Darum gehts
- Grossbrand in Hallau SH, eine tote Person gefunden. Polizei ermittelt wegen Brandstiftung
- Streit zwischen Hausbesitzer und Fernwärmebetreiber eskalierte möglicherweise zum Brand
- Mindestens zwei historische Bauten zerstört, Sachschaden noch unbeziffert
Was ist in Hallau SH genau geschehen? Mitten in der Nacht auf Donnerstag herrschte im Dorf plötzlich Aufruhr. Ein Haus brannte! Als die Feuerwehren um 2 Uhr aus verschiedenen umliegenden Gemeinden eintrafen, standen das Haus und die Dachstöcke der beiden angrenzenden Häuser bereits im Vollbrand. Ein historisches Haus wurde zerstört, zwei weitere sind unbewohnbar.
Und nicht nur das: In der Nähe fand die Polizei eine tote Person! Dass die beiden Fälle miteinander verbunden sind, daran zweifelt in der Gemeinde mit 2400 Einwohnerinnen und Einwohnern niemand.
Streit wegen Fernwärme
Als Blick am Freitag in der Schmalzgasse, wo der Brand wütete, eintrifft, herrscht emsiges Treiben. Die Feuerwehr spritzt nochmals Wasser in ein Haus, die Forensiker wuseln in der benachbarten Brandruine umher. Sie sichern Spuren, denn: Die Schaffhauser Polizei und die Staatsanwaltschaft gehen von Brandstiftung aus.
Im Haus wohnte René E.* (†65). Ein Informant meldet Blick: «Er hat bereits mehrere Jahre Streit mit der Gemeinde und dem Betreiber einer privaten Fernwärmeanlage in Hallau.» Es sei dabei um verlegte Rohre gegangen.
Sämtliche Menschen, mit denen Blick in Hallau spricht, vermuten es: René E. habe in der Nacht auf Donnerstag sein Haus angezündet. Genauso wie eine Fernwärmeanlage. Dort blieb es jedoch beim Versuch. Mehrere Passanten bestätigen: Der Besitzer konnte das Feuer löschen.
E. soll auch eine benachbarte Garage in Brand gesteckt haben und einen Hühnerstall. Dieser brannte jedoch nicht ab. Danach soll sich der 65-jährige Mann, wie mehrere angetroffene Personen vermuten, das Leben genommen haben.
Die Staatsanwaltschaft möchte diesen Ablauf bislang nicht kommentieren. Der Erste Staatsanwalt Peter Sticher verweist auf die laufenden Ermittlungen und schreibt: «Wenn als Brandursache eine Brandstiftung mit Sicherheit feststeht, wird geklärt, ob die verstorbene Person für den Grossbrand und die weiteren Brandherde verantwortlich ist.»
Tonnenweise Holz im Garten
Schaut man sich die Brandruine an, wird schnell klar: René E. war wohl ein Messie. Im Garten des Hauses, der durch den Brand jetzt von der Strasse aus sichtbar ist, liegt ein halber Wald. Eine Ur-Hallauerin sagt anonym zu Blick: «Er hortete tonnenweise Holz. Und er hatte seit längerem mit Depressionen zu kämpfen.»
Eine ehemalige Nachbarin sagt über René E.: «Irgendwann fing er an, Sachen zu horten.» Im Dorf sei bekannt, dass er im Streit mit dem Fernwärme-Anbieter und der Gemeinde lag. «Es ging um verbaute Rohre, direkt an seiner Grundstücksgrenze.»
Blick fragt bei einem Ex-Arbeitgeber von René E. nach. Vor rund 10 Jahren arbeitete E. für einige Zeit dort, seither sei er arbeitslos gewesen, sagt der Chef. Er berichtet von einem speziellen, aber «netten» Herrn, der «manchmal Znüni vorbeigebracht», aber viele persönliche Probleme gehabt habe.
Vor etwa vier Jahren sei der Streit mit dem Fernwärme-Anbieter und der Gemeinde losgegangen: «Nachdem die Leitungen verlegt wurden, habe er in seinem Haus immer ein Surren gehört.» René E. habe nicht mehr schlafen können und sei mit einem Anwalt dagegen vorgegangen. René E. habe der Gemeinde einen scharfen Brief geschrieben und sich so mit den Behörden verkracht.
Leute in Hallau sind ratlos
Nachfrage bei der Gemeindepräsidentin von Hallau, Nadja Hallauer (45, parteilos). Sie bestätigt den besagten Streit: «Der Gemeinde war bekannt, dass zwischen den Bewohnern der Liegenschaft in der Schmalzgasse und der Betreiberin der Fernwärmeleitung ein Konflikt betreffend dieser Leitung bestand.»
Die Menschen hier im Weinbaugebiet sind schockiert – und ratlos. Denn René E. habe nicht nur sich selber, sondern auch seine Schwester und seine Mutter gefährdet. «Sie waren noch im brennenden Gebäude, konnten aber glücklicherweise durch die Feuerwehr mit einer Drehleiter gerettet werden», sagt ein Hallauer zu Blick.
* Name geändert