Darum gehts
- Gastrounternehmer Roberto Giovanoli soll Angestellte sexuell belästigt haben
- Giovanoli bestreitet Vorwürfe, spricht von Flirten und dummen Sprüchen unter Kollegen
- 33-jährige Angestellte berichtet von vulgären Nachrichten über mehrere Monate hinweg
Roberto Giovanoli (35) gilt als Aufsteiger in der Bündner Gastroszene. Unternehmer, Vorstandsmitglied, Vizepräsident im Lions-Club. Erfolgreich, professionell – nach aussen. Doch hinter den Kulissen zeigt er ein anderes Gesicht.
So soll Giovanoli seine Restaurantangestellte Berta F.* (33) über Monate hinweg mit vulgären Nachrichten belästigt haben. Die Unia-Zeitschrift «Work» hat entsprechende Chatauszüge publiziert.
In einem beschwert sich Berta F. bei Giovanoli, er stauche sie immer für Sachen zusammen, die er ihr nie erklärt habe. Seine Reaktion: «Nächstes Mal fragst du, wie man einen Blowjob macht, dann zeige ich es dir.»
Chef fragt ständig nach Sex
Ein anderes Mal lässt sie sich über einen Mitarbeiter aus, der ständig Fehler mache. Ihr Chef schreibt zurück: «Wollen wir beide ein bisschen ficken? Dann geht es uns beiden gut.»
Spätabends meldet er sich bei ihr und fragt: «Morgen Büro?» Sie will wissen, was er damit meine. Giovanoli: «Ein bisschen ficken.»
Und als Berta F. ihn darauf hinweist, dass sie seit 15 Tagen durcharbeite, antwortet er: «Wenn du willst, gebe ich dir einen Fick, dann sind wir quitt.»
Drohung nach Kündigung
Die 33-jährige Italienerin erzählt der Zeitung, die frivolen Nachrichten hätten sie sehr belastet. Sie habe nicht mehr schlafen können, sei krankgeschrieben worden. Als sie kündigt, droht er, sie zu ruinieren: «Ich werde alles dafür tun, dass du in der Gegend keine Arbeit mehr findest.»
Giovanoli hat Einfluss. Er sitzt im Vorstand des kantonalen Arbeitgeberverbands Gastro Graubünden. Und er ist Vizepräsident des Lions-Club St. Moritz.
Sein Unternehmen Plan-B Kitchen AG betreibt zahlreiche Restaurants, unter anderem in Chur, St. Moritz, Samedan. Die Firma bietet auch Caterings und Foodtrucks an.
Gegenüber Blick wehrt sich der Chef gegen die Vorwürfe. «Mit dem Flirten hat sie angefangen», beteuert er. «Wir haben immer zweideutig miteinander geschrieben.»
«Du solltest mir mehr als einen geben»
Auf seinen Kommentar «Wenn du willst, gebe ich dir einen Fick, dann sind wir quitt» habe Berta F. geantwortet: «Nein. Bist du so teuer? Du solltest mir mehr als nur einen geben.»
Auch habe sie ihn manchmal «mein Liebster» genannt und Kuss-Emojis geschickt. Gelaufen sei aber nie etwas. Dass sich Betra F. belästigt fühlte, bestreitet Giovanoli: «Das waren einfach dumme Sprüche unter Kollegen.»
Doch Kollegen sind sie eben nicht. Berta F. ist bei Giovanoli angestellt, wohnt in den Räumlichkeiten des Betriebs. Er ist also nicht nur ihr Chef, sondern auch ihr Vermieter.
Und auch andere ehemalige Mitarbeiterinnen von Plan-B Kitchen erzählen von Belästigungen. Eine von ihnen erinnert sich im Artikel der «Work»: «Er machte einmal schlüpfrige Kommentare, als ich eine weisse Sauce steifschlagen musste.»
Stundenblätter mutmasslich manipuliert
Giovanoli werden Verstösse gegen das Arbeitsgesetz und den Gesamtarbeitsvertrag vorgeworfen. Angestellte berichten von manipulierten Stundenblättern. Ihnen seien Pausen eingetragen worden, obwohl sie diese gar nie gemacht hätten. Wenn sie die Stundenabrechnung Ende Monat nicht unterschrieben hätten, habe der Chef gedroht, den Lohn nicht zu bezahlen.
Im Gespräch mit Blick erklärt Giovanoli, die Löhne gingen jeweils automatisch raus. Er könne diese gar nicht zurückbehalten. Zu den Pausen sagt er: «Je nach Schicht haben die Mitarbeiter unterschiedlich lange Pausen zugute. Sie sind selbst verantwortlich, diese auch zu nehmen.»
Giovanoli betont, sein Betrieb würde regelmässig Kontrollen unterzogen. Zuletzt im Juni 2025. Dabei sei nichts Signifikantes beanstandet worden. Er spricht von einer «Rufmordkampagne der Unia». Gegen den Autor des «Work»-Artikels habe er indes Anzeige erstattet.
Vorstand verlassen
Der Arbeitgeberverband Gastro Graubünden und der Lions-Club wollten sich auf Anfrage nicht zu den Vorwürfen gegen ihr Vorstandsmitglied äussern.
Dafür hat Giovanoli von sich aus entschieden, aus der Führung von Gastro Graubünden auszutreten. «Ich will nicht, dass der Verband meinetwegen angegriffen wird», erklärt er.
Betra F. hat sich seit Giovanolis Statement zurückgezogen. Es gehe ihr nicht gut und sie fühle sich unter Druck, erklärt sie gegenüber Blick. Die Unia will mit den Angestellten indes den Rechtsweg beschreiten. «Wir haben die Dossiers einem Anwalt übergeben», teilt die Gewerkschaft mit.
* Name geändert