Offiziere fordern 4-Milliarden-Paket für Panzer
«Soldaten sollen mindestens eine faire Chance haben!»

Bevor die Armeebotschaft im Parlament beraten wird, fordern Offiziere ein 4-Milliarden-Paket zur Modernisierung der Panzerflotte. Die heutigen Bestände seien veraltet. Und sie reichten im Ernstfall nirgends hin.
Publiziert: 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 03:20 Uhr
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Satte 4 Milliarden Franken sollen in die Schweizer Panzerflotte gesteckt werden, um sie wieder in Schuss zu bringen.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Schweizer Offiziersgesellschaft fordert 4 Milliarden Franken für Panzerflotte
  • Aktuelle Panzerbestände veraltet und unzureichend für Landesverteidigung
  • 134 Leopard-2-Kampfpanzer im Einsatz, 71 eingemottet, 110 neue gefordert
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Der Schweizer Soldat weiss, worauf er sich einlässt. Unmissverständlich verlangt der Staat von ihm, seine «Pflichten auch unter Einsatz des Lebens zu erfüllen». So ist es im Dienstreglement der Armee festgehalten. Dann muss der Bund aber auch für die nötige Ausrüstung sorgen, findet die Offiziersgesellschaft (OG) Panzer: «Es ist für eines der reichsten Länder schlichtweg unredlich, wenn es seine Soldaten nicht so ausrüstet, dass sie mindestens eine faire Chance haben!»

Und deshalb stellen die Offiziere in einer neuen Analyse auch klare Forderungen an die Politik: Satte 4 Milliarden Franken sollen in die Panzerflotte gesteckt werden, um sie wieder in Schuss zu bringen. Denn die heutigen Bestände seien nicht nur hoffnungslos veraltet, sie reichen auch nirgends hin, ist die OG Panzer überzeugt. «Für eine glaubwürdige Landesverteidigung wären weitere sechs Panzergrenadierbataillone nötig», rechnet sie vor.

«Für eine glaubwürdige Landesverteidigung»

134 Leopard-2-Kampfpanzer hat die Schweizer Armee in Betrieb. Das reicht nicht einmal, um die verbliebenen sechs Panzerbataillone vollständig auszurüsten. Weitere 71 Panzer sind an einem geheimen Ort eingemottet. Die insgesamt 205 Panzer sollen auf den neusten Stand der Technik gebracht werden. Kostenpunkt: rund 2 Milliarden Franken.

Das aber reicht den Panzeroffizieren nicht. Sechs Panzergrenadierbataillone mehr fordern sie. Diese zusätzlichen Formationen bräuchten nochmals 110 neue Kampfpanzer. Kosten: nochmals 2 Milliarden. Summa summarum: 4 Milliarden Franken.

Bisherige Pläne reichen nur fürs Allernötigste

Eine Riesensumme, das ist auch den Offizieren klar. Zum Vergleich: Die aktuelle Armeebotschaft umfasst Rüstungsprojekte für 1,5 Milliarden Franken. Darin enthalten sind bereits 255 Millionen zur Instandsetzung der 134 im Einsatz stehenden «Leos». Das reiche aber nur für das Allernötigste, findet OG-Präsident Erich Muff. So würden etwa Getriebe erneuert, was eigentlich zum normalen Unterhalt gehört. «Der Armee aber fehlt sogar dafür das Geld, weshalb sie den Posten in die Armeebotschaft aufnehmen muss. Das zeigt, wie sie fast kaputtgespart worden ist.»

Die Forderung der OG Panzer wird bei der Politik einen schweren Stand haben. Das Parlament rang schon im Dezember ums Budget. Auch, weil das Armeebudget bereits erhöht wurde – auf 30 Milliarden bis 2028, 4 Milliarden mehr als bisher. Doch noch immer ist nicht klar, woher das Geld kommen soll. Bisher scheiterten alle Vorschläge. Und der Spardruck bleibt gross.

«Der Politik ist der riesige Nachholbedarf vermutlich schon bewusst», so Muff. «Dieses Loch hat sie über die letzten 30 Jahre mit Sparübungen selber aufgerissen.» Das bisher gesprochene Geld reiche daher auch nirgends hin. «Man darf sich nicht auf ein bis zwei Milliarden pro Jahr ausruhen.» Das zeige die Situation in Europa deutlich.

VBS zeigte sich bisher zurückhaltend

Doch selbst das Verteidigungsdepartement vertrat bisher eine andere Haltung. Grosse Panzerschlachten blieben in der Schweiz unwahrscheinlich, argumentiert das VBS. Bis anhin geht es daher weiter von sechs Bataillonen à 28 Panzern aus, also 168 Stück. Daneben brauche es 12 Panzer zur Ausbildung sowie 25 als Reserve und für Ersatzteile. Macht die bereits vorhandenen 205 Panzer, von denen bisher allerdings nicht genügend einsatzbereit sind.

Die OG Panzer aber hält an ihrer Forderung fest. Sie sei denn auch alles andere als realitätsfern. So hatte die Schweizer Armee noch bis Anfang der 2000er-Jahre mehr mechanisierte Panzerfahrzeuge in ihrem Bestand, als die Offiziere heute fordern, betont Muff. «Die bittere Ironie: Die geforderten Fahrzeuge wären heute alle bereits vorhanden, hätte man sie nicht aus kurzfristigen finanziellen Überlegungen ins Ausland verkauft oder gleich komplett verschrottet.»

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