Blick-Leser stinksauer über automatische Durchfahrtskontrollen in Birsfelden BL
«Das ist doch einfach Schikane»

Im September 2025 führt Birsfelden BL ein automatisches Kontrollsystem für Autofahrer ein. Wer sich weniger als 15 Minuten im Ort aufhält, muss 100 Franken zahlen. Diese Massnahme stösst Leser Peter M. sauer auf.
Publiziert: 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 19:06 Uhr
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Bis anhin galt das Teilverbot von 16 Uhr bis 19 Uhr in Birsfelden.
Foto: Leserreporter

Darum gehts

  • Birsfelden führt automatisches Kontrollsystem für Autofahrer ein, um Schleichverkehr zu reduzieren
  • Durchfahrtsverbot für Auswärtige gilt seit 2016 zwischen 16 und 19 Uhr
  • Ab September 2025 müssen Autofahrer 100 Franken zahlen bei Aufenthalt unter 15 Minuten
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Janine EnderliRedaktorin News

Blick-Leser Peter M.* (71) aus Muttenz BL ist stinksauer. Ab September 2025 herrscht in seiner Nachbargemeinde Birsfelden BL ein neues automatisches Kontrollsystem für Autofahrer. Konkret: Personen, die Quartierstrassen nutzen und sich dabei weniger als 15 Minuten im Ort aufhalten, müssen 100 Franken Busse zahlen. Ausgenommen von der Regel sind Einwohner von Birsfelden BL sowie Blaulichtfahrzeuge und Taxidienste.

Die Bussen werden eingeführt, um dem Ausweichverkehr in der Region das Handwerk zu legen. Die Einwohnerinnen und Einwohner von Birsfelden sollen durch die neuen Kontrollen entlastet werden. Beschlossen wurde das neue System von der Gemeindeversammlung. Bereits seit 2016 gilt zwischen 16 und 19 Uhr ein Durchfahrtsverbot für Auswärtige, die dem Stau auf der Autobahn ausweichen wollen. Nun folgt im Herbst also die elektronische Kontrolle. Im Mai hat die Gemeinde einen detaillierten Plan veröffentlicht, auf dem die betroffenen Strassen eingezeichnet sind. 

Für Leser M. sind die definierten Ein- und Ausgänge auf der Karte ein grosser Ärger. «Ich kann meine 91-jährige Mutter nicht mehr schnell abholen, ohne dass ich eine Busse riskiere. Ich muss mir künftig jedes Mal ganz genau überlegen, wo ich in den Sperrbereich einfahre und wieder herausfahre», sagt der 71-Jährige verärgert. 

Erreichbarkeit nicht gross eingeschränkt

Die zuständige Gemeinderätin Désirée Jaun (SP) erklärt auf Anfrage, dass Bring- und Holdienste auch weiterhin möglich seien. «Solange man das Gebiet auf dem gleichen Weg wieder verlässt, wie man hereinfährt.» Wer den gleichen Weg aus dem Quartier fährt, der auch bei der Einfahrt genutzt wurde, muss also keine Busse zahlen. Hinzu kommt: Die Regeln gelten nur in Fahrtrichtung Basel. «In Richtung Muttenz können die Strassen jederzeit ohne Einschränkungen befahren werden.»

Schweizweit ist die geplante automatische Durchfahrtskontrolle eine Premiere. Die Kontrollschilder der Autos werden bei der Einfahrt in eine Quartierstrasse per Kamera gescannt und mit der Liste von berechtigten Fahrzeugen abgeglichen. Wer die Strasse nur zur Umgehung von Stau nutzt, wird gebüsst. Die Regel gilt sieben Tage die Woche, 24 Stunden pro Tag.

«Das ist einfach Geldmacherei»

M. kann besonders Letzteres nicht verstehen. «Wenn man das wie bis anhin an den Werktagen und zu Stosszeiten macht, verstehe ich es ja noch. Aber an Sonn- und Feiertagen? Das ist doch einfach nicht normal und nicht zielführend», regt er sich auf. «An Sonn- und Feiertagen mit meiner Mutter auf kürzestem Weg Richtung Basel fahren, kann ich so vergessen. Das ist doch einfach eine unnütze Schikane oder Geldmacherei.»

Angesprochen auf die Gültigkeit des Teilverbots erklärt die Gemeinderätin: «Das Verkehrsaufkommen auf den Gemeindestrassen wird so, insbesondere bei Vorfällen auf der Autobahn, auch ausserhalb des abendlichen Werktags-Ausweichverkehrs reduziert.» Dies sei massgeblich gewesen für den Entscheid. Zusätzlich sei das System so auch leichter zu verstehen für alle. 

Die Mindestaufenthaltsdauer von 15 Minuten wurde anhand von Fahrtzeitanalysen festgelegt. «Die Dauer ist ausreichend lang, um zu verhindern, dass Fahrzeuge, die dem Stau ausweichen, die Gemeindestrassen nutzen und eine freiwillige Wartepause einlegen», erklärt Jaun. «Gleichzeitig ist sie kurz genug, damit Kundinnen und Kunden mit einem kurzen Aufenthalt in Geschäften nicht gebüsst werden.» Die Gemeinde werde aber ein Monitoring vornehmen und die Dauer bei Bedarf entsprechend anpassen. 

* Name geändert 

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