Ausländerverbot in Pruntrut JU – ziehen andere Schweizer Freibäder nach?
«Nicht alle sind mit dem Verhalten in einer Badi vertraut»

Eine Gemeinde im Kanton Jura greift durch und verbannt Ausländer aus der lokalen Badi – in der Schweiz ein Novum. Ziehen andere Kantone nun nach?
Publiziert: 04.07.2025 um 21:37 Uhr
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Aktualisiert: 04.07.2025 um 21:44 Uhr
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Diese Badi ist ab Freitag für Ausländerinnen und Ausländer zu: In Pruntrut JU dürfen nur noch Einheimische schwimmen.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Schweizer Badi verbietet Ausländern Zutritt, andere Bäder haben keine Beschränkungen
  • Viele Bäder setzen auf Information und Prävention bei Regelverstössen
  • 6 Kantone befragt: Luzern, Bern, Tessin, Graubünden, Basel-Stadt und Zug
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Natalie ZumkellerRedaktorin News

Eine Badi in der jurassischen Gemeinde Pruntrut untersagt ausländischen Staatsangehörigen ab dem 4. Juli den Zutritt. Reingelassen werden nur noch Personen mit Schweizer Pass, einer Niederlassungsbewilligung oder mit einer gültigen Schweizer Arbeitsbewilligung. Hintergrund sind vermehrte Verstösse gegen die Hausordnung, für die hauptsächlich französische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger verantwortlich sind.

Doch wie ist das im Rest der Schweiz? Blick hat nachgefragt.

Basel-Stadt

Die Stadt im Dreiländereck ist mit den beiden Nachbarn Deutschland und Frankreich gut verbunden – Einschränkungen aufgrund der Staatsangehörigkeit beim Badibesuch findet man im Kanton Basel-Stadt folglich nicht. «Es gibt bei uns keine Regeln, die den Zugang auf Einheimische beschränken. Solche Einschränkungen sind aktuell auch kein Thema», heisst es von Kommunikationsleiterin Sandra Eichenberger klar.

Auch bei Sanktionen von regelwidrigem Verhalten wird nicht auf die Staatsangehörigkeit geachtet.

Ganz friedlich ist es aber nicht in Basel. Das Gartenbad & Sportbad St. Jakob Basel, auch «Joggeli» genannt, und das Gartenbad Bachgraben haben Probleme. Stammgäste beschweren sich gegenüber Tele Basel über Jugendliche aus Frankreich. Sie seien aggressiv und respektlos. Das stellt auch Steve Beutler, Leiter des Sportamts, fest. «Wir haben in den letzten Tagen und Wochen vermehrt ein aggressives und respektloses Verhalten feststellen müssen. Hygienevorschriften werden nicht eingehalten», sagt Beutler zu Tele Basel. Ob es sich bei den Personen ausschliesslich um Jugendliche aus Frankreich handelt, ist unklar. Der Kanton will reagieren und personell aufstocken, um die Regeln durchzusetzen. 

Luzern

In einem der grössten Touristen-Hotspots der Schweiz liegt das Seebad Luzern. Das Bad am Vierwaldstättersee existiert bereits seit 1884. Wie Rosie Bitterli Mucha, die Präsidentin des Verwaltungsrats, erklärt, sei eine Regelung zur Beschränkung des Zugangs auf Einheimische momentan nicht vorhanden. «Wir stellen tatsächlich sehr viele Touristinnen und Touristen fest. Nicht alle sind mit dem Verhalten in einer Badi vertraut», so Bitterli Mucha. So kennen nicht alle die Schwimmregeln, beaufsichtigen ihre Kinder nicht richtig oder halten sich nicht an das Fotoverbot. «Bisher versuchen wir, die Leute entsprechend zu informieren.» 

Regeln gelten für alle dieselben. «Wer sich nicht an die klar kommunizierten Vorschriften hält oder sich sonst nicht korrekt benimmt, wird verwarnt.» Dies könne bis hin zum Hausverbot führen.

Bern

Auch in der Hauptstadt dürfen alle das kühle Nass geniessen – zumindest im berühmten Freibad Marzili. Anlagechef Beat Wüthrich erklärt, bei ihnen seien alle willkommen. Da das Bad allen offenstehe, sei es jedoch eine Herausforderung, zu erkennen, wann Verstösse vorliegen.

Wüthrich betont, dass vor allem junge Menschen die Grenzen austesten. «Jugendliche probieren Dinge. Sie wollen wissen, wie weit sie gehen können, das ist ja klar.» Grundsätzlich funktioniere es aber gut – bei gravierenden Verstössen gegen die Hausregelungen könne aber auch ein Zutrittsverbot ausgesprochen werden.

Tessin

Von Zutrittsbeschränkungen sieht man auch im Kanton Tessin ab. Roberto Mazza ist Direktor des Sportamts der Stadt Lugano. Dazu gehören auch jegliche Badebetriebe. Mazza macht klar: «Nein, es gibt keine Zutrittsbeschränkung auf Einheimische.» Eine solche Einschränkung ergebe keinen Sinn, immerhin kämen speziell im Sommer viele Besuchende aus dem Ausland. 

Gegen Verstösse geht man jedoch sehr gezielt vor. «Im Falle von Vandalismus oder Störung von Besuchenden werden die Personen identifiziert und förmlich verwarnt, die Einrichtungen nicht zu benutzen. An Wochenenden wird privates Sicherheitspersonal in den Einrichtungen eingesetzt, das bei unangemessenen Handlungen von Personen eingreift.»

Graubünden

Auch in der bündnerischen Kantonshauptstadt Chur gelten für Ausländer und Einheimische dieselben Regeln. «Personen, die sich in unseren Anlagen nicht korrekt verhalten, können nicht auf eine spezifische Gästegruppe eingegrenzt werden», so Katharina Schreiber vom Kommunikationsteam der Stadt.

Solange es bei Einzelfällen bleibe und die Sicherheit aller Gäste gewährleistet sei, sehe man keinen Grund, weitere Regeln einzuführen. Vandalismus und Fehlverhalten kommen aber natürlich trotzdem vor – bei Sanktionierungen werden jedoch alle Personen gleich behandelt. «Konsequenzen reichen von schlichtenden Gesprächen bis zum unbefristeten Hausverbot und werden je nach Verhältnismässigkeit angewendet.»

Zug

Die Seebäder in der Stadt Zug stehen allen offen, wie Thomas Felber, Leiter des Sport- und Bildungsdepartements, schreibt. Die Frage, ob man den Zugang auf Einheimische beschränken wolle, stelle sich erst gar nicht. «Der freie Zugang zu unseren Badestellen steht für gelebte Offenheit und einen niederschwelligen Zugang zu Erholung für alle.»

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