Darum gehts
- Französischer Regionalrat kritisiert Badi-Verbot für Ausländer in Pruntrut
- Schweizer Behörden und EKR sehen Verbot als problematisch an
- Verbot gilt bis 31. August für Menschen ohne Schweizer Wohnsitz oder Arbeitsplatz
«Diskriminierend und unverhältnismässig»: Der Regionalrat der französischen Region Grand Est, Christian Zimmermann, wählt deutliche Worte. In einem öffentlichen Brief fordert er die jurassische Gemeinde Pruntrut auf, das umstrittene Badi-Verbot für die «Bevölkerung im benachbarten Frankreich rückgängig zu machen».
Junge Franzosen aus dem Departement Belfort sollen sich in der Schweizer Badi mehrfach danebenbenommen haben. Deshalb hat die Gemeinde den Badibesuch eingeschränkt. Ausländer erhalten keinen Zutritt mehr – die Badi bleibt Menschen vorbehalten, die in der Schweiz wohnen oder arbeiten.
«Nicht gerecht»
Die Einschränkung diene «einzig und allein dazu, die Sicherheit der Nutzer des Freibads in und um das Becken herum zu gewährleisten und ein friedliches, respektvolles und sicheres Klima zu bewahren», hatten die Gemeindebehörden von Pruntrut begründet.
Dass die Pruntruter Behörden nach mehreren Zwischenfällen Massnahmen ergriffen haben, können die französischen Kollegen nachvollziehen – sie gehen ihnen aber viel zu weit. «Der Bürgermeister von Pruntrut hat recht, wenn er Personen, die sich unhöflich verhalten, den Zutritt zum Schwimmbad verbietet», schreibt Regionalrat Zimmermann auf X, «aber es ist nicht gerecht, dass alle französischen Bürger dafür bestraft werden.»
Auch für Kanton «nicht tolerierbar»
Unsere französischen Nachbarn sind nicht die einzigen, die sich am Badi-Verbot stören. Auch die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) kritisiert die Regelung: «Ein pauschales Badi-Verbot für ausländische Personen ist problematisch und irritierend. Die Gemeinde muss prüfen, ob das Pauschalverbot wirklich verhältnismässig ist und ob es nicht weniger einschneidende Massnahmen gäbe, zum Beispiel individuelle Badi-Verbote für Personen, die sich wiederholt nicht an die Regeln halten.»
Und sogar der Kanton Jura kritisiert den Badi-Bann für Franzosen. Er erwarte von der Gemeinde, dass sie das Verbot «so früh wie möglich aussetzt – und zwar sobald die Lage es erlaubt, und nicht erst am 31. August», erklärt ein Sprecher der Kantonsregierung. Auch dürfe der Badi-Bann für Franzosen nicht dauerhaft in der Gemeindeverordnung festgeschrieben werden – das wäre für den Kanton «nicht tolerierbar».