Angriff auf Regierungssitze
SVP scheitert wohl in Genf – klappt es im Jura?

Die SVP könnte nun auch die Westschweiz erobern: In Genf und im Jura hat die Partei am Sonntag die Chance, erstmals in die Regierung der beiden Kantone einzuziehen. Es wären die einzigen Sitze in den vollständig französischsprachigen Kantonen.
Publiziert: 12:03 Uhr
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Aktualisiert: vor 1 Minute
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In Genf hat SVP-Mann Lionel Dugerdil gute Chancen, in die Regierung einzuziehen.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • SVP könnte historische Regierungssitze in der Westschweiz gewinnen
  • SVP-Kandidaten in Genf und Jura präsentieren sich als gemässigte Brückenbauer
  • In Genf trennen nur 5500 Stimmen den SVP- vom Grünen-Kandidaten
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik
vor 6 Minuten

Rechtsrutsch im Jura? Bisherige und SVP-Kandidat auf Kurs

von Keystone-SDA

Bei den Regierungsratswahlen im Kanton Jura liegen nach der Auszählung von 29 der 51 Gemeinden die drei Bisherigen vorne, wie die Staatskanzlei am Sonntagnachmittag mitteilte.

An erster Stelle liegt bis dato Regierungsrat Stéphane Theurillat (Mitte) mit 2790 Stimmen, gefolgt von Rosalie Beuret Siess (SP) mit 2535 Stimmem. An dritter Stelle kommt Martial Courtet mit 2353 Stimmen. Courtet wurde nicht von der Mitte-Partei nominiert und trat als Unabhängiger an.

Nach der Auszählung der bisherigen Gemeinden könnte sich ein Rechtsrutsch abzeichnen. An vierter Stelle liegt Jean-Paul Lachat (Mitte, neu) mit 1641 Stimmen, gefolgt von Fred-Henri Schnegg (SVP) mit 1591 Stimmen. Somit würde die SVP den Sprung in die jurassische Regierung schaffen.

13:08 Uhr

Grünen-Kandidat verteidigt in Genf voraussichtlich den Sitz

von Joschka Schaffner

Laut dem provisorischem Ergebnis der Genfer Staatskanzlei erreicht Grünen-Nationalrat Nicolas Walder 42'749 Stimmen und liegt damit nach Auszählung der brieflichen Stimmen 4558 Stimmen vor dem Genfer SVP-Grossrat und Winzer Lionel Dugerdil (38'191 Stimmen). Philippe Oberson von der Linksaussenpartei "Le Peuple d'Abord" kam auf 5278 Stimmen.

Die brieflichen Stimmabgaben entsprechen im Kanton Genf rund 95 Prozent aller abgegebener Stimmen. Somit ist unwahrscheinlich, dass Dugerdil Walder noch überholen kann.

Ende des Livetickers

Die SVP scheint aktuell unaufhaltbar – und schreibt dabei Geschichte. Laut aktuellstem Wahlbarometer, das die Forschungsstelle Sotomo regelmässig im Auftrag der SRG durchführt, hätte die Rechtspartei mittlerweile einen Wähleranteil von über 30 Prozent – ein noch nie erreichter Höchstwert.

Besonders in der Deutschschweiz reitet die SVP auf der Erfolgswelle. Sie gewinnt nicht mehr nur im Parlament, sondern erobert auch die Kantonsregierungen. In der Romandie ist davon bisher jedoch wenig zu spüren. Ändert sich das an diesem Sonntag? Gleich in zwei Westschweizer Kantonen könnte die SVP Historisches schaffen.

Showdown in Genf

Im Kanton Genf kommt es zum Showdown zwischen Links und Rechts: Nach dem Rücktritt von Staatsrat Antonio Hodgers (49) wollen die Grünen ihren Sitz verteidigen. Doch im ersten Wahlgang war Herausforderer Lionel Dugerdil (44) ihrem Kandidaten Nicolas Walder (59) bereits dicht auf den Fersen. Nur rund 5500 Stimmen trennten die beiden.

Dugerdil wäre für den sonst so linken Stadtkanton eine waschechte Überraschung – und gleichzeitig auch der einzige SVP-Regierungsrat eines vollständig französischsprachigen Kantons. In der Westschweiz hat die Partei aktuell nur im Wallis und in Freiburg Sitze in der Exekutive.

Ihm gleichtun könnte es am anderen Ende der Romandie ausgerechnet ein Exil-Berner: Fred-Henri Schnegg (60), Bruder des Berner Gesundheitsdirektors Pierre Alain Schnegg (62), will im Jura in die Regierung. Dabei kann der Anti-Separatist ausgerechnet auf die Gemeinde hoffen, die er eigentlich stoppen wollte: Zum ersten Mal darf auch Moutier nach dem Kantonswechsel von Bern in den Jura an den Wahlen mitbestimmen. In der Kleinstadt ist die SVP stärker als im restlichen Kanton.

SVP-Männer als Brückenbauer

Sowohl Dugerdil in Genf als auch Schnegg im Jura offenbaren das Erfolgsrezept: Die beiden gelten als Brückenbauer, zeigen sich gemässigt und kompromissbereit. Biobauer Dugerdil profiliert sich mit Sicherheitsthemen – und zeigt sich bei der EU sehr zurückhaltend. Sowohl die FDP als auch die Wirtschaftsverbände unterstützen die SVP-Hoffnung.

Schnegg konnte sich dagegen als Staatsangestellter einen Namen machen. Als er das kantonale Volksschulamt übernahm, befand es sich in einer Krise. Der Berner sorgte für Ruhe – und damit bis nach links für Sympathien.

Anders als in Genf, wo es um eine einfache Ersatzwahl geht, ist die Ausgangslage im Jura deutlich verworrener: Ganze 18 Kandidierende wollen einen der fünf Sitze ergattern.

Affäre Courtet belastet Jura-Wahlen

Nicht nur Schnegg sorgt dabei für Schlagzeilen. Bildungsdirektor Martial Courtet (49) – aktuell Schneggs direkter Vorgesetzter – muss die Wiederwahl als Unabhängiger versuchen. Auf Druck des Mitte-Parteivorstands hatte er sich von der Liste zurückgezogen. Grund war ein Untersuchungsbericht, laut dem der Bildungsdirektor in seinem Departement ein Klima der Angst und des Misstrauens geschaffen habe. 

Der SVP spielt die Affäre Courtet in die Hände. Ob es am Sonntagnachmittag tatsächlich zur grossen Premiere kommt, wird sich allerdings noch zeigen.

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