Just während aussenpolitischer Krise
Wie unsere Freunde in der aussenpolitischen Krise ihre Botschafter wechseln

USA, EU, Deutschland: Auf den drei wichtigen Botschafterposten in Bern stehen Wechsel an. Nicht überall geht das so schnell. Das steckt dahinter.
Publiziert: 06.08.2025 um 14:27 Uhr
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Aktualisiert: 06.08.2025 um 15:49 Uhr
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In Bern sind die meisten Botschaften stationiert. Besonders bei unseren Freunden kommt es zu wechseln.
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Tobias BruggmannRedaktor Politik

Die Schweiz steht im diplomatischen Kreuzfeuer. Die USA wollen uns mit Monster-Zöllen bestrafen, der Deal mit der EU wackelt. Lange Zeit hatte man insbesondere in der Aussenpolitik das Gefühl, die Schweiz sei von Freunden umgeben. Doch diese Gewissheit wackelt.

Das zeigt sich auch bei einem kleinen Detail: den Botschafterposten in Bern. Bei den drei wichtigen Botschafterposten der USA, der EU und Deutschland wird durchgewechselt. Dies ist in der Diplomatie üblich, meistens wechseln die Botschafter alle vier Jahre. Insbesondere bei den USA gab es Verzögerungen.

Überzeugte Katholikin aus den USA

In der US-Botschaft musste Scott Miller (46) nach der Wahl von Donald Trump (79) weichen. Seine Nachfolgerin hat der US-Präsident bereits ernannt: Callista L. Gingrich (59) soll es werden. Die überzeugte Katholikin stammt aus der konservativen Ecke. In Trumps erster Amtszeit war sie US-Botschafterin beim Vatikan. Doch ihre Bestellung zur Botschafterin in der Schweiz muss noch vom US-Senat bestätigt werden.

Im Mai wurde Gingrich vom zuständigen Ausschuss angehört. Jetzt wartet sie auf die Bestätigung. Bis dahin ist Bradford Bell der zuständige Geschäftsführer, wie die Botschaft auf Blick-Anfrage schreibt.

Der undiplomatische Diplomat geht

Auch die deutsche Botschaft hat momentan keinen Chef. Nach rund fünf Jahren in Bern wird Michael Flügger (65) in diesen Tagen pensioniert. Mit ihm geht ein undiplomatischer Diplomat. Oftmals sprach er Klartext und redete der Schweiz ins Gewissen. Wir hätten ein «veraltetes Verständnis von Neutralität», sagte er, als die Schweiz die Weitergabe von deutscher Munition an die Ukraine ablehnte. Dennoch trug er – der mit einem Schweizer verheiratet ist – seinen Teil dazu bei, dass die Schweiz mit der EU einen Deal abschliessen konnte.

Wer auf ihn folgt, verraten die Deutschen noch nicht. Zuerst müsse das Gastland – also die Schweiz – informiert werden.

Zwei Deutsche in Bern

Klar ist aber schon jetzt: Es wird zwei deutsche Botschafter in Bern geben. Denn in der EU-Botschaft in der Nähe des Hauptbahnhofs Bern dürfte Petros Mavromichalis (61) mit dem Packen der Koffer beschäftigt sein. Per Ende August verlässt er Bern, nachdem er wegen des EU-Deals bereits ein Jahr länger bleiben musste. Sein Nachfolger wird der Deutsche Andreas Künne (59). Derzeit ist er Botschafter in Tschechien, zuvor arbeitete er in Südafrika oder im deutschen Bundeskanzleramt. Seine Schwerpunkte waren Sicherheitspolitik und multilaterale Fragen.

Künne wird einen der spannendsten Botschafterposten in der Schweiz besetzen. In den kommenden Monaten dürfte ihn der EU-Deal beschäftigen, über den zuerst das Parlament und danach das Volk entscheiden wird. Was passiert, wenn es ein Nein gibt?

Dass manche Botschaften momentan ohne Chefs sind, stört das Schweizer Aussendepartement aber nicht. «Auch wenn kein Botschafter oder keine Botschafterin vor Ort ist, bleiben die betroffenen Botschaften voll funktionsfähig», schreibt das Aussendepartement. «Der diplomatische Austausch wird normal fortgesetzt.»

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