«Die Arbeit der Armee wird sehr wichtig und notwendig sein»
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Führungsstab zur Lage:«Die Arbeit der Armee wird sehr wichtig und notwendig sein»

Doch das Kleine Nesthorn gibt keine Ruhe
So soll die Armee in Blatten zum Einsatz kommen

Im Lötschental herrscht weiterhin Anspannung nach der Naturkatastrophe in Blatten VS. Ein K-Max-Helikopter entfernt Baumstämme aus der Lonza, während die Armee auf Einsatzfreigabe wartet. Die Lage bleibt unsicher, so der regionale Führungsstab.
Publiziert: 03.06.2025 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 03.06.2025 um 07:34 Uhr
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Nach der Naturkatastrophe von Blatten muss die Armee in Turtmann in Warteposition verharren.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Lage im Lötschental ist angespannt, Armee wartet auf Einsatz
  • Helikopter entfernt Baumstämme aus der Lonza für die Sicherheit
  • Am Kleinen Nesthorn befinden sich noch Hunderttausende Kubikmeter instabiles Gestein
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Knapp eine Woche nach dem grossen Gletscherabbruch auf Blatten VS ist die Situation im Lötschental noch immer angespannt. Die Armee muss in Turtmann VS in Warteposition verharren. «Die Situation ist noch zu unsicher, die Armee muss sich gedulden», sagt Fernando Lehner (65) vom Regionalen Führungsstab. Der Kanton kann nicht entwarnen, wie er in einer Medienmitteilung gestern Montagmorgen klarstellt. Die Gefahr im Bergsturzgebiet bleibe sehr hoch. «Am Kleinen Nesthorn wird erneut eine sehr hohe Aktivität registriert.» Ein Einsatz auf dem Schuttkegel ist für die Armee momentan nicht möglich. Gestern Montag ist ein privater Helikopter vom Typ K-Max in der Luft, unablässig zieht er Baumstämme aus der Lonza. Die Hochleistungsmaschine kann bis zu 2,7 Tonnen an die Leine hängen.

Wenn die Armee grünes Licht bekommt, wird die Entfernung von Schwemmholz ebenfalls eine wichtige Aufgabe sein. Lehner sagt: «Die Armee wird der Lonza mit schwerem Gerät mehr Weg geben und Holz rausholen. Das ist für die Sicherheit der Dörfer eminent wichtig.» Dazu kommt eine Kernkompetenz der Truppen: Gebiete zugänglich machen. Fernando Lehner sagt: «Wir sind jetzt schon dran, von Wiler eine Strasse bis zum Kegel freizulegen. Das braucht die Armee später, um mit der Arbeit zu beginnen.

«Lage am Berg komplex»

Ebenfalls bereits begonnen hat der Bau einer Rettungsstrasse hoch von Wiler über die Lauchernalp und über Weissenried in den hinteren Teil des Tals. Die wird aber nur bis zum ersten Schneefall offen sein. «Dann ist der Teil hinter dem Schuttkegel wieder von der Welt abgeschnitten», sagt Lehner. Gestern Montag hat denn auch ein Helikopter das Gepäck der Angestellten der beiden Hotels der Fafleralp abgeholt. Bis auf weiteres wird es da keine Gäste mehr geben.

«Die Lage am Berg ist komplex», sagt Lehner vom regionalen Führungsstab weiter. «Am Kleinen Nesthorn befinden sich noch immer ein paar Hunderttausend Kubikmeter instabiles Gestein», sagt Lehner. «Es ist viel weniger als vorher, aber sie werden irgendeinmal rutschen.» In der Medienmitteilung des Kantons heisst es konkret, dass der Korridor oberhalb des Gletschers etwa 300'000 Kubikmeter fasse. Dann hat der Mann vom Führungsstab aber eine gute Nachricht: «Das Material kann nicht mehr auf den Gletscher stürzen, der ist weg. Es hat sich eine Mulde gebildet. Da sammelt sich jetzt das Material.» Gefährlich bleibe es trotzdem: «In der Mulde des Birchgletschers bildet sich ein kleiner See. Es könnten Murgänge im Couloir auftreten.»

Auch die Luftwaffe ist bereit

In Turtmann wartet die Truppe mit Wasserpumpen, Baggern und weiteren schweren Räumungsmitteln sowie Beleuchtungsmaterial auf ihren Einsatz. Auch die Luftwaffe ist bereit. «Wir können in Aktion treten, sobald die zivile Einsatzleitung sagt, dass die Lage einen Einsatz erlaubt», sagt Armeesprecher Stefan Hofer zu Blick. Vor einem möglichen Einsatz der zivilen und militärischen Kräfte berät das Experten- und Geologenteam des Kantons den Regionalen Führungsstab. Anhand der Informationen gibt dieser dann das ultimative «Go».

Unter den Lötschentalern spürte Blick Optimismus. «Wir können jetzt wieder in die Schule, in Kippel», haben Kinder aus Blatten erzählt. «Wir haben damit wieder ein bisschen Normalität im Alltag», sagen sie weiter. «Es hilft uns, auf andere Gedanken zu kommen und uns abzulenken.» Am meisten vermissen sie das Dorf, das Haus, die Gemeinschaft, sagen sie. Der grösste Aufsteller: «Der Gemeindepräsident gibt uns Hoffnung, dass es wieder ein Blatten geben wird.» Bei allen in der Region ist klar, an Aufgeben denkt niemand. Die Kids sagen: «Wir bleiben im Lötschental, auch wenn es nie mehr so sein wird, wie es war.»

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