Darum gehts
Die USA suchten ihn per Haftbefehl, er hingegen liess es sich auf der Flucht gut gehen: Der Schweizer Daniel C.* (59) soll Millionen gewaschen haben. Seit 1999 befand er sich auf der Flucht. Nun ist er von der italienischen Zollpolizei bei einer simplen Kontrolle gestoppt worden. Der mutmassliche Finanzbetrüger war auf einem Katamaran unterwegs.
Blick-Recherchen zeigen: Obwohl der Genfer Investmentbanker ein gesuchter Mann war, postete er fröhlich auf verschiedenen Social-Media-Plattformen – und gewährte damit Einblick in sein Jetset-Leben.
Smoking, Fliege und Sonnenbrille
So etwa auf Facebook. Auf einem Foto von Mai 2024 sitzt Daniel C. samt Sonnenbrille in einem schicken Restaurant und lächelt breit. Er trägt Smoking mit Fliege – und erhält auf dem Foto gerade einen Schmatzer auf die Wange. Er feiert wohl seinen Geburtstag. Auf anderen Bildern zeigt er sich meist Selfie-schiessend auf einer Yacht oder an einem Strand. Das auffälligste Bild: der gesuchte Genfer in einem Skigebiet.
All die Bilder wurden nach 1999 gepostet. Also, nach dem grossen Coup, der ihm vorgeworfen wird. Sprich: auf der Flucht.
Die Vorwürfe
Währenddessen suchten die USA den Schweizer per Haftbefehl. Daniel C. wird beschuldigt, eine kriminelle Vereinigung zur Begehung eines Betrugs mit Finanztiteln gebildet und Geld aus unrechtmässig erworbenen Einkünften gewaschen zu haben.
Über seine Kanzlei soll er mit Aktienmanipulationen 20 Millionen Dollar gewaschen haben, berichtete «La Repubblica». Im Fall einer Verurteilung drohten ihm in den USA bis zu 25 Jahre Haft, so die Zeitung weiter.
In einem früheren Artikel der «New York Times» vom Sommer 1999 heisst es, dass die Staatsanwaltschaft in Brooklyn gegen insgesamt 15 Personen Anklage erhoben hat. Darunter auch gegen Investmentbanker Daniel C.
Leben, wo andere Ferien machen
Wie Daniel C. jetzt nach Bari kam, ist unklar. Gemäss Blick-Recherchen liess er sich auf der französischen Karibikinsel Saint-Barthélemy nieder. Er selbst hat sich im Mai 2024 in einem Facebook-Kommentar dazu geäussert und die Liebe für seine neue Heimat zum Ausdruck gebracht.
In dem Beitrag bedankt sich der mutmassliche Finanzbetrüger bei Xavier Lédée, dem Präsidenten des Territorialrates von Saint-Barthélemy. Dies, nachdem der Politiker bekannt gegeben hatte, dass irgendwelche Brandstifter sich sofort vor Gericht verantworten müssen.
Daniel C. schrieb: «Herr Präsident, besondere und dauerhafte Wachsamkeit ist notwendig, um die Insel und ihre Werte zu schützen.» Er beendet den Post mit: «Sagte ein Mann, der 1999 angekommen ist, aber der diese Insel mehr liebt, als er sich vorstellen kann – Vive St. Barth!» Dazu ein paar liebevolle Emojis und: die Schweizer Flagge.
Die Auslieferung
Wo Daniel C. auch aktiv am sozialen Leben teilnahm: LinkedIn. Dort gratuliert er verschiedenen Menschen zu neuen beruflichen Errungenschaften sowie auch mal zu Feiertagen, wie etwa zum 1. August. Oder er bewertet ein Strand-Restaurant auf der französischen Insel Korsika und lobt dessen «wunderschöne Kulisse». Zudem gibt er spannenden Wirtschafts-Artikeln gerne ein Like.
Wie viele andere LinkedIn-User hielt auch Daniel C., der in der Genfer Gemeinde Chêne-Bougeries geboren ist, auf seinem Profil seine schulische und berufliche Laufbahn fest. So gibt er dort an, dass er die internationale Tages- und Internatsschule Collège du Leman in Versoix GE und die Privatuniversität University of Buckingham in London besuchte.
Speziell: Gemäss eigenen Angaben führte Daniel C. auch in den vergangenen Jahren mindestens zwei Unternehmen. Eine davon wurde gar nach seiner Flucht gegründet, vor der anderen warnt die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma).
Wie es für Daniel C. nun weitergeht und ob er nach so langer Zeit wegen Betruges in den USA in Haft muss, ist offen. Gemäss den italienischen Behörden fand seine Festnahme bereits am 10. Oktober statt, wurde aber erst am Montag publik. Im Gefängnis von Bari wartet der Langgesuchte nun auf seine Auslieferung in den USA.
* Name bekannt