«Das Problem liegt bei der französischen Politik»
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Gemeindepräsident zu Badi-Zoff:«Das Problem liegt bei der französischen Politik»

«Problematisch und irritierend»
Bund kritisiert Badiverbot für Ausländer im Jura

Eine Badi im Jura sperrt Franzosen aus. Jetzt mischt sich die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) ein.
Publiziert: 09:59 Uhr
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Aktualisiert: 13:02 Uhr
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Die Badi in Pruntrut JU sorgt für Schlagzeilen.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Nach Problemen mit Franzosen verbietet Badi in Pruntrut Ausländern den Zutritt
  • Eidgenössische Kommission gegen Rassismus kritisiert das pauschale Badiverbot für Ausländer
  • Kanton Jura erwartet Aussetzung des Verbots vor dem 31. August
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Statt für Erfrischung sorgt die Badi in Pruntrut JU für erhitzte Gemüter. Junge Franzosen aus dem Departement Belfort sollen sich in der Schweizer Badi danebenbenommen haben. Seitdem hat die Gemeinde den Badibesuch eingeschränkt. Ausländer erhalten keinen Zutritt mehr – die Badi bleibt Menschen vorbehalten, die in der Schweiz wohnen oder arbeiten.

Die oberste Jurassierin der Schweiz, Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (61), will sich zum Konflikt nicht äussern. Zu ihrem Departement gehört jedoch die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) – und diese kritisiert die Regelung: «Ein pauschales Badiverbot für ausländische Personen ist problematisch und irritierend. Die Gemeinde muss prüfen, ob das Pauschalverbot wirklich verhältnismässig ist und ob es nicht weniger einschneidende Massnahmen gäbe, wie zum Beispiel individuelle Badiverbote für Personen, die sich wiederholt nicht an die Regeln halten», teilt die EKR Blick mit.

Auch der Kanton Jura kritisiert den Badi-Bann für Franzosen. Ein Sprecher der Kantonsregierung sagt: «Wir werden bald ein Gespräch mit der Gemeinde Pruntrut führen.» Der Kanton erwartet von der Gemeinde, dass sie den Badi-Bann «so früh wie möglich aussetzt – und zwar sobald die Lage es erlaubt, und nicht erst am 31. August». Auch dürfe der Badi-Bann für Franzosen nicht dauerhaft in der Gemeindeverordnung festgeschrieben werden – das wäre für den Kanton «nicht tolerierbar».

«Wir wollen keine Diskriminierung»

Der Kanton bietet Hilfe an, «mittelfristig eine Lösung für die aussergewöhnliche Situation» zu finden. Die Regierung spricht von einem «Imageschaden», verteidigt aber gleichzeitig die Gemeinde gegen Kritik: «Wir sehen keine kurzfristige Alternative ohne Diskriminierungsrisiko, die der Realität vor Ort und den verfügbaren Mitteln gerecht wird. Wir hoffen, dass sich die Situation bald verbessert, auch dank des Endes der Hitzewelle.»

Die jurassische SP-Ständerätin Mathilde Crevoisier (45) hofft auf ein schnelles Einlenken der Gemeinde Pruntrut: «Das Verbot ist unverhältnismässig. Es gibt zwar Probleme, aber pauschale Verbote sind keine Lösung. Wir leben mitten in Europa und wollen keine Diskriminierung.»

Französische Botschaft prüft Intervention

Wie Blick aus Diplomatenkreisen erfahren hat, überlegt sich die französische Botschaft in Bern, in welcher Form sie gegen den Badi-Bann intervenieren will. Laut dem Aussendepartement ist weder bei der Schweizer Botschaft in Paris noch beim EDA in Bern eine Beschwerde eingegangen.

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