Darum gehts
- Schweizer Armee übt in Österreich, mehrere Vorfälle trüben die Übung
- Insider kritisiert mangelhafte Kommunikation zwischen den beteiligten Truppenverbänden
- Seit 2015 ist bekannt, dass Sicherheitsmängel beim Brandschutz bestehen
Sogar Verteidigungsminister Martin Pfister (61) schaute vorbei: In Österreich finden derzeit Truppenübungen unter dem Namen «Trias 25» statt. Mit dem Truppenversuch im Ausland testet die Schweizer Armee noch bis zum 9. Mai ihr Konzept «Zukunft der Bodentruppen». Doch die Zwischenfälle häufen sich.
In der Nacht auf Mittwoch wurde ein 19-jähriger Soldat von einem Fahrzeug angefahren, er erlitt einen offenen Beinbruch. Am gleichen Tag dann bereits die nächste Panne: ein Waldbrand. Die Folge: zwei Rauchgasvergiftungen bei Armeeangehörigen.
Versagten bei altem Panzer die Dichtungen?
Soldaten äussern nach der Pannen-Serie ihren Unmut. Gegenüber Blick schildern sie übereinstimmend, wie es zu dem Vorfall kommen konnte. Darüber berichtete auch «20 Minuten». Demnach erhielten sie den Befehl, mit einem Panzer über die Flammen zu fahren, um die Feuerwehr beim Löschen zu unterstützen.
«Die ABC-Lüftung des Panzers war eingeschaltet. Aber der Leopard 2 ist so alt, dass die Dichtungen nicht mehr standhielten – und viel Rauch ins Innere drang», sagt ein Soldat zu Blick. Zu den beschriebenen Mängeln an den Panzern lägen der Armee keine Hinweise oder Rückmeldungen vor, erklärte Armeesprecher Mathias Volken bereits gegenüber «20 Minuten».
Laute Kritik an der Kommunikation vor Ort
Auch die Kommunikation vor Ort steht in der Kritik. Laut Betroffenen wurde die laufende Übung über Funk nie offiziell unterbrochen oder abgebrochen – obwohl es sich offensichtlich um ein grösseres Brandereignis handelte, wie Videos eines Lesereporters belegen.
Mathias Volken, Mediensprecher der Armee, widerspricht dieser Darstellung. «Die Übung wurde sehr wohl unterbrochen. Es wurde ein Übungsunterbruch befohlen», sagt er zu Blick. Kurz nach dem Befehl sei die Übung unterbrochen und später wieder freigegeben worden.
Ein Armeeangehöriger vor Ort sagt zu Blick: «Vieles scheitert daran, dass verschiedene Kompanien vor Ort sind. Wenn dann noch zusätzliche ausländische Bodentruppen dazukommen, wird es schwierig.» Damit meint er, dass die grossangelegte Übung in Österreich nicht nur mit Schweizer und österreichischen Truppen, sondern auch mit deutschen Bataillonen stattfanden. Laut dem Nachrichtenportal des ORF Niederösterreich sind insgesamt 1300 Soldaten aus drei Ländern auf dem grössten Truppenübungsplatz Westeuropas zusammengekommen.
Ein Insider bilanziert: «Die Kommunikation untereinander war nicht gut.» Aus Armeekreisen heisst es, gerade auch die Analyse der Kommunikation zwischen den Truppen sei ein wesentlicher Bestandteil der Übung.
Brände auf Übungsplatz kein Einzelfall
Der Brand auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig ist kein Einzelfall. Bereits 2019 kam es dort zu einem grossen Feuer, ausgelöst durch Schiessübungen – trotz geltender Brandschutzverordnung wegen Trockenheit. Die Übung war damals von einer regionalen Behörde angeordnet worden. Im März 2022 brannte es erneut: Ein schwerer Waldbrand konnte erst am Folgetag durch ein Grossaufgebot der Feuerwehr unter Kontrolle gebracht werden. Laut «Kronen-Zeitung» sollen Artillerie-Schiessübungen des Bundesheeres den Brand ausgelöst haben.
Eine parlamentarische Anfrage des österreichischen Grünen-Politikers Martin Litschauer (50) an das Verteidigungsministerium zeigt zudem: Bereits seit 2015 sind Sicherheitsdefizite beim Brandschutz auf dem Gelände bekannt. Löscharbeiten gestalten sich schwierig – rund 50 Prozent des Areals sind mit Blindgängern belastet.
Die genauen Ursachen für den Brand vom Mittwoch sind weiterhin unklar.