Video zeigt Situation auf dem Hof Anfang Jahr
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Bellende Hunde in Zwingern:Video zeigt Situation auf dem Hof Anfang Jahr

Horror-Hof in Ramiswil SO ist kein Einzelfall – Lucia T. trieb auch hier ihr Unwesen
«Die Pferde waren in einem katastrophalen Zustand»

Nach dem Tierschutzskandal in Ramiswil SO kritisiert Tierschützerin Anouk Thibaud die fehlende Kommunikation zwischen den Kantonen. Sie fordert bessere Zusammenarbeit, um solche Missstände in der Tierhaltung frühzeitig zu erkennen – und zu stoppen.
Publiziert: 15.11.2025 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2025 um 11:40 Uhr
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Tierhalterin Lucia T. ist schon im Jahr 2023 negativ wegen ihrer Pferde aufgefallen.
Foto: Screenshot

Darum gehts

  • Tierschützerin kritisiert kantonale Zusammenarbeit bei Tierschutzfällen nach Vorfällen in Ramiswil SO
  • Lucia T. fiel bereits 2023 mit vernachlässigten Pferden in Freiburg auf
  • 120 Hunde eingeschläfert, 43 Pferde beschlagnahmt auf Hof in Ramiswil SO
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Anouk Thibaud (50) ist schwer enttäuscht. Die Gründerin der Westschweizer Pferdehilfsorganisation Refuge de Darwyn sagt im Gespräch mit Blick: «Die kantonale Zusammenarbeit bei Tierschutzfällen ist einfach schlecht.» 

Der Grund: Die schockierenden Vorfälle auf einem Hof in Ramiswil SO, die kürzlich die Schweiz erschütterten. «Man muss nur den Kanton wechseln und schon hat man keinerlei Probleme mehr», sagt Thibaud und spielt dabei auf die Tierhalterin Lucia T.* (57) an.

Schon 2023 aufgefallen

Die Meldung schockierte die Schweiz: Auf einem Hof in Ramiswil SO wurden rund 120 Hunde getötet. Die Tiere waren von Lucia T. dermassen schlecht versorgt worden, dass die Behörden gemäss eigenen Angaben keine andere Möglichkeit mehr sahen.

«Schlechte Tierhaltung war seit längerem bekannt»
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Daneben wurden auch 43 Pferde beschlagnahmt. Diesen geht es den Umständen entsprechend gut. Doch es ist nicht das erste Mal, dass Lucia T. auch mit Pferden Probleme hatte.

Schon 2023 fiel die Gesundheitsexpertin negativ auf – dies in der Westschweiz mit Pferden, wie «La Liberté» am Freitag berichtete. Anouk Thibaud sagt zu Blick: «2023 erhielten wir die Meldung, dass ein Bauer in Sorens FR 90 Pferde von Lucia T. aufgenommen hatte.» T. habe dem Bauern Geld für die Betreuung der Tiere versprochen, aber letztlich nie gezahlt. «Der Bauer war total überfordert mit den vielen Pferden, hatte kaum Geld, um sie zu ernähren.» 

Sein Anwalt bestätigt gegenüber «La Liberté», dass Lucia T. dem Landwirt gut 800'000 Franken schuldet. 

Die Folge der ausbleibenden Zahlungen an den Bauern: Den vielen Pferden ging es schlecht, die Tiere sind kaum mehr als Haut und Knochen, als Thibaud sich ein Bild vor Ort macht. «Wir haben sofort eine Meldung ans Freiburger Veterinäramt gemacht, denn die Pferde waren in einem katastrophalen Zustand», sagt sie. Die Meldung liegt Blick vor. 

«Seltsames Verhalten»

Zunächst aber will das Freiburger Veterinäramt den Fall nicht anhand nehmen. «Sie sagten uns, das sei ein Problem zwischen dem Bauern und Lucia T., ein seltsames Verhalten», ärgert sich Thibaud. Sie besteht darauf, dass die Behörden sich um die Pferde kümmern. «Dann hiess es plötzlich: Wir haben das Dossier aufgenommen, wir werden einen Verkauf der Tiere verlangen, damit der Bestand reduziert wird. Ob sie es gemacht haben oder nicht, weiss ich jedoch nicht», sagt die Tierschützerin.

Soweit Anouk Thibaud informiert ist, hat Lucia T. die Pferde dann selbst abgeholt, und irgendwie verteilt. «Wir wissen, dass zehn Pferde auf einem Hof in Frankreich gelandet sind. Aber auch dort bezahlte T. die Pension nicht.» Ob es sich bei den nun im Kanton Solothurn beschlagnahmtem Tieren um einen Teil der Pferde handelt, die im Herbst 2023 in Sorens waren – Anouk Thibaud weiss es nicht. 

Kritik am System

Für Tierschützerin Thibaud ist der Fall exemplarisch dafür, dass die kantonale Zusammenarbeit bei Tierschutzfällen nicht klappt. «In Freiburg wurden Pferde vernachlässigt, doch im Kanton Solothurn wusste man offenbar nichts vor der Vorgeschichte von Lucia T.», sagt Thibaud. «Das kann nicht sein!»

Neue nationale Meldestelle Tierschutz

Der Schweizer Tierschutz (STS) etabliert ab 2026 eine verstärkte nationale Meldestelle gegen Tierquälerei, um Meldungen aus der Bevölkerung unkompliziert entgegenzunehmen und systematisch zu prüfen. Parallel betreibt der STS bereits eine Meldestelle Tierhandel, die unseriöse Züchter und Tierhändler erfasst.

In seinem aktuellen Tätigkeitsbericht erklärt der Verband, dass über diese Plattform skrupellose Anbieter identifiziert und eingeschätzt werden. Potenzielle Käufer können zudem STS-Beratung vor dem Tierkauf in Anspruch nehmen. Ziel ist ein effektiverer Schutz für Tiere in der ganzen Schweiz.

Der Schweizer Tierschutz (STS) etabliert ab 2026 eine verstärkte nationale Meldestelle gegen Tierquälerei, um Meldungen aus der Bevölkerung unkompliziert entgegenzunehmen und systematisch zu prüfen. Parallel betreibt der STS bereits eine Meldestelle Tierhandel, die unseriöse Züchter und Tierhändler erfasst.

In seinem aktuellen Tätigkeitsbericht erklärt der Verband, dass über diese Plattform skrupellose Anbieter identifiziert und eingeschätzt werden. Potenzielle Käufer können zudem STS-Beratung vor dem Tierkauf in Anspruch nehmen. Ziel ist ein effektiverer Schutz für Tiere in der ganzen Schweiz.

Sie fordert daher eine nationale, schwarze Liste von unseriösen Tierhaltern. «Gäbe es so etwas, wäre den 120 Hunden ihr tragisches Schicksal vielleicht erspart geblieben.»

Eine Anfrage von Blick an das kantonale Veterinäramt von Freiburg zu den Vorfällen blieb bis zur Publikation unbeantwortet. 

Auch Lucia T. war für eine Stellungnahme von Blick nicht zu erreichen. 

Die Forderung von Anouk Thibaud unterstützt auch der Schweizer Tierschutz (STS). Sprecher Simon Hubacher sagt zu Blick: «Es braucht in der Schweiz ein engmaschiges System an staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren für mehr Tierschutz und Tierwohl. Die kantonalen Veterinärämter müssen personell und finanziell so ausgestattet sein, dass sie ihre Aufgaben wirksam wahrnehmen können.» Aktuell sei dies nicht in allen Kantonen gleichermassen der Fall. «Zudem fehlt es an Koordination», sagt Hubacher. 

* Name geändert 

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