Darum gehts
- Mehrere Waffendiebstähle in St. Gallen, Zürich und Wallis in letzten Tagen
- Waffengeschäfte könnten durch Online-Präsenz unbeabsichtigt Einbrecher unterstützen
- Präsident des Schweizerischen Büchsenmacher- und Waffenfachhändlerverbands sieht kein Problem
Gleich mehrfach wurden im Kanton St. Gallen in den letzten Tagen Waffen gestohlen: Am Montag brachen Täter in Gossau in ein Waffengeschäft ein. Am vergangenen Donnerstag entwendeten Unbekannte Faustfeuerwaffen in einem Waffengeschäft in Altstätten. Und auch in Buchs stahlen Unbekannte am Samstagabend Waffen aus einer Wohnung.
Zudem kam es im Kanton Wallis zu einem Einbruchdiebstahl, bei dem Waffen entwendet wurden. Im Fall von Evionnaz konnte die Kantonspolizei inzwischen zwei Tatverdächtige festnehmen, eine weitere Person sei noch auf der Flucht, heisst es. Ob es sich bei den beiden Personen um eine Täterschaft aus Frankreich handelt, wie von den Ermittlern vermutet, ist nicht bekannt.
Bereits Ende Mai wurde in Pfungen ZH in ein Waffengeschäft eingebrochen, bei der die Täterschaft rund 50 Faustfeuerwaffen, darunter Pistolen und Revolver, gestohlen haben.
Wer steckt hinter den Einbrüchen?
Neben den beiden Einbrüchen in Gossau und Altstätten brachen ebenfalls unbekannte Täter in der Nacht auf Sonntag in eine Schiessanlage in Wittenbach SG ein und stahlen mehrere antike Waffen. Ob es einen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Einbruchdiebstählen gibt, kann derzeit laut Polizeiangaben nicht gesagt werden.
Blick konnte mit dem Inhaber des Schiessstandes, Alfred Hediger, sprechen. Während die Ermittler es durchaus für möglich halten, dass kriminelle Banden aus Frankreich auch bis in die Ostschweiz agieren, sieht Hediger selbst keine Verbindung zwischen der Täterschaft in der Westschweiz und im Raum St. Gallen. Vielmehr vermutet er Kriminaltouristen aus anderen Ländern.
«Die bieten sogar 360-Grad-Rundgänge»
Hediger sieht die vermehrten Einbrüche auch als Zeichen einer zunehmenden Kriminalität um Drogen, Prostitution und Hehlerei. «Kriminelle Milieus benötigen Waffen», so Hediger gegenüber Blick. «Kein Wunder also, dass die Einbrüche steigen.»
Doch Hediger gibt auch den Waffengeschäften selbst eine Mitschuld an den Einbrüchen. Mithilfe einer schnellen Bilderrecherche im Internet lasse sich heute das gesamte Innere eines Ladens ausspionieren, wirft der Schiessstandbesitzer den Inhabern vor. «Die bieten sogar 360-Grad-Rundgänge durch ihre Läden an.»
Für potenzielle Einbrecher ideal, um sich über Sortiment, Ladenbeschaffenheit und Möglichkeiten eines Einbruchs zu informieren, meint Hediger. «Die Täter können dadurch sogar in Erfahrung bringen, wie lange sie für einen Einbruch brauchen.» Für Hediger deshalb unverständlich. «Eine Bank bietet ja auch keine Rundgänge im Internet an, um das Innere ihrer Filiale preiszugeben.»
«Jeder Inhaber muss das für sich selbst entscheiden»
Daniel Wyss, Präsident des Schweizerischen Büchsenmacher- und Waffenfachhändlerverbands, sieht in den Internetauftritten der Waffenläden hingegen kein Problem. Zum einen: «Jeder Inhaber muss für sich selbst entscheiden, wie viel er von seinem Laden im Netz preisgibt», so Wyss gegenüber Blick. Das widerspreche ja keinem Gesetz.
Zum anderen: «Um sich einen Überblick von einem Laden zu machen, kann ein jeder problemlos ein Waffengeschäft betreten. Und mit einem Handy lassen sich auch problemlos Bilder vom Inneren machen.» Wyss hält den Vorwurf der Mitschuld deshalb für haltlos.
Bezüglich der Täterschaft müsse man auf die Ergebnisse der laufenden Ermittlungen warten, so Wyss. «Spekulationen helfen uns da nicht weiter.» Dass kriminelle Banden aus Frankreich bis in die Ostschweiz agieren, will er aber nicht ausschliessen.