Darum gehts
- Luzerner Seebad beschränkt Zugang für Touristengruppen wegen Überfüllung
- Massnahme zeigt gemäss SP-Nationalrat David Roth Verzweiflung der Luzerner Bevölkerung wegen Touristenflut
- Grund für die Überfüllung ist unter anderem der gute Fotoplatz des Seebads
Der Sommerstart war geprägt von einer Badi-Geschichte. Die jurassische Gemeinde Pruntrut untersagt seit dem 4. Juli den Eintritt für ausländische Staatsangehörige. Vor allem Franzosen hätten sich unangemessen benommen.
Die Probleme in Schweizer Badis setzen sich andernorts fort. So hat das bekannte Luzerner Seebad kürzlich beschlossen, bei hoher Auslastung den Zugang für Touristengruppen zu beschränken. Nicht zuletzt trifft dies chinesische Gruppen: Die Badi begründet ihren Touri-Bann ausdrücklich auch in chinesischen Schriftzeichen. Öffnet man die Website der Betreiber, springt einem direkt eine Meldung in den drei Sprachen Deutsch, Englisch und Chinesisch entgegen: «Reisegruppen ab 6 Personen haben bei hoher Auslastung keinen Zutritt.»
Ein Grund für die Touristenströme in der Badi: Sehenswürdigkeiten wie die Kapellbrücke, das KKL, die historischen Gebäude in der Altstadt oder den Blick über den Vierwaldstättersee mit eindrücklicher Bergkulisse machen Luzern zum Touristenmagneten – und lassen sich vom Seebad aus auf einem Panoramabild fotografieren. Es ergibt sich ein einzigartiger Blick, der richtige Schnappschuss für alle, die sich eine Erinnerung fürs Fotoalbum sichern wollen.
«Laut und wenig rücksichtsvoll»
Laut der Badi ist inzwischen aber die Kapazitätsgrenze erreicht. Rosie Bitterli Mucha (67), Präsidentin des Verwaltungsrats, führt auf Anfrage aus: «Gruppen beanspruchen auf einmal viel Platz, Raum im Wasser, sind in der Regel laut und erfahrungsgemäss eher weniger rücksichtsvoll.» Das Verhalten werde von den anderen Badegästen als störend empfunden.
Gemäss Bitterli Mucha gehe es bei der Massnahme vordergründig um Sicherheitsaspekte. «Ausländische Gäste nehmen stark zu. Sie wissen oft wenig über das Schwimmen im tiefen, von ihnen oft als kalt empfundenen See.» Viele der Rettungseinsätze würden erfahrungsgemäss Personen aus Asien betreffen.
Bitterli Mucha beteuert dennoch, dass alle Gäste gleichbehandelt werden sollen. «Es ist uns ein Anliegen, insbesondere Touristinnen und Touristen willkommen zu heissen.»
«Ich habe Verständnis für diese Massnahme», sagt der Luzerner Nationalrat David Roth (40, SP) dazu. Diese Massnahme zeige die Verzweiflung der Luzerner Bevölkerung. Die Tourismusindustrie sei «völlig ausser Rand und Band» und beanspruche die Ressourcen der gesamten Stadt für ihre «Profitmacherei». Roth hat denn auch schon gegen den überbordenden Tourismus in der Stadt Massnahmen gefordert.