Interlaken nimmt Abschied von Marco
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Nach Rodelbahn-Unfall:Interlaken nimmt Abschied von Marco

Familie des verstorbenen Marco fordert Rodelbahn-Aus – und lädt zum friedlichen Protest
«Marco in Liebe gedenken»

Rodelbahn-Mitarbeiter Marco (†35) ist am Freitag in Interlaken BE tödlich verunglückt. Seine Familie rief auf Social Media daraufhin zu einer Gedenkfeier auf – die auch als Protest gegen Arbeitgeber Heimwehfluh dienen soll. Blick war am Montag vor Ort.
Publiziert: 07.07.2025 um 21:53 Uhr
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Aktualisiert: 07.07.2025 um 22:38 Uhr
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Zahlreiche Mitmenschen sind dem Ruf der Trauerfamilie am Montag gefolgt.
Foto: Beat Michel

«Eine friedliche Versammlung sein, voller Liebe und Licht»: Hierzu hat die Familie von Marco* (†35), einem Mitarbeiter der Heimwehfluh-Rodelbahn, auf Social Media aufgerufen. Der junge Mann kam am Freitag bei einer Kontrollfahrt auf tragische Weise ums Leben. Am Montagabend findet eine Trauerzeremonie bei der Talstation der Heimwehfluhbahn statt. In einem entsprechenden Post heisst es: «Es sollen so viele wie möglich kommen, die Marco in Liebe gedenken möchten.»

Blick ist am Montag vor Ort. Trotz Wind und Regen: Die Trauernden sind zahlreich erschienen, grob lassen sich 40 bis 50 Besucher zählen. Rote Kerzen schmücken die Treppe, die zur Talstation führt. Manche Kerzen tragen Abschiedsworte an den Verstorbenen. Auch Blumen werden niedergelegt.

Gegenüber Blick heisst es: Alle Besucher sind wegen Marco gekommen, man kenne ihn in Interlaken. Man wolle nun zeigen, dass man an ihn denke.

Mitglieder der Trauerfamilie sind ebenfalls vor Ort. Sie weinen, umarmen sich und spenden sich gegenseitig Trost. Ihre Freude über die Besucher ist enorm.

Für die Familie soll die Trauerzeremonie gleichzeitig als «friedlicher Protest gegen die Heimwehfluh» dienen. Der Wunsch der Familie: Arbeitgeber Heimwehfluh soll schliessen und Marco so gedenken, wie es ihm zustehe.

Kritik wegen Eröffnung

Dass Heimwehfluh am Tag nach Marcos Unfall den Rodelbahnbetrieb normal weiterlaufen liess, ist für viele unverständlich. Auf verschiedenen Plattformen machen Kritiker ihrem Unmut Luft. Auf Tripadvisor kritisiert ein User etwa: «Wenn ein Mitarbeiter auf der Rodelbahn am Freitag tödlich verunglückt, ist das für mich – unabhängig von der genauen Unfallursache – pietätlos.»

Geschäftsführer David Tschanz (87) findet jedoch: «Wir haben den Rodelbahnbetrieb am Tag des Unfalls eingestellt. Aber am darauffolgenden Tag sind wir dann natürlich wieder weitergefahren.»

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Tschanz ist bei der Trauerzeremonie am Montagabend nicht dabei. Der Grund: «Wir haben viel für den Verstorbenen gemacht. Aussergewöhnlich viel, mehr als für andere Angestellte. Und jetzt sind die Leute gegen uns. Das kann ich nicht begreifen», sagte Tschanz am Montag gegenüber Blick. Und: «Das tut sehr weh! Man überlegt dann, ob man anderen Menschen noch helfen will.»

Von Kritik an der Sicherheit der Bahn will Tschanz jedoch nichts wissen. Für ihn steht fest: Der Unfall ist auf einen Fahrfehler zurückzuführen. Überzeugt sagt der Geschäftsführer gegenüber Blick: «Mit dem Rodel ist alles in Ordnung!»

* Name geändert 

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