Darum gehts
- Frau verkauft wertvolle Teppiche ihrer Eltern an Auktionshaus Steiger
- Hohe Vorauszahlung für Reinigung und Expertise, Teppiche jahrelang nicht versteigert
- 7200 Franken in bar bezahlt, Teppiche nach drei Jahren zurückgegeben
Die Eltern von Vera Kurtz waren stolz auf ihre zwei Teppiche, einen Afghanen und einen Bidjar. Beide handgeknüpft, fast drei auf vier Meter gross.
Im Jahr 2020 stirbt der Vater. Die Mutter zieht ins Pflegeheim. Sie bittet die Tochter, die Teppiche zu verkaufen. Vera Kurtz, die tatsächlich anders heisst, ist unter Zeitdruck. Die Wohnung muss rasch geräumt werden. «Ich wollte die Teppiche nicht einfach ins Brockenhaus abschieben.» Sie sucht nach einem Auktionshaus. Und findet das Auktionshaus Steiger im St. Galler Rheintal.
Mehrere Offerten einholen
Dessen Inhaber kommt vorbei, begutachtet die Teppiche und schätzt deren Wert auf je 15'000 Franken. «Es war schön, dass ich meiner Mutter mit diesem Batzen eine Freude machen konnte», sagt Vera Kurtz.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Allerdings erklärt der Auktionator: Damit die Teppiche zu diesem Preis versteigert werden könnten, müssten sie professionell gereinigt und einer fachmännischen Expertise unterzogen werden. Das würde 3200 respektive 4000 Franken kosten.
«Natürlich war das viel Geld», so Kurtz. «Doch ich war überzeugt, dass sich das rechnen würde.» Sie zahlt die 7200 Franken noch vor Ort in bar. Der Teppichhändler nimmt die Teppiche mit.
Rita Périsset ist Beobachter-Rechtsberaterin. Sie sagt: «Wer vorauszahlt, gewährt Vertrauensvorschuss. Darum sollte man vorab mindestens zwei Offerten einholen.» Nur so könne man abschätzen, ob das Verlangte angemessen sei. Und: Vorsicht bei Barzahlung. Eine solche sollte man nur leisten, wenn man weiss, dass das Gegenüber seriös ist.
Falsche Fotos, kein Eintrag im Handelsregister
Vera Kurtz fragt während dreier Jahre immer wieder wegen der Teppiche nach. Wenn sie überhaupt eine Antwort erhält, dann dass Auktionen während der Pandemie schwierig seien.
Nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 2023 will Vera Kurtz die Sache abschliessen. Sie befürchtet, einem Betrug aufgesessen zu sein, und informiert sich bei einem grossen Möbelhaus. Dort sagt man, dass der Markt für solche Teppiche klein sei. Eine Reinigung würde rund 1400 Franken kosten, eine Expertise zirka 300 Franken.
Kurtz will die Teppiche zurück
Kurtz wendet sich an den Beobachter. Dieser findet heraus: Die Fotos, die das Auktionshaus Steiger auf Google zeigen sollen, stammen tatsächlich von einer anderen Firma aus Freiburg im Breisgau. Auch die auf der Website angegebene Adresse scheint nicht korrekt zu sein. Im Handelsregister gibt es keinen Eintrag.
Kurtz will nun ihre Teppiche zurück und auch einen Teil des Bezahlten. Der Beobachter hakt beim Auktionshaus Steiger nach: Dort meldet sich jemand, der sich als Neffe des Teppichhändlers ausgibt. Sein Onkel sei während der Pandemie gestorben und die Firma seither inaktiv. Er kümmere sich nur noch ums Administrative.
Zum hohen Preis hält er fest, dass dieser wahrscheinlich auch eine Fotodokumentation, eine Versicherung und eine Restauration enthalten habe. Er verspricht, die Teppiche zurückzugeben.
Anfang September werden die Teppiche tatsächlich geliefert. Sie seien in einem guten Zustand, meldet Kurtz zurück. Auf ihre Forderung, einen Teil des Bezahlten zurückzuerstatten, sei man aber nicht eingegangen. «Ich werde das Geld wohl abschreiben müssen», sagt sie.