somit nicht erheblich», erklärt Matthias Bellwald, Gemeindepräsident von Blatten VS, gegenüber Blick.
«Es ist erleichternd, dass wieder ein Stück abgebrochen ist, aber nicht der ganze Berg gekommen ist», so Bellwald weiter. Er sei vor allem darüber erleichtert, dass die Bevölkerung in Sicherheit gebracht werden konnte.
«Die Solidarität ist enorm gross»
Esther Bellwald vom Hotel Nest- und Bietschorn musste Blatten heute ebenfalls verlassen. «Man hat schon Respekt», so Bellwald. Sie wollte ihr Hotel eigentlich in zwei Wochen für die Sommersaison eröffnen. Nun müsse sie schauen, wie es weiter geht. Es sei noch etwas früh für die weitere Planung. «Es ist so, wie es ist.» Für den Betrieb werde dies aber wahrscheinlich grössere Auswirkungen haben.
Die Solidarität im Dorf sei enorm gross. Mehrere Bekannte hätten sich bei Bellwald gemeldet und ihr einen Schlafplatz angeboten. Sie habe nur das Nötigste eingepackt. «Wir haben Kleidung und einen Computer mitgenommen.» Am Nachmittag werde sie ihre vorübergehende Unterkunft beziehen. «Dann müssen wir abwarten.»
Jetzt werden auch Kühe evakuiert
Nachdem die Dorfbewohner bereits evakuiert wurden, werden jetzt auch die Kühe in Sicherheit gebracht. Mehrere Personen geleiten rund ein Dutzend Tiere aus dem gefährdeten Gebiet.
Hotelier Lukas Kalbermatten: «Ich bin sofort auf den Zug gerannt»
Lukas Kalbermatten, Direktor des Hotels Edelweiss in Blatten, erzählt Blick, wie er den Morgen der Evakuierungsanordnung erlebt hat. «Ich hatte noch einen Termin in Bern und bin dort mit einem unguten Gefühl hingegangen, aber ich wollte die Verabredung wahrnehmen.» Telefonisch habe er dann von den Nachrichten aus Blatten erfahren. «Ich bin sofort auf den Zug gerannt.»
Kalbermatten war lange Gemeindepräsident von Blatten. Er sagt: «Die primäre Aufgabe war es, die Leute so schnell wie möglich von Blatten wegzubekommen. Ich glaube, das hat man jetzt mal geschafft.» Nun mache er sich weitere Gedanken. «Wir führen unseren Betrieb seit 28 Jahren mit viel Herzblut, haben viel investiert.» Da frage man sich schon, wie es jetzt weitergeht. Gleichzeitig müsse man auch kurzfristig umplanen. «Wir haben heute Gäste, die anreisen.» Weitere Anreisen habe man jetzt gestoppt.
Zu dem Material, das sich vom Kleinen Nesthorn gelöst hat, sagt Kalbermatten: «Es sind unvorstellbare Mengen.»
Bewohner Urs Schmid: «Ich habe Kleider für eine Woche dabei»
Einer der Evakuierten ist der 71-jährige Urs Schmid. Gegenüber Blick erklärt er, dass er bereits seit 1982 immer wieder in Blatten lebt. Zu der Evakuierung sagt er: «Gestern waren wir nicht im Dorf. Wir haben zuerst gar nicht so viel mitbekommen davon.» Schnell habe Schmid das Wichtigste gepackt. «Ich habe Kleider für eine Woche dabei. Wir können bei der Schwester meiner Frau unterkommen.»
Die Stimmung im Dorf sei verschieden gewesen. «Einige Personen mit Kleinkindern sind schon etwas nervös.»
Der 71-Jährige bleibt optimistisch. «Im Moment mache ich mir noch nicht allzu viele Sorgen.» Er möchte die Situation noch nicht mit derjenigen in Brienz GR vergleichen. Das Bündner Dorf wird ebenfalls von einer grösseren Hangrutschung bedroht. Die Bewohner dürfen das Dorf derzeit nur tagsüber betreten.
Lage in Blatten VS spitzt sich zu – Bewohner versammeln sich
300 Bewohner müssen das Dorf Blatten im Walliser Lötschtal am Montag verlassen. Grund ist ein drohender Felssturz. Wie der Kanton auf der Warnapp Alertswiss warnt, soll nur das Nötigste gepackt – und die Häuser sofort geräumt werden.
Bilder von vor Ort zeigen, wie sich die Dorfbewohner vor der Turnhalle im Nachbardorf Wiler versammeln. Dort melden sie, wo sie in den nächsten Tagen unterkommen.