Trotz Nein an der Urne!
Schweizer wollen Autobahnen jetzt doch ausbauen

Der Stau ist für die Schweizerinnen und Schweizer das drängendste Verkehrsproblem. Das zeigt eine neue Umfrage. Trotz des Neins letzten November zum Autobahnausbau kann sich eine Mehrheit nun wieder neue Strassen vorstellen.
Publiziert: 06:11 Uhr
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Aktualisiert: vor 13 Minuten
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Stau ist aus Sicht der Schweizerinnen und Schweizer das drängendste Verkehrsproblem.
Foto: Philippe Rossier

Darum gehts

  • Schweizer wollen Stauprobleme durch ÖV-Ausbau und neue Strassen lösen
  • Umweltaspekte und Erreichbarkeit ländlicher Regionen sind wichtige Anliegen der Bevölkerung
  • 60 Prozent können sich vorstellen, ein Elektro-, Hybrid- oder Plug-in-Hybrid-Auto zu kaufen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lucien FluriCo-Ressortleiter Politik

Schweizerinnen und Schweizer wollen nicht im Stau stehen! Für eine Mehrheit im Land (57 Prozent) sind überlastete Strassen sogar das grösste Problem, das die Schweiz beim Verkehr hat. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage. Für den Mobilitätsmonitor des Autoimporteurverbands Auto Schweiz hat das Forschungsinstitut GfS 1002 Personen befragt.

Um das Stauproblem zu lösen, wollen die Schweizerinnen und Schweizer sowohl auf einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs als auch auf neue Strassen setzen.

Brisant dabei: 76 Prozent stehen hinter dem Autobahn-Ausbauprogramm des Bundes. Befürworter finden sich in allen Parteien, ausser bei den Grünen. Das klare Ja überrascht, denn noch im letzten November versenkte das Stimmvolk sechs Autobahnausbauprojekte an der Urne.

Trotz Zustimmung: Ja an der Urne ist nicht einfach

Wie lässt sich der vermeintliche Widerspruch erklären? Das Nein im vergangenen November sei «nicht als grundlegende Trendumkehr in der Haltung zum Ausbau zu deuten», halten die Forscherinnen und Forscher fest. Damit eine Vorlage aber durchkomme, müsse sie auch im links-städtischen Umfeld Mehrheiten finden. Das sei grundsätzlich zwar möglich, hänge aber sehr stark von den Argumenten und den Diskussionen im Abstimmungskampf ab.

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Nach Autobahn-Abstimmung:Burkarts letzter Auftritt in der Blick-Elefantenrunde

Einfach dürfte es so oder so nicht sein, denn die Ansprüche der Bevölkerung, denen die Verkehrsplaner gerecht werden müssen, sind hoch: Umweltaspekte und flächenschonende Lösungen spielen ebenso eine wichtige Rolle wie die gute Erreichbarkeit ländlicher Regionen, weniger Lärm und Verkehr in den Städten oder der ÖV-Ausbau. Die Planer müssen also ziemlich viele Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Klar ist ebenso: Die Bevölkerung hält die Mobilitätskosten für eher hoch. Teurer soll der Verkehr nicht werden. Keine Option sind für Schweizerinnen und Schweizer zudem höhere Tarife für Fahrten zu Stosszeiten. «Privathaushalte und Unternehmen sollten markant entlastet werden», sagt Auto-Schweiz-Präsident Peter Grünenfelder (58) mit Blick auf die Umfrageergebnisse und angesichts des Kostendeckungsgrads von fast 160 Prozent für die individuelle und gewerbliche Mobilität.

Akzeptanz für E-Autos steigt

Werden die Strassen dereinst tatsächlich ausgebaut, dürften wohl durchaus mehr Leute als heute Elektroauto fahren (oder damit im Stau stehen): 60 Prozent können sich vorstellen, ein Elektroauto, einen Hybrid oder Plug-in-Hybrid zu kaufen. Das sind mehr als in der letzten Umfrage. Die E-Autos allein liegen bei 27 Prozent. 

Nach wie vor gibt es aus Sicht potenzieller Käufer Hürden, die gegen einen E-Auto-Kauf sprechen: die Angst vor zu geringer Reichweite, Zweifel an der Umweltfreundlichkeit von Batterien, der Preis oder die Frage, ob genügend Ladestationen vorhanden sind. Langsam aber verliere die «Skepsis gegenüber Elektroautos an inhaltlicher Breite», so die Schlussfolgerung. Auto Schweiz fordert deshalb Lösungen, etwa bei den Ladesystemen. Die Autoindustrie selbst müsse den «ökologischen Fussabdruck der Batteriefertigung und -entsorgung stärker thematisieren». 

Insgesamt sind die Schweizerinnen und Schweizer den Autos gegenüber positiv oder neutral eingestellt. Für 59 Prozent ist das Auto gar unverzichtbar im Alltag. Gerade dies sind aber deutlich weniger Leute als noch 2005: Damals hielten noch 81 Prozent das Auto für unverzichtbar. Je jünger die Leute sind, desto eher ist das Auto verzichtbar. Interessant: Während auf politischer Ebene die Fronten zwischen ÖV- und Autolager verhärtet sind, findet sich dies weniger in der Umfrage. Die grosse Mehrheit hält den öffentlichen Verkehr nicht für zu stark subventioniert.

Der Stichprobenfehler der Umfrage liegt bei 3,1 Prozent.  

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