Jurist (30) legt sein Budget offen
«Ich habe 15 Wohnungen und zahle keine Einkommenssteuern»

Julian Rey (30) hat mit 23 seine erste Wohnung gekauft. Mittlerweile besitzt seine Aktiengesellschaft 15 Wohnungen. Er zahlt aber keine Einkommenssteuer – und das ist legal. Er legt sein Budget offen.
Publiziert: 11:22 Uhr
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Aktualisiert: 13:33 Uhr
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Julian Rey macht sein Geld mit Immobilien – er lebt aber sehr sparsam.
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Darum gehts

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Katrin Reichmuth
Beobachter

Der 30-jährige Julian Rey hat Jus studiert und diverse Weiterbildungen im Immobilienbereich gemacht. Neben dem Studium arbeitete er bereits als Immobilienbewirtschafter. Danach hat er ein Gerichtspraktikum absolviert. Bis Ende Jahr konzentriert er sich nun auf seine Immobiliengesellschaft, nächstes Jahr will er die Anwaltsprüfung machen. 

Rey, der in Wirklichkeit anders heisst, lebte immer sehr sparsam und konnte mit 23 seine erste Wohnung für 210’000 Franken kaufen. Finanziert durch Erspartes und ein Darlehen von seinem Bruder. Inzwischen sind weitere Wohnungen dazugekommen.

Artikel aus dem «Beobachter»

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Sieben Jahre später besitzt seine Aktiengesellschaft bereits 15 Wohnungen, die sich im Wallis und im Berner Seeland befinden. Er sagt: «Mein Geschäftsmodell funktioniert nur, weil ich im günstigen Segment kaufe. Das würde in Zürich nicht funktionieren.»

Privat lebt er jedoch weiterhin wie ein Student. Der Unternehmer bezahlt seine Ausgaben mit Geld, das er vorher seiner eigenen Firma geliehen hat und jetzt zurückbekommt – steuerfrei.

Vor zwei Jahren hat er geheiratet. Zusammen mit seiner Frau lebt er im Berner Seeland.

In der Beobachter-Serie «Die Abrechnung» zeigt Rey seinen Kontoauszug und erzählt, wie er mit seinem Budget lebt. Wie viel Geld steht ihm zur Verfügung? Wofür gibt er es aus?

So teilen wir unser Geld auf

Meine Frau und ich haben einen Ehevertrag mit Gütertrennung. Unsere beiden Budgets sind also getrennt anzuschauen. Wir überweisen beide lediglich jeden Monat einen Betrag auf das Gemeinschaftskonto. Davon werden die Wohnkosten sowie Lebens- und Reinigungsmittel bezahlt. Alles andere ist separat. 

Einnahmen

Insgesamt benötige ich knapp 2500 Franken jeden Monat. Die ersten sechs Monate dieses Jahres habe ich 2250 Franken durch mein Anwaltspraktikum verdient. Die restlichen 230 Franken habe ich durch zurückgezahlte Darlehen, die ich zuvor meiner Aktiengesellschaft gegeben habe, finanziert. Die nächsten Monate finanziere ich ebenfalls so und erhalte jeden Monat 2480 Franken.

Alles andere, wie Einnahmen aus meinen Immobilien und Dienstleistungen, bleibt in der Firma und wird dort versteuert – Dividenden schütte ich mir aktuell bewusst nicht aus.

Meine Frau ist Physiotherapeutin, arbeitet Vollzeit und verdient monatlich netto 5600 Franken. 

Ausgaben

Wohnen: Wir wohnen in einer 3,5-Zimmer-Wohnung mit Balkon. Ich habe sie vor zwei Jahren für 210’000 Franken ersteigert. Danach habe ich Küche, Böden sowie Badezimmer renoviert. 80’000 Franken habe ich aus einem Verkauf einer vorherigen Liegenschaft finanziert. Für den Rest musste ich eine Hypothek aufnehmen. 

Der Zins beträgt jährlich 1200 Franken. Wir legen auch noch 4000 Franken zur Seite, um die Hypothek zurückzuzahlen. Für Strom, Wasser, Serafe-Gebühren und andere Nebenkosten fallen nochmals 2335 Franken an. Zudem geben wir übers Jahr gerechnet 1000 Franken für Unterhalt und Reparaturen aus. Das sind gut 4500 Franken im Jahr. Diese Kosten teilen wir hälftig, mein Anteil beträgt ungefähr 180 Franken im Monat. 

Telefon und Internet: Mein Handyabo habe ich bei Wingo. Es kostet monatlich 27 Franken. Wir haben weder einen Fernseher noch Internet. Ich nutze das Handy als Hotspot. So kann ich ohne Probleme arbeiten, Filme schauen und im Internet surfen.

Versicherungen: Ich bin sehr skeptisch gegenüber Versicherungen. Wenn etwas kaputtgeht oder gestohlen wird, zahle ich das lieber aus dem eigenen Sack. Deshalb haben wir nur eine Haftpflichtversicherung. Auch hier fahre ich mit einer Jahresprämie von 75 Franken sehr günstig. 

Gesundheit: Ich habe Anspruch auf Prämienverbilligung. Mit der tiefsten Franchise zahle ich monatlich 299 Franken für die Grund- und Zusatzversicherung sowie die Unfallversicherung. Das sind 60 Franken weniger, als ich ohne Prämienverbilligung zahlen würde.

Für Franchise und Selbstbehalt habe ich letztes Jahr keinen Rappen ausgegeben, weil ich nie beim Arzt war. Auf meine Zähne schaue ich gut und gehe jährlich zur Dentalhygiene, was mich 129 Franken kostet. 

Mobilität: Ich habe auch einen Führerschein und reise hauptsächlich mit dem ÖV. Wenn ich ein Auto brauche, leihe ich es von meinen Eltern aus. 

Meine Frau und ich haben das Generalabonnement Duo. Sie zahlt das Basis-GA, und ich profitiere als zweite Person im selben Haushalt von einem vergünstigten GA. Ich habe 2660 Franken bezahlt, der Preis ist dieses Jahr nun um 200 Franken gestiegen.

Haushalt: Wir überweisen monatlich 200 Franken auf das Gemeinschaftskonto. Beide haben eine Debitkarte und zahlen die Einkäufe direkt damit. 

Wir gehen fast täglich einkaufen. 50 Meter von unserem Haus entfernt hat es einen Denner. Das ist fast wie unser Kühlschrank. Ich habe kein Büro, sondern arbeite von zu Hause. Morgens esse ich ein Müesli mit Haferflocken, mittags koche ich mir eine warme Mahlzeit, und abends gibt es «Café complet». 

Unser Büsi haben wir erst seit April. Für Katzenfutter geben wir monatlich 30 Franken aus. 

Meine Haare lasse ich mir alle drei Monate schneiden. Der Coiffeur ist sehr günstig, mit Trinkgeld zahle ich knapp 30 Franken pro Besuch. 

Verpflegung ausser Haus: Ich gebe ungefähr 80 Franken pro Monat für auswärtiges Essen aus, wobei ich lieber mittags essen gehe als abends. Einmal im Monat gehen meine Frau und ich in ein Restaurant, zum Beispiel ins Tibits. Da gebe ich etwa 30 Franken aus – mal übernehme ich die Rechnung, mal zahlt sie. 

Feierabendbiere oder kleinere Ausgaben wie einen Coffee to go rechne ich in diesen Budgetposten und halte sie bewusst niedrig. Mit Freunden gehe ich etwa viermal im Jahr essen, also nicht regelmässig, sondern eher zu besonderen Anlässen.

Kleidung und Schuhe: Ich kaufe zweimal im Jahr Kleidung und Schuhe. Einmal im Januar, dann ist Winterausverkauf, das andere Mal im Juli, dann sind die Sommersachen reduziert. 

Dabei gebe ich meist um die 500 Franken aus. Ich trage hauptsächlich Poloshirts und Stoffhosen, selten Jeans, und kaufe gelegentlich ein Hemd, je nach Anlass. Für mein Praktikum beim Gericht habe ich mir einen schlichten Anzug zugelegt. Der hat 100 Franken gekostet.

Freizeit: Wir sind gern in den Bergen, sei es zum Wandern oder Skifahren. Jedes Jahr kaufe ich mir den Magic Pass, das ist sozusagen ein GA für Bergbahnen und kostet 419 Franken. 

180 Franken pro Jahr lege ich für Material auf die Seite. Letztes Jahr waren es neue Wanderschuhe, dieses Jahr brauche ich einen neuen Skihelm.

Mitgliedschaft: 140 Franken bezahle ich als Mitgliederbeitrag für den SAC, auch wenn ich nur einmal pro Jahr von den Hüttenrabatten profitiere und insgesamt mehr bezahle, als ich dadurch zurückerhalte. Aber ich finde es eine gute Sache und bezahle den Betrag gern. 

Ferien: Im Sommer habe ich drei Wochen Ferien gemacht. Davon eine Woche in Deutschland bei meinem Grossvater und zwei Wochen in Dänemark, wobei ich mit dem Velo unterwegs war. 

Im Frühling war ich eine Woche in Spanien in den Ferien. Dafür habe ich rund 750 Franken ausgegeben. 

Alles in allem gebe ich für Ferien momentan 4000 Franken aus, davon fast 2000 Franken allein in den Sommerferien.

Spenden: Ich hatte schon immer ein wirtschaftlich orientiertes Denken und schätze Eigenverantwortung sehr. Schon im Gymnasium organisierte ich Tagesreisen, verdiente damit Geld und entdeckte so meinen Geschäftssinn. Weil ich persönliche Freiheiten mag und diese bei der FDP grossgeschrieben werden, spende ich jedes Jahr 100 Franken.

Weiterbildung: Im Mai habe ich die Berufsprüfung Immobilienbewertung gemacht. Dafür musste ich 2200 Franken bezahlen. Das ist schon viel Geld, aber ich habe sehr viel gelernt. 

Altersvorsorge: Ich zahle schon das fünfte Jahr den Maximalbetrag in die Säule 3a ein. Das Geld ist in einem Fonds angelegt. Mit dem eingezahlten Geld habe ich bereits 2000 Franken Gewinn gemacht. 

Steuern: Ich werde dieses Jahr ein steuerbares Einkommen von null haben. Inzwischen zahle ich aber Vermögenssteuern, weil ich das Aktienkapital bei den Steuern angeben muss. Zudem muss ich mein Darlehen an die Aktiengesellschaft als Vermögen versteuern. Das macht insgesamt 480 Franken Vermögenssteuer pro Jahr. 

Weil ich nicht ins Militär gehe, muss ich pro Jahr nochmals 400 Franken Wehrpflichtersatz zahlen. 

Sparen und Vermögen: Mein ganzes Geld steckt in der Aktiengesellschaft. Durch die Amortisation der Schulden wächst das Kapital, somit indirekt auch mein Vermögen.

Mein grösster Luxus

Reisen. Dabei lernt man so viel, das möchte ich nicht missen. Ich war bereits in 70 Ländern. Wir geben auch schon mehr aus als früher. Früher war mein Reisebudget 500 Franken pro Woche, heute sind es 1000 Franken.

So fühle ich mich

Selbstbestimmt. Wenn ich weiter wachsen möchte, kann ich das. Wenn ich zum Schluss komme, dass es genügt, dann kann ich mir Dividenden auszahlen und davon leben. 30 ist noch nicht der richtige Zeitpunkt, an die Pension zu denken. Irgendwann geht es auch an die Familienplanung, und dann ändern sich die Prioritäten.

In der Schweiz werden Arbeit und Konsum relativ stark besteuert, der Vermögenszuwachs deutlich weniger. Deshalb habe ich mich bewusst auf Vermögenszuwachs konzentriert und meine Ausgaben auf ein Minimum reduziert. Je nach Betrachtungsweise habe ich kein Einkommen und erhalte Prämienverbilligungen oder bin ein Vermögensmillionär, der keine Prämienverbilligungen bräuchte.

Das Problem bin nicht ich, sondern unser Steuersystem. Ich habe das System nur analysiert und handle danach. Selbstverständlich halte ich mich dabei an das geltende Recht. Demnächst werde ich anfangen müssen, mir einen kleinen Lohn auszuzahlen. Ich plane, ein Tochterunternehmen für Immobiliendienstleistungen zu gründen. Dann kann ich kaum mehr begründen, dass das Tochterunternehmen Umsatz ohne Arbeit erwirtschaftet.

Aufgezeichnet von Katrin Reichmuth. 

Hier finden Sie die bisherigen Folgen der Rubrik «Die Abrechnung». 

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