Darum gehts
- Schönheitsideale in sozialen Medien beeinflussen das Körperbild von Jugendlichen
- Mädchen empfinden stärkeren Druck als Jungen, Schlankheitsideale senken den Selbstwert
- Mitunter können die Schönheitstrends die Gesundheit gefährden
Auf Social Media steht sehr viel im Zeichen der Selbstoptimierung. Es geht um Sehen und Gesehenwerden. Der eigene Körper wird im Blick der sozialen Medien zur Projektionsfläche für Schönheitsideale.
Das baut Druck in Bezug auf das eigene Körperbild auf – vor allem in der Jugend, wie eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und Swisscom nun zeigt. Für den JAMESfocus-Bericht 2025 wurden über 1100 Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren zum Thema Schönheitsideale in den sozialen Medien befragt.
Verinnerlichte Schlankheitsideale lassen Selbstwert sinken
Dabei wurden zwei Schönheitsideale herausgefiltert: Während die Mädchen in den sozialen Medien vor allem mit schlanken und dünnen Körpern konfrontiert wurden, waren es bei den Jungen verstärkt muskulöse Idealbilder.
In der Befragung zeigte sich: Die Mädchen schienen in den sozialen Medien einen stärkeren Druck auf ihr eigenes Körperbild zu empfinden als die Jungen. «Je stärker vorherrschende Schlankheitsideale verinnerlicht sind, umso niedriger ist der Selbstwert von Jugendlichen», erklärt Jael Bernath, ZHAW-Medienpsychologin und Mitautorin der Studie.
Einen Zusammenhang zwischen muskulösen Idealbildern und dem Selbstwert fand die Studie jedoch nicht. Laut Bernath könnten diese möglicherweise eher zu sportlicher Aktivität motivieren und damit das Wohlbefinden stärken.
Unterschiede zeigen sich auch im Alter
Auch beim Alter zeigten sich Unterschiede. 16- bis 19-Jährige fühlten sich durch soziale Netzwerke stärker unter Druck gesetzt als 12- bis 13-Jährige. Das könnte auf die intensivere Nutzung sozialer Medien zurückzuführen sein. Während 95 Prozent der 16- bis 19-Jährigen täglich oder mehrmals täglich die sozialen Medien nutzten, seien es bei den 12- bis 13-Jährigen lediglich 82 Prozent.
Doch gleichzeitig sei der Selbstwert im Verlauf der Jugendjahre angestiegen, beobachteten die Studienautoren. Dies sei möglicherweise auf die erfolgreiche Bewältigung von altersspezifischen Entwicklungsaufgaben zurückzuführen.
«SkinnyTok» als alarmierender Trend
Wie gefährlich Schönheitsideale in den sozialen Medien werden können, zeigte in diesem Jahr der Tiktok-Trend «SkinnyTok». Unter dem Deckmantel von «Self-Care» wurden unzählige Beiträge verbreitet, die exzessives Kalorienzählen und Hungertipps anpriesen. Abgemagerte Körper und sichtbare Knochen – in Extremfällen sogar Essstörungen wurden gefeiert.
Mittlerweile hat Tiktok den Hashtag «SkinnyTok» gesperrt. Die Zahl der extremen Beiträge hat abgenommen, doch unter Begriffen wie «Skinny Girls» oder «Skinny Mindset» wird das Schlankheitsideal weiterhin diskutiert.
Schönheitstrend «Looksmaxxing» mit gefährlichen Methoden
Männliche Nutzer finden sich vor allem unter dem Trend «Looksmaxxing» wieder. In zahlreichen Beiträgen werden muskulöse und besonders grosse Körper oder markante Kieferpartien als attraktiv und erstrebenswert markiert. Neben zahlreichen Fitnessratschlägen sind dabei jedoch auch gefährliche Trends wie das sogenannte «Mewing» oder «Bone Smashing» entstanden.
Beim «Mewing» handelt es sich um ein intensives Kautraining, oft mit harten Kaugummis oder speziellen Kaugeräten, um die Kieferregion zu definieren. Wissenschaftlich belegt ist die Methode nicht, Zahnmediziner warnen zudem bei falscher Ausführung vor Schäden an Zähnen und Kaumuskulatur.
Beim «Bone Smashing» zertrümmert man sich das Gesicht
Noch gefährlicher ist der Trend «Bone Smashing». Hierzu schlagen junge Männer mit Gegenständen, wie etwa Hämmern oder Flaschen, auf ihr Gesicht. Mikrofrakturen sollen die Gesichtsknochen definierter zusammenwachsen lassen – so die Idee. Einen wissenschaftlichen Beleg gibt es dafür nicht – im Gegenteil. Mediziner warnen vor Schmerzen und bleibenden Schäden.
Immer wieder werden auch kosmetische Beinverlängerungen angepriesen – um einen möglichst grossen Körper zu erhalten. Zwar sind diese dank moderner Techniken und erfahrener Chirurgen möglich, doch einige Experten warnen vor den Risiken solcher Operationen – vor allem durch die lange Nachbehandlungsphase.