Wirtschaft fordert Abbau
Bürokratie kostet uns jedes Jahr 30 Milliarden Franken!

Eine umfassende Bürokratie-Reform würde die Schweizer Wirtschaft massiv entlasten, wie eine neue Studie zeigt. Die vier grossen Wirtschaftsverbände fordern eine Entbürokratisierungsoffensive.
Publiziert: 10:14 Uhr
|
Aktualisiert: 10:50 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/7
In der Schweiz wäre viel Bürokratie vermeidbar.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Vermeidbare Bürokratie verursacht gemäss einer neuen Studie Kosten von jährlich 30 Milliarden Franken
  • Die Wirtschaftsverbände fordern einen Bürokratie-Abbau
  • Rund 55’900 Vollzeitstellen weniger würden dadurch benötigt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_1047.JPG
Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Die Summe ist immens: 30’000’000’000 Franken – 30 Milliarden! So viel Geld geht der Schweizer Volkswirtschaft jedes Jahr flöten, weil bürokratische Hürden bremsen. Das zumindest besagt eine Studie des Beratungsbüros BSS sowie des IFO-Instituts im Auftrag des Wirtschaftsverbands Economiesuisse. «Regulatorische Anforderungen und Bürokratie sind das grösste Wachstumshemmnis für Schweizer Unternehmen», stellen die Studienautoren fest.

Im Fokus der Studie steht die Frage, wie sich die Wirtschaftsleistung hierzulande entwickelt hätte, wäre die Bürokratie schon vor zehn Jahren massiv entschlackt worden. Mit weniger Regulierungen und mehr Digitalisierung etwa. In den Berechnungen erfasst die Studie nicht nur direkte Kosten, sondern auch indirekte Effekte wie ausbleibende Unternehmensgründungen oder verlagerte Investitionen.

5 Prozent mehr BIP pro Kopf

«Im Durchschnitt würde das Pro-Kopf-BIP um rund 5 Prozent über dem heutigen Niveau liegen», kommen die Volkswirtschafter zum Schluss. Hätte die Schweiz demnach im Jahr 2015 einen grundlegenden Bürokratieabbau umgesetzt, wäre das reale BIP pro Kopf bis 2022 im Schnitt jährlich um 3459 Franken gestiegen. «Die Bürokratiekosten für die Schweiz belaufen sich demnach auf rund 30,4 Milliarden Franken entgangener Wirtschaftsleistung pro Jahr.»

Die Entbürokratisierung würde sich auch in einem Stellenabbau bemerkbar machen, weil sich weniger Leute mit administrativen Belangen befassen müssten. Rund 55’900 Vollzeitstellen weniger würden benötigt, heisst es in der Studie. Personal, welches aufgrund des Fachkräftemangels produktiver eingesetzt werden könnte.

Wirtschaftsverbände fordern Bürokratie-Abbau

Das Ergebnis ruft die grossen Wirtschaftsverbände auf den Plan. Economiesuisse, Arbeitgeberverband, Gewerbeverband sowie Bauernverband verlangen vom Bund eine Entbürokratisierungsoffensive. Bis Ende Legislatur 2027 soll er den Bürokratie-Abbau auf breiter Front vorantreiben.

Die Verbände fordern dabei etwa eine Digitalisierung aller Schnittstellen zwischen Wirtschaft und Verwaltung, einen Marschhalt bei neuen Nachhaltigkeitsregulierungen oder ein Umdenken bei den Umwelt- und Energieregeln. So verlangen sie etwa die sofortige Streichung der VOC-Lenkungsabgabe oder eine Korrektur der CO2-Verordnung.

Ebenso pochen sie auf eine KMU-Regulierungskostenbremse oder eine strukturelle AHV-Reform – sprich: ein höheres Rentenalter.

«Die Wirtschaft braucht jetzt spürbare Entlastung», betonte Economiesuisse-Präsident Christoph Mäder (66) an einer Medienkonferenz in Bern. «Nur so bleibt die Schweiz wettbewerbsfähig und innovativ.»

Die Schweiz müsse sich auf ihre Tugenden zurückbesinnen, sagte Gewerbeverbands-Präsident Fabio Regazzi (63). «Die Erfolgsfaktoren sind tiefe Staatsausgaben, tiefe Steuern und Abgaben, ein schlanker Staat mit einem flexiblen Arbeitsmarkt, guter Berufsbildung und einer vergleichsweise tiefen Regulierungsdichte.»

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen