Lehre aus Ukraine-Krieg
Armeechef Süssli will Kampfbunker reaktivieren

Über 100 Kampfbunkeranlagen mit Minenwerfern wurden in der Schweiz einst gebaut. 2018 wurden diese ausser Dienst genommen. Armeechef Thomas Süssli kann sich vorstellen, einzelne Bunker wieder in Betrieb zu nehmen.
Publiziert: 08:54 Uhr
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Aktualisiert: 10:24 Uhr
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Armeechef Thomas Süssli kann sich vorstellen, Kampfbunkeranlagen zu reaktivieren.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Schweizer Armee erwägt Reaktivierung von Kampfbunkern mit Minenwerfern aufgrund des Ukraine-Kriegs
  • Armeechef Süssli: Viele Bunker in gutem Zustand, schnelle Instandsetzung möglich
  • Zwischen 1960 und 2003 wurden 112 Festungsminenwerfer-Anlagen in der Schweiz gebaut
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Am Anfang steht der Ukraine-Krieg: Dieser hat nicht nur in Europa für eine Zeitenwende gesorgt, sondern auch in der Schweiz. So will die Armee frühere Kampfbunkeranlagen mit Minenwerfern teils wieder in Betrieb nehmen. 

Zwischen 1960 und 2003 wurden insgesamt 112 derartige Anlagen gebaut. Diese sollten bei einer feindlichen Invasion zum Einsatz kommen und im Ernstfall bedeutende Verkehrsachsen und Infrastrukturen beschiessen und zerstören, beispielsweise Flughafen. 2018 entschied das Parlament, die Festungsminenwerfer ausser Dienst zu nehmen. Manche Bunker wurden seither an Private verkauft. Mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs wurde der Ausverkauf gestoppt.

Sinneswandel kam 2023

Noch Mitte 2022 wollte der Bundesrat nichts von einer Reaktivierung wissen. Eine entsprechende Motion von SVP-Nationalrat Bruno Walliser (59) lehnte er ab. «Aktuell hält der Bundesrat die Reaktivierung von Festungsanlagen beziehungsweise von Festungstruppen für nicht angezeigt», hielt die damalige Verteidigungsministerin Viola Amherd (62) fest. Mit dem Hinweis, dass die Erkenntnisse aus dem Ukraine-Krieg laufend analysiert würden.

Der Sinneswandel kam nur wenig später. 2023 erklärte Armeechef Thomas Süssli (58), dass geprüft werde, ob ein Teil der restlichen Festungsartillerie bleiben soll.

Nun skizzierte Süssli gegenüber der SRF-Sendung «10 vor 10», wie er einzelne Bunker wieder in Betrieb nehmen will. «Ein sehr grosser Teil ist in einem sehr guten Zustand und könnte in kurzer Zeit mit Bewilligung des Parlaments wieder instand gestellt werden», sagt er.

«Es braucht einen Volltreffer»

Er könne sich daher vorstellen, die Festungsminenwerfer teilweise wieder in Betrieb zu nehmen. Militärisch könne eine Reaktivierung einzelner Anlagen Sinn machen. Die Festungsminenwerfer seien in gewissen Geländeabschnitten die einzigen militärischen Einrichtungen.

Selbst in einem modernen Krieg könnten die Bunkeranlagen nicht so einfach zerstört werden, da sie gut geschützt seien. «Es braucht einen Volltreffer auf die Anlage, um sie zu zerstören», so Süssli.

Vorerst werden die Anlagen als Munitionslager oder Truppenunterkunft genutzt. Für die Nutzung mit Minenwerfern müsste zuerst das Parlament wieder grünes Licht geben.


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