Absurder Fall in Deutschland
Lehrerin seit 16 Jahren krankgeschrieben – bei vollem Lohn

Jahrelang hat eine Lehrerin aus Deutschland ihr volles Gehalt abgesahnt – ohne dafür zu arbeiten. Wäre das auch in der Schweiz möglich?
Publiziert: 11:16 Uhr
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Aktualisiert: 11:40 Uhr
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Ungefähr eine Million Euro hat die Lehrerin während ihrer Krankschreibung erhalten. (Bild: Stadt Wesel)
Foto: H. Helmlechner

Darum gehts

  • Lehrerin erhielt jahrelang Gehalt trotz Krankheit, neuer Verdacht aufgetaucht
  • Schulministerin überrascht, Bezirksregierung untersucht den Fall
  • Lehrerin kassierte seit 2009 monatlich zwischen 5051 und 6174 Euro
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Eine Lehrerin aus Nordrhein-Westfalen sorgt in Deutschland für Schnappatmung: Obwohl die Frau seit 2009 nicht mehr gearbeitet hat, kassierte sie laut «Bild» zwischen 5051 Euro und 6174 Euro im Monat – ohne dass in der Verwaltung jemand Wind davon bekam. Jetzt kommt ein neuer Verdacht hinzu.

Die Geschichte nahm 2003 ihren Lauf, als die Duisburgerin 2003 begann, am Berufskolleg Wesel zu unterrichten. Ab August 2009 erkrankte sie jedoch dauerhaft aufgrund psychischer Probleme und liess ihre Atteste regelmässig verlängern. Als 2015 ein neuer Schulleiter kam, war sie an der Schule bereits in Vergessenheit geraten. Er sagt gegenüber «Bild»: «Ich habe den Namen der Lehrerin noch nie gehört.»

«Viele Fragen»

Erst im Frühjahr 2024 fiel der Fall der Schulaufsicht auf. Eine amtsärztliche Untersuchung wurde angeordnet, wogegen die Lehrerin juristisch vorging. Sowohl das Verwaltungsgericht als auch das Oberverwaltungsgericht NRW wiesen ihre Beschwerden jedoch zurück.

NRW-Schulministerin Dorothee Feller (59) zeigte sich überrascht: «Für mich stellen sich viele Fragen, weil ich so einen Fall noch nicht erlebt habe», sagt sie dem WDR. Die Bezirksregierung Düsseldorf arbeitet den Fall auf, kann aber aufgrund des laufenden Verfahrens keine weiteren Details mitteilen.

Im Internet finden sich Einträge zu einer Heilpraktikerin mit identischem Namen, die nach 2009 entstanden sind, wie «Bild» weiter berichtet. In einem sozialen Netzwerk gab die Lehrerin eine Weiterbildung als Heilpraktikerin an. Ob die Frau tatsächlich doppelt abkassiert hat, wird nun untersucht.

Wäre das auch hierzulande möglich?

In der Schweiz wäre so ein Fall undenkbar. Denn: Im Krankheitsfall bekommen Lehrpersonen ihren Lohn nur für eine begrenzte Zeit weiterbezahlt. Wer unbefristet angestellt ist, erhält in der Regel während maximal zwei Jahren Geld: im ersten Jahr zu 100 Prozent, im zweiten Jahr noch zu 80 oder 90 Prozent – je nach Kanton. Danach endet die Lohnfortzahlung.

Eine unbefristete Weiterzahlung des vollen Gehalts, wie sie in Deutschland vorkommt, gibt es hierzulande nicht. Damit die Lohnfortzahlung gilt, müssen Lehrpersonen ihre Arbeitsunfähigkeit mit einem Arztzeugnis belegen – beschränkt auf maximal zwei Jahre.

Bei befristeten Verträgen gelten die gleichen Regeln – allerdings höchstens bis zum Ende des Arbeitsverhältnisses.

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