«Vielfalt statt weisse Mehrheitsgesellschaft»
Fake-Asyl-Flyer erhitzt die Gemüter in Zürich-Leimbach

Im Stadtzürcher Quartier Leimbach könnten bald rund 300 Geflüchtete in einem ehemaligen Altersheim unterkommen. Die Idee der Stadt Zürich spaltet die Bevölkerung. Jetzt sorgt ein gefälschter Flyer in den Briefkästen für noch mehr Unmut.
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Dieser Flyer erhitzt die Gemüter in Zürich-Leimbach.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Gefälschter Flyer über Asylunterkunft in Zürich-Leimbach sorgt für Aufregung
  • Stadt Zürich prüft rechtliche Schritte gegen unbekannten Absender
  • Ende November setzte Quartierverein Petition gegen Pläne der Stadt auf
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mattia JutzelerRedaktor News

«Willkommen in einem bunten Leimbach» ist der Titel des Flyers, der in den vergangenen Tagen in den Briefkästen in Zürich-Leimbach auftauchte. Angeblich ist er von der Stadt Zürich, vom Amt für Soziales und Integration.

Der Flyer soll der Leimbacher Bevölkerung augenscheinlich die geplante Asylunterkunft im Quartier schmackhaft machen. «Vielfalt statt weisse Mehrheitsgesellschaft», heisst es zum Beispiel auf der Rückseite. Auch werden neue Arbeitsplätze beschrieben, die durch die Asylsuchenden entstehen könnten. «Die chronisch unterbesetzte Zürcher Polizei wird endlich ausgelastet!», steht etwa auf der Vorderseite. «Hier finden 350 mutige Migrant*innen aus dem arabischen und nordafrikanischen Raum ein neues Zuhause.»

Zudem stehen über die neuen Bewohner Sätze wie: «Stellen Sie sich vor, wie sie die Apothekerzunft bereichern, mit ihrem Fachwissen neue Heilmittel entdecken, oder im Chirurgentum glänzen, indem sie innovative Operationstechniken einbringen.»

Wer den Flyer aber genauer liest, dem fällt schnell das eigentliche Motiv des Absenders auf. Neben den oft zynischen Beispielen für die Vorteile einer Asylunterkunft gibt es im Text auch Anspielungen auf Verbrechen oder Gewalttaten, die von Geflüchteten begangen wurden. So gibt es etwa zwischen den Zeilen eine Anspielung auf den 19-jährigen Afghanen, der im Oktober in Näfels GL mutmasslich eine Frau vergewaltigte. «In der Schweiz des 21. Jahrhunderts hat niemand ein Vorrecht auf Besitz, Sicherheit oder Heimat», heisst es im Flyer weiter.

Hochwertig produziert

Hat also tatsächlich die Stadt Zürich dieses Schreiben in Umlauf gebracht? Nein. Wie das Sozialdepartement auf Anfrage von Blick bestätigt, handelt es sich hier um einen gefälschten Flyer. «Dass Unbekannte sich als Stadt Zürich ausgeben, um in der Bevölkerung Verwirrung zu stiften und Ängste zu schüren, verurteilt die Stadt aufs Schärfste..»

Der tatsächliche Absender ist nicht bekannt. Die Stadt prüfe im Moment, rechtliche Schritte einzuleiten.

Dass es sich beim Flyer um einen Fake handelt, ist auf den ersten Blick aber nur schwer zu erkennen. Das Schreiben ist auf glänzendem, hochwertigen Papier gedruckt. «Ich habe erst beim zweiten oder dritten Mal durchlesen gemerkt, dass hier etwas nicht stimmen kann», erzählt ein Leserreporter (23) aus Leimbach. Ein Amt für Soziales und Integration existiert in der Stadt Zürich gar nicht. Auch gibt es im Text zahlreiche Schreibfehler und das deutsche «ss» wird verwendet, was auf den Gebrauch von künstlicher Intelligenz schliessen lässt.

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«Fronten werden verhärtet»

Ziel des Flyers war es wohl, die Gemüter in Leimbach noch weiter zu erhitzen. Die Idee der Stadt Zürich, das ehemalige Altersheim als Asylunterkunft zu nutzen, stösst im Quartier auf Unmut. Ende November setzt der Quartierverein eine Petition auf, um sich gegen die Pläne der Stadt zu wehren.

Sein Ziel scheint der unbekannte Hersteller des Flyers erreicht zu haben. «Das Schreiben hat die Fronten in Leimbach noch weiter verhärtet», erzählt der Leserreporter. «Der Ärger auf die Stadt wird immer grösser.»

Ob im ehemaligen Leimbacher Altersheim in Zukunft tatsächlich Asylsuchende wohnen werden, ist laut dem Sozialdepartement noch nicht endgültig entschieden.

Die Stadt hat nun angekündigt, am 18. Dezember über ihre Pläne informieren – per Medienmitteilung. Laut Sozialamt werde «es aber zu einem späteren Zeitpunkt auch noch einen Informationsanlass für das Quartier geben.» 

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