Darum gehts
- Schwimmbad in Pruntrut verbietet Zugang für Nicht-Schweizer wegen Problemen
- Massnahme spaltet Meinungen: Einige begrüssen Entscheidung, andere kritisieren Pauschalisierung
- Über 20 Hausverbote wurden kürzlich ausgesprochen, meist gegen französische Besucher
Wer keinen Schweizer Pass hat, nicht in der Schweiz arbeitet oder keine Aufenthaltsbewilligung hat, ist in der Badi von Pruntrut JU nicht mehr willkommen. Die jurassische Gemeinde machte in den letzten Tagen mit dieser Massnahme ordentlich Schlagzeilen.
Der Hintergrund: Über 20 Hausverbote musste das Schwimmbad in der letzten Zeit aussprechen. Die Gründe: unangemessenes Verhalten, Unhöflichkeit und Nichteinhaltung geltender Regeln im Freibad.
Übeltäter sind gemäss der Gemeinde: meist Franzosen. Blick besuchte am Freitag die Badi in Pruntrut und wollte von den Gästen wissen, was sie von der Anordnung halten.
«Die Entscheidung war richtig»
Catherine Gatherat (44) aus Pruntrut findet es gut, wie die Gemeinde die Sache handhabt. «Es gibt Leute, die sich nicht an die Regeln halten», sagt sie. «Es gibt Leute, die aggressiv sind und Mädchen, vor allem junge Mädchen, belästigen.»
Aus Gesprächen mit anderen Badigästen weiss Gatherat über junge Menschen zu berichten, die viel Alkohol konsumierten und laute Musik laufen liessen. «Als das Schwimmbadpersonal ihnen sagen wollte, sie sollten die anderen Gäste in Ruhe lassen, artete das sofort in eine Schlägerei aus.» Von den neuen Regeln verspricht sie sich viel. «Es gibt Leute, die sagen, dass das rassistisch ist. Ich denke nicht, dass es rassistisch ist.»
In der Mitteilung der Gemeinde heisst es zudem, der Entscheid sei vor dem Hintergrund der «starken Hitze und der extremen Besucherzahlen der letzten Tage» zu verstehen. Das Schwimmbad im französischen Delle, direkt ennet der Grenze, ist aktuell geschlossen. Von Delle nach Pruntrut sind es nur 20 Minuten mit dem Auto. Für Gatherat ist klar: «Ich finde es logisch, dass die Bevölkerung von Pruntrut, die für die Infrastruktur bezahlt, in Ruhe baden gehen kann, ohne von Leuten belästigt zu werden, die von ausserhalb kommen.»
«Gut, aber auch nicht gut»
Badegast Pascal Flury sieht das ähnlich. «Die Ausländer kommen hierher und machen ein Chaos. Sie halten sich nicht an die Regeln. Familien werden belästigt. Ich kann den Entscheid verstehen.» Ihm gegenüber steht Anne-Francoise Rondot. Sie hatte in der Badi noch nie ein Problem. «Ich sah nur einmal eine Szene, in der eine Frau auf ihre unangemessene Badekleidung hingewiesen wurde.»
Hin- und hergerissen ist Sautebin Corentin (38). Er hat ein Badiabo und kommt sehr gerne hierher. «Probleme gibt es oft mit jungen Menschen. Bei den Familien nicht», sagt er. Und hier sieht er auch das grösste Problem: «Es gibt Menschen, die aus Frankreich kommen und keine Probleme machen. Das sind oft Familien mit Kindern.» Diese würden nun bestraft, ohne etwas getan zu haben.
Sein Fazit: «Auf der einen Seite ist der Entscheid gut, auf der anderen Seite ist er nicht gut. Weil er nicht nur auf die richtigen Leute abzielt.» Weiter gibt er aber zu bedenken, dass 20 Hausverbote schon eine eindrückliche Zahl sei: «Das ist noch nie passiert, es ist das erste Mal, dass es so viele Probleme gibt.»
«Jetzt hat man alle in einen Topf geworfen»
Mühe mit der neuen Badiregel hat auch eine Frau, die ihr Gesicht lieber nicht in der Zeitung sehen möchte. «Jetzt hat man alle in einen Topf geworfen», sagt sie. «Ich finde diese Regeln ein bisschen grenzwertig. Hierher kommen viele Ausländer, um Ferien zu machen. Die neuen Regeln sind nicht gut für den Tourismus.»
Der Gemeindepräsident von Boncourt JU, Lionel Maitre (39), nimmt Stellung zum Entscheid. Er ist im Gemeindeverband des Bezirks Pruntrut für den Bereich Freizeit zuständig. Der kategorische Ausschluss von einigen Besuchern sei die letzte nach einer Vielzahl von Massnahmen: «Wir haben Sicherheitsbeamte eingesetzt und Quoten festgelegt, wir haben in der Zwischensaison einen Tarif für Einheimische und Nicht-Einheimische eingeführt.» All das habe nichts genützt. «Es ist die letzte Massnahme, aber sie ist zeitlich auf die Hochsaison begrenzt.»