Wer weniger als 15 Minuten im Dorf ist, muss blechen
Diese Gemeinde kassiert täglich 100'000 Fr Bussgeld!

Birsfelden BL greift durch: Wer das Dorf in weniger als 15 Minuten durchquert, zahlt 100 Franken. In der Gemeinde rechnete man mit rund 15 Bussen pro Tag – tatsächlich sind es 1000. So dürften nun täglich über 100'000 Franken in die Gemeindekasse fliessen.
Publiziert: 11:15 Uhr
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Aktualisiert: 11:40 Uhr
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In Birsfelden BL kämpft man mit Ausweichverkehr. Die Gemeinde hat zu neuen Massnahmen gegriffen.
Foto: Leserreporter

Darum gehts

  • Birsfelden kontrolliert Durchfahrtszeit von Autos. 100 Franken Busse bei Verstoss
  • Gemeinde überrascht von hoher Anzahl Verstösse, musste Personal aufstocken
  • Täglich werden 1000 Verstösse registriert, entspricht 100'000 Franken Bussengeld
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sven AltermattCo-Ressortleiter Politik

Seit Anfang September kontrolliert Birsfelden BL mit Kameras, wie lange Autos im Dorf bleiben. Wer nach weniger als 15 Minuten wieder draussen ist, zahlt 100 Franken Busse. Damit will die Gemeinde Flucht- und Ausweichverkehr durch Quartiere verhindern. Nur wer wirklich etwas im Gebiet zu tun hat, soll noch hereinfahren dürfen.

In der Gemeinde hatte man im Vorfeld mit rund 15 Bussen pro Tag gerechnet. Doch die Realität sieht ganz anders aus: 1000 Verstösse werden täglich registriert!

«Um diese Mengen verarbeiten zu können, mussten die personellen Ressourcen aufgestockt werden», schreibt die Gemeinde nun in einer Mitteilung. Das Bussensystem ist für Birsfelden damit auch ein unerwarteter Geldsegen. 100'000 Franken dürften jeden Tag in die Gemeindekasse fliessen. Das Basler Portal «Onlinereports» rechnet vor, dass so seit Mitte September bereits rund 1,5 Millionen Franken zusammengekommen sein dürften. 

Es gehe nicht ums Geld, sagt die Gemeinde

Der Gemeinderat sei sich «der aktuellen Herausforderungen für Autofahrende bewusst, insbesondere wegen der Baustelle auf der Autobahn Richtung Deutschland, die zu Rückstaus führt», erklären die Verantwortlichen. «Er appelliert dennoch eindringlich, die neuen Regelungen zu beachten.»

Was das Ganze noch pikanter macht: Zuerst funktionierte das System gar nicht richtig. Erst nach zwei Wochen konnte man richtig loslegen. «Aufgrund technischer Herausforderungen mussten in der Startphase Optimierungen vorgenommen werden, sodass Bussen erst seit Mitte September ausgestellt werden konnten.» Diese Zeit habe die Gemeinde genutzt, um die Signalisation der neuen Durchfahrtsregelung noch auffälliger zu gestalten. Doch Startprobleme und Hinweisschilder hin oder her: Der Ausweichverkehr wurde offenbar weniger, verschwand aber nicht.

Bereits im Vorfeld hatten die Pläne von Birsfelden auch für Kritik gesorgt. «Das ist doch einfach eine unnütze Schikane oder Geldmacherei», kritisierte ein Blick-Leser im Sommer. Die Gemeinde betonte mehrfach, es gehe ihr nicht ums Geld. Bussen würden «konsequent verfolgt, um die volle Wirkung des Durchfahrtsregimes sicherzustellen und so mehr Sicherheit, weniger Lärm sowie eine höhere Lebensqualität in den Quartieren zu erreichen».

Das Problem mit den Navis

Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung sind laut der Gemeinde positiv. «Zwar sind die gewünschten Effekte noch nicht vollständig erreicht, doch zeigt sich bereits ein Rückgang des belastenden Verkehrs», teilt Birsfelden weiter mit.

Ein Problem bleibt: Navigationsdienste leiten weiterhin viele Autos durch die Gemeinde – obwohl sich die Gemeinde mit Anpassungswünschen bei ihnen gemeldet hat. «Bedauerlicherweise haben bisher nur wenige Anbieter diese Anpassungen umgesetzt.»

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