Verletzte Kinder aus Gaza abgelehnt
Zürcher Regierung soll SVP-Rickli in die Schranken weisen

Der Bundesrat plant, 20 schwer verletzte Kinder aus Gaza in die Schweiz zu bringen. Während einige Kantone bereits zugesagt haben, lehnt die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli die Aufnahme ab. Die SP will den Regierungsrat nun mit einer Petition umstimmen.
Publiziert: 11:10 Uhr
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Aktualisiert: vor 54 Minuten
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Der Bundesrat will 20 schwer verletzte Kinder aus dem Gazastreifen aufnehmen.
Foto: Anadolu

Darum gehts

  • Bundesrat will verletzte Kinder aus Gaza in Schweizer Spitäler holen
  • SP startet Petition für Aufnahme in Zürich nach Ricklis Absage
  • Knapp 10'000 Menschen unterzeichneten die Petition bis Montagmorgen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik

Der Bundesrat will 20 schwer verletzte Kinder aus dem Gazastreifen in die Schweiz holen. Wie letzte Woche bekannt wurde, ersucht er bei den Kantonen um Plätze in ihren Spitälern. Basel-Stadt, Genf, das Tessin und das Wallis sagten bereits zu. Bei der Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (48, SVP) blitzte der Bund bisher jedoch mit seinen Avancen ab, wie Blick-Recherchen zeigen.

Das will die SP nun ändern. Kurz nachdem Blick am Sonntag die Absage der von Rickli publik gemacht hatte, startete die Partei eine Petition. Das Ziel: Der Zürcher Regierungsrat soll die SVP-Gesundheitsdirektorin in die Schranken weisen – und die Türen seines Kinderspitals doch noch für die Gaza-Flüchtlinge öffnen.

Zürich besitzt grösstes Kinderspital der Schweiz

Die humanitäre Krise im Gazastreifen hat dramatische Auswirkungen auf Kinder, wie aktuelle Berichte zeigen. Laut der SP Kanton Zürich sind besonders kranke und verletzte Kinder betroffen, die dringend medizinische Hilfe benötigen, aber vor Ort nicht ausreichend versorgt werden können.

Laut dem Aufruf der kantonalen Partei ist es also unverständlich, dass ausgerechnet der bevölkerungsreichste Kanton, der zudem mit dem Kinderspital Zürich das grösste Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin in der Schweiz besitzt, die Anfrage des Bundes ablehnt. «Zumal der Kanton über die finanziellen und medizinischen Möglichkeiten verfügen würde», so die Partei.

Regierung will nach Herbstferien entscheiden

Das Departement von Regierungsrätin Natalie Rickli will sich aktuell nicht dazu äussern, weshalb sie die Anfrage des Bundes ausschlug. Der Zürcher Regierungsrat werde den Appell jedoch nach den Herbstferien Ende Oktober besprechen, teilte Ricklis Sprecher Patrick Borer gegenüber Blick mit. Bis dahin wird der Druck aus der Bevölkerung wohl nur zunehmen: Bereits bis Montagmorgen haben beinahe 10'000 Menschen die Petition der SP unterzeichnet.

Die Kantone wurden in einem Schreiben am Mittwoch offiziell über die Evakuierungen informiert. Darin appellieren das Innendepartement von Elisabeth Baume-Schneider (61, SP) und das Justizdepartement von Beat Jans (61, SP) an die Gesundheits- und Sozialdirektorinnen und -direktoren: «Der Bundesrat ist besorgt über das Leid der Zivilbevölkerung in Gaza. Zahlreiche zivile Opfer – darunter auch verletzte Kinder – haben keinen Zugang zu medizinischer Grundversorgung und ausreichender Nahrung.»

Andere Länder sind schon aktiv

Der Bund soll dabei die Kosten für die Koordination und den Transport der Kinder in die Schweiz übernehmen. Für die medizinische Behandlung der Verletzten zahlen die Kantone.

Die Schweiz wäre dabei nicht das erste Land, das palästinensische Flüchtlinge aus dem Gazastreifen aufnimmt. So liess bereits Nachbarstaat Italien Kinder aus dem Gazastreifen einfliegen. Auch Grossbritanniens Labour-Regierung will demnächst nachziehen. Zahlen der Weltgesundheitsorganisation zeigen: Mehr als 5000 verletzte Kinder konnten seit Kriegsausbruch aus dem Kampfgebiet gebracht werden. Zugleich starben 140, während sie auf Hilfe warteten.

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