«Fast diktatorischer Führungsstil»
30 Lehrer kündigen bei Baselbieter Schule – Kanton muss eingreifen

30 Lehrer kündigten auf einen Schlag – wegen Missständen in der Schulleitung. Doch acht Wochen nach der Kündigungswelle schweigt die Primarschule Allschwill im Kanton Basel-Landschaft. Nun muss der Kanton ran.
Publiziert: 11:22 Uhr
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Aktualisiert: vor 51 Minuten
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Kurz vor den Sommerferien kündigten 30 Lehrer an der Primarschule Allschwil – wegen Missständen in der Schulleitung. Im Bild: Schulhaus Gartenhof.
Foto: Google Maps / Screenshot

Darum gehts

  • Massenkündigungen an Primarschule Allschwil sorgen für Unruhe und Vorwürfe
  • Vorwürfe: Vetternwirtschaft, diktatorischer Führungsstil und systematische Verunsicherung der Lehrer
  • 30 Lehrpersonen kündigten kurz vor den Sommerferien an der Schule
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Sandra MarschnerRedaktorin News-Desk

Was ist los an der Primarschule Allschwil? Kurz vor den Sommerferien kündigten 30 Lehrpersonen an der Schule im Kanton Basel-Landschaft, wie die «Basler Zeitung» berichtete. Darunter etliche langjährige Lehrer. Immer heftigere Vorwürfe an die Schulleitung wurden geäussert. Diese machte der Verein Starke Schule beider Basel (SSbB) publik, nachdem immer mehr Lehrer von Missständen an der Primarschule berichtet hatten. Konkret gehe es um «Vetternwirtschaft» und «Missachtung von Personalgesetz und Personalverordnung», schreibt die «Basler Zeitung». Auch von einem «fast schon diktatorischen Führungsstil» sei gesprochen worden.

«Widersprüchliche Personalführung und systematische Verunsicherung»

Die «bz» zitiert aus einer Beschwerde der Lehrer, die beim Lehrerinnen- und Lehrerverein Baselland (LVB) einging: Darin werde eine «widersprüchliche Personalführung, strukturelle Benachteiligung und systematische Verunsicherung» kritisiert. Zudem hätten die Lehrer der Schulleitung hohen Druck und mangelnden Respekt für die Mitarbeiter vorgeworfen.

Auch die häufige Vergabe von jährlich befristeten Arbeitsverträgen sei kritisiert worden. Die Schulleitung habe zudem nicht mit Kritik umgehen können. Selbst ein Protestbrief der Eltern über die Versetzung einer langjährigen und engagierten Lehrerin sei auf taube Ohren gestossen.

Nun greift der Kanton ein

Gemäss «Allschwiler Wochenblatt» habe die Schule die vakanten Stellen bereits wiederbesetzen können. Doch acht Wochen nach der Kündigungswelle liegt immer noch ein Mantel des Schweigens über den Vorwürfen. Weder Schulrat, Schulleitung noch Gemeinderat wollen sich dazu äussern.

Auch das Amt für Volksschulen (AVS) wurde eingeschaltet, hielt sich bisher jedoch im Hintergrund. Doch nun ändert der Kanton sein Vorgehen angesichts des unveränderlichen Schulkrachs. Wie die «bz Basel» aus sicherer Quelle wissen will, soll das AVS nun aktiv eingreifen und als Streitschlichter auftreten. So sollen endlich Lösungen gefunden werden. 

Kündigungswelle ist kein Einzelfall

Immer wieder eskalieren Schulstreits in der Schweiz. So kündigten etwa im April 2023 auf einen Schlag 25 Lehrer an der Primarschule Rüterwis in Zolikon ZH. Seit einem Jahr schwelte bereits ein Konflikt mit der neuen Schulleitung. Der Führungsstil wurde von den Lehrern als autoritär bezeichnet. Rücksprachen habe es nicht gegeben, und wer nicht mitgezogen habe, sei ins Visier genommen worden, erklärte ein Lehrer dem «Tages-Anzeiger»

Nur wenige Tage zuvor verliessen im April 2023 in der Stadt St. Gallen 16 Lehrer die Schule Grossacker. Damit fehlte auf einen Schlag ein Drittel des Lehrpersonals. Auch hier gab es Spannungen mit der Schulleitung. Selbst eine Mediation konnte den Schulkrach nicht lösen. Nach der Kündigungswelle verliessen auch der Schulleiter und sein Stellvertreter die Schule.

Auch die Kreisschule Mutschellen in Berikon AG erschütterte im Mai 2023 eine Kündigungswelle. 17 Lehrer kehrten der Kreisschule den Rücken. Grund dafür: eine inkompetente Leitung. Der Vorstand der Schule bestand aus vier Gemeinderäten – die alle unterschiedliche Interessen ihrer Kommunen mitbrachten, erklärte der Leiter einer einberufenen Task-Force der «Aargauer Zeitung».

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