Darum gehts
- Spitalmitarbeiterin ergaunerte 365'000 Franken von einem Patienten durch Lügen
- Sie erweckte das Mitleid des autistischen Mannes und machte ihm falsche Hoffnungen
- Weitere Fälle: Psychiatriepfleger ergaunerte 200'000 Franken, Spitex-Haushälterin 360'000 Franken
Wegen einer Nierenerkrankung ging ein Schweizer zur Dialyse in einem Aargauer Spital. Dort traf der autistische Mann auf eine Spitalmitarbeiterin, die ihm bald sympathisch wurde. Doch aus scheinbar freundlichen Gesprächen und lockerem Chatten entwickelte sich über die Jahre ein perfides Lügengeflecht, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet.
Die Frau erregte das Mitleid des Mannes und fingierte ein Leben, in dem sich alles gegen sie zu wenden schien. So behauptete sie, Opfer häuslicher Gewalt zu sein, Probleme mit der Lohnauszahlung zu haben und deshalb die Miete nicht zahlen zu können. Ihr Patient glaubte ihr und half ihr finanziell aus.
Schliesslich gab die Frau vor, die Beziehung intensivieren zu wollen. Er stellte ihr ein Darlehen über mehr als 160'000 Franken aus und gab ihr weitere 20'000 Franken für angebliche Ferien zusammen mit ihm, schreibt die «Aargauer Zeitung» weiter. Dann gab sie vor, ihm ihre Niere spenden zu wollen. Als sie jedoch angeblich mehrfach schwer erkrankte, brauchte sie Geld für Medikamente. Wieder half er ihr aus.
Doch dann bemerkte der Beistand, der das Vermögen des Mannes mitverwaltete, den Betrug. Die Gesamtsumme des erschwindelten Geldes: knapp 365'000 Franken! Am Donnerstag sprach das Bezirksgericht Aarau das Urteil: drei Jahre teilbedingte Freiheitsstrafe für die Spitalmitarbeiterin und eine bedingte einjährige Freiheitsstrafe für ihren Mann wegen Mittäterschaft.
Immer wieder nutzen Pflegekräfte die schwierige Situation ihrer Patienten aus. Blick zeigt die dreistesten Abzocker-Skandale der letzten Jahre.
Psychiatriepflegefachmann ergaunert 200'000 Franken
Zwischen 2011 und 2012 betreute ein Psychiatriepflegefachmann sein Opfer – das seit Jahren unter einer schweren Persönlichkeitsstörung und Depressionen litt. Aus Dankbarkeit machte der Mann seinem Pfleger Geschenke, darunter eine Rado-Armbanduhr, ein Montblanc-Kugelschreiber und ein LCD-Fernseher. Eiskalt: Der Pfleger gab an, Schulden zu haben, woraufhin ihm sein Opfer ein Darlehen anbot. Der ursprünglich eingesetzte Betrag sei jedoch nicht genug, meinte der Pfleger. Schliesslich überwies das Opfer ihm 200'000 Franken. 2016 erhielt der Betrüger-Pfleger vor dem Bülacher Gericht eine bedingte Freiheitsstrafe von zwei Jahren.
Spitex-Haushälterin nimmt sich 360'000 Franken vom Konto
Als ein pflegebedürftiger 95-Jähriger im September 2020 seine Ehefrau verlor, habe er Unterstützung im Alltag benötigt, schreibt der «Beobachter». Eine Haushälterin der Spitex wurde angestellt. Sie erzählte bald mitleiderregende Geschichten, darunter über eine verstorbene Schwester in Sri Lanka, die angeblich fünf Waisenkinder hinterlassen habe. Und immer wollte sie Geld. Ihr Opfer war bald durch die Mitleidsmasche so eingefangen, dass er ihr immer mehr Geld gab und ihr schliesslich seine Bankkarte mitsamt dem PIN-Code überliess. Die nutzte sie für Beautyshops, Modehäuser und Reisen. Über drei Jahre lang ergaunerte sich die mutmassliche Betrügerin so 360'000 Franken. Dank eines Bankmitarbeiters flog die Sache dann jedoch auf. 2025 zog die Familie des mittlerweile verstorbenen Opfers vor Gericht.
Ringe bei Handmassage von Fingern gezogen
Im Dezember 2023 flog in Schwyz ein Spitex-Pfleger auf, der mehrere Senioren mit einer perfiden Masche bestahl. Während Handmassagen zog er seinen Opfern die Ringe vom Finger und steckte sie ein. Zudem liess er bei seinen Hausbesuchen Bargeld, Handtaschen, Uhren, Staubsauger und Frotteetücher mitgehen. Insgesamt brachte er seine Opfer um mehrere Zehntausend Franken. Vor Gericht erhielt er eine bedingte Geldstrafe von 180 Tagessätzen à 50 Franken, bei einer Probezeit von zwei Jahren – zudem musste er eine Busse von 2750 Franken und die Verfahrenskosten von 5870 Franken bezahlen.