Darum gehts
- Häusliche Gewalt: Opfer leiden oft jahrelang unter Kontrolle und Machtverhalten
- Experte fordert bessere Unterstützung für Betroffene und mehr Zivilcourage
- Zu wenig Anzeigen: Viele Delikte kommen nicht zur Anzeige
Die Ehe von Rahel* (54) war jahrelang die reine Hölle. Die Beziehung beginnt schön, Rahel wird mit 16 Jahren schwanger, bekommt ein Kind. Ihr Mann beginnt irgendwann zu trainieren, nimmt anabole Steroide. Die Folge: Er wird zunehmend aggressiv, schlägt seine Frau immer wieder. Inzwischen ist auch ein zweites Kind dazugekommen und Rahel ist vollkommen abhängig von ihrem gewalttätigen Ehemann. Erst viele Jahre später, 2017, endet ihr Martyrium – dank der Hilfe einer Freundin.
Beat John (60) kennt solche Fälle zur Genüge. Er leitet die Opferhilfe beider Basel. Dass die Gewalt über Jahre andauert, ist nichts Ungewöhnliches. «Gewaltbetroffene Personen verlieren in dieser Zeit an Selbstwertgefühl. Die erlebte Kontrolle und das dominierende Machtverhalten der Täter sind erdrückend», sagt John zu Blick. Oft seien auch Kinder mitbetroffen. John sagt: «Viele Menschen haben die Haltung, dass Kinder doch Mami und Papi benötigen. Und wenn man sich dann trennt, sieht man sich mit unzähligen Problemen konfrontiert.» Ein Grund: Das Sorgerecht für die Kinder bleibe meistens für beide Elternteile bestehen.
Den Opfern vorzuwerfen, dass man sich einfach trennen könne, sei zu kurz gedacht, erklärt der Experte. Wenn man von Gewalt betroffen ist und die Gewaltdynamik erlebe, auch die reumütigen und gewaltfreien Phasen, sei eine Trennung und eine damit verbundene Anzeige, alles andere als leicht: «Ich habe da volles Verständnis für gewaltbetroffene Personen.» Und jene Menschen, die die Trennung wagten, müssten viel besser aufgefangen und im Alltag betreut werden.
Viel zu wenig Anzeigen
Dazu komme ein weiteres Problem. «Im Bereich der häuslichen Gewalt kommen viel zu wenig Delikte überhaupt zur Anzeige», sagt John. «Viele Opfer wollen einfach weg aus der Gewaltbeziehung und möglichst nichts mehr mit der gewalttätigen Person zu tun haben.» Hinzu komme: Häusliche Gewalt gehöre zu den sogenannten Vier-Augen-Delikten. «Beweise für eine Anzeige fehlen meistens und welche betroffene Person geht nach jeder Tätlichkeit zur Hausärztin und lässt die Spuren dokumentieren?», fragt John. Es stehe dann Aussage gegen Aussage. «Das Verfahren wird eingestellt und für die Opfer bleibt nichts als Ernüchterung.»
Für den Experten ist klar: Strafverfahren und Rechtsprechung müssen hier umdenken und den Fokus auf das Opfer legen. «Jede Einstellung eines Verfahrens bedeutet einen Sieg für die Gewalttäter!» Die Aufwertung von häuslicher Gewalt zum Offizialdelikt sei vor diesem Hintergrund zwar wichtig gewesen. «Aber sehen wir wirklich viel davon im Alltag oder in der Rechtsprechung?» fragt John.
Es fehlt Zivilcourage
Wenn man ehrlich sei, würden ganz viele Stellen und Personen von Vorfällen der häuslichen Gewalt erfahren: Lehrpersonen, Schulsozialarbeitende, Ärzte und so weiter. «Oft fehlt hier aber die Zivilcourage, es anzusprechen. Damit häusliche Gewalt ein funktionierendes Offizialdelikt sein kann, müssen wir bereit sein, dieses auch so zu behandeln und nicht darüber hinwegzusehen oder zu schweigen», so John.
Das jetzige System habe Schwachstellen: «Wir müssen über Melderechte und Meldepflichten nachdenken. Hier ist die Politik gefordert. Betroffenheit alleine reicht nicht. Es braucht Ressourcen, Schutzplätze, Betreuungssysteme, schnellere Verfahren, weniger Verzögerungstaktiken von Tatpersonen und ein vernetztes Bedrohungsmanagement.»
Denn in einer Sache ist sich der Leiter der Opferhilfe sicher: Die Dunkelziffer bei Fällen von häuslicher Gewalt ist sehr hoch.
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