Darum gehts
- 120 Hunde eingeschläfert, Pferde und Ziegen beschlagnahmt. Betreiberin unter Verdacht
- Tierschutzverein warnte Behörden monatelang vor vernachlässigter Tierhaltung
- Community zeigt sich betroffen
Für sie kam offenbar jede Hilfe zu spät: 120 Hunde mussten wegen vernachlässigter Tierhaltung eingeschläfert werden. Zudem wurden mehrere Dutzend Pferde und zwei Ziegen beschlagnahmt. Was auf dem Hof in Ramiswil SO in einem Drama endete, hat eine lange Vorgeschichte. Die Betreiberin, eine 57-jährige Gesundheitsexpertin, stand anscheinend schon länger unter Verdacht – ein Tierschutzverein hatte die Behörden bereits Monate zuvor gewarnt. Die Tiere seien fehlernährt und krank gewesen, die Hunde in einem sehr schlechten Zustand. Das Vorgehen ist gemäss Einschätzung der Kantonstierärztin Chantal Ritter unvermeidbar gewesen. Gegen die Betreiberin des Hofs läuft nun ein Verfahren wegen Verstössen gegen das Tierschutzgesetz.
Der Vorfall schockiert und wirft viele Fragen auf. Hätte die Masseneinschläferung verhindert werden können? Warum haben die Behörden erst jetzt eingegriffen? Wie ist es überhaupt zu diesem Mass an Vernachlässigung gekommen? Während Blick diesen Fragen nachgeht – Update folgt –, zeigt sich die Community in der Kommentarspalte betroffen.
«Als Tierliebhaber tut so was weh»
Betroffen ist etwa Leser Hans Schweizer. Er schreibt: «Das ist echt sehr traurig. Als Tierliebhaber tut so was weh. Egal, wer es hier versäumt hat, die Tiere entweder korrekt zu halten oder rechtzeitig einzugreifen. Sehr traurig.» Von aussen sei das schwierig zu beurteilen, die Leidtragenden seien die Tiere. «Sie mussten in diesem Fall mit dem Tod bezahlen.»
Viele in der Kommentarspalte kritisieren vor allem das radikale Vorgehen des Veterinäramts scharf. Sie sind überzeugt, man hätte es anders machen und einige der Tiere retten können. «Es ist erschütternd, dass die Situation sowohl der zuständigen Behörde als auch dem Tierschutz des Kantons Solothurn schon lange bekannt war», schreibt Ywan Schürmann. «Ich kann kaum nachvollziehen, warum nicht früher gehandelt wurde, um die Tiere zu retten. Wäre das Areal rechtzeitig geräumt worden, hätten über 100 Hunde die Chance auf ein neues Zuhause gehabt. Ein Schicksal, das sie nun nicht mehr erleben konnten.»
Man gehe wieder mal den Weg des geringsten Widerstandes, schreibt etwa Lilo Müller. «Mir muss doch niemand erzählen, dass man in dieser kurzen Zeit 120 Hunde auf ihre Lebensfähigkeit und Gesundungschance seriös überprüfen kann.» Es sei einfach entsorgt worden, mutmasst sie. «So was von einer öffentlichen Behörde ist mehr als unterirdisch. Ich könnte laut schreien ob so viel Inkompetenz und Gleichgültigkeit!»
«Himmeltraurig, es macht mich wütend!!»
«Das ist ein Skandal!», schreibt Raimund Thümmel. «Niemand kann mir erzählen, dass nicht ein Hund hätte gerettet werden können. Unglaublich!» Auch Marion Jost kommentiert betroffen: «Himmeltraurig, es macht mich wütend! Warum wurde da nicht schon viel früher eingegriffen? Nehmt endlich die Tierschützer ernst, sie tun das nicht aus Spass!»
Unter den Kommentatorinnen und Kommentatoren gibt es aber auch viele, die in erster Linie den Ursprung des Skandals thematisieren: die desaströse Tierhaltung. Der Unmut ist gross. Christian Ryser kommentiert: «120 Hunde eingeschläfert? Die müssen ja in einem schrecklichen Zustand gewesen sein, wenn nur noch Töten eine Option war. Die Besitzerin hat 120 Tiere auf dem Gewissen!»
Ähnlich sieht es Dänu Schneeberger: «Schlimm. Und die Leidtragenden sind hier die Tiere! Das ist nicht zu entschuldigen, die Besitzerin soll dafür bezahlen! Und die Ämter müssen über die Bücher, wieso dauert ein solcher Eingriff so lange?» Leif Roth drückt es so aus: «In erster Linie sind die Tierbesitzer für das Tierwohl zuständig und nicht die Behörden. Deshalb überrascht es mich, dass hier so auf sie eingedroschen wird.»
«Ziemlich naive Haltung von vielen»
Und dann gibt es einige aus der Community, die das Thema ausweiten und sich noch andere Fragen stellen. «Ich frage mal provokativ», schreibt Marc Hediger: «Wie viele solcher Höfe gibt es noch? Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass einige sogenannte Tierschützer solche Heime aus Eigeninteresse führen. Man kann ja so gut Geld mit der Tierliebe verdienen. Spenden hier und Spenden da. Wenn man beispielsweise einen Hund adoptieren will, sind die Hürden so hoch, dass man sich fragt, ob entsprechende Institutionen überhaupt Tiere vermitteln oder primär Spendengeld damit generieren wollen.»
«Alle mal tief durchatmen», kommentiert Leser Theo Rist, «die Halterin hat offensichtlich grosse Probleme und hat die Kontrolle schleichend verloren. Welche Alternativen hatte denn das Amt? Soll es ein Tierheim betreiben?»
Und wenn es anders gekommen wäre und der Tod der Hunde hätte abgewendet werden können? Auch dazu machen sich einige in der Leserschaft Gedanken. Dann seien die vernachlässigten Hunde wohl kaum mehr vermittelbar gewesen, sind viele überzeugt. «Ziemlich naive Haltung von vielen», äussert sich Susanne Moor zum Gedanken, es wäre bei einer Rettung der Tiere alles gut gekommen.
«Wer will solche Hunde? Ob jetzt einer hätte gerettet werden können oder nicht, spielt keine Rolle bei dieser Menge.» Moor fragt zudem rhetorisch in die Runde, wer «Alimente für so ein verwahrlostes, geschädigtes Tier» zahlen würde. «Wer hätte die 100 gesunden Hunde aufnehmen sollen?», fragt auch Anton Meier. «Die Mitglieder des Vereins? Jeder Hund, der sterben muss, ist einer zu viel.»