Hitziger Streit um Klimaanlagen – Grünen-Mazzone stinksauer auf FDP
«Das sind Fake-News, wie sie Rechtspopulisten verbreiten»

Die FDP wirft den Grünen vor, ein Verbot von Klimaanlagen zu fordern. Die Grünen weisen die Kritik entschieden zurück – und erheben ihrerseits schwere Vorwürfe. Parteichefin Lisa Mazzone spricht von einer «Lüge».
Publiziert: 17:03 Uhr
|
Aktualisiert: vor 11 Minuten
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/6
Die FDP lässt in einer Medienmitteilung verlauten: «Grüne Politiker wollen in vielen Kantonen Klimaanlagen verbieten».
Foto: Keystone

Darum gehts

  • FDP wirft Grünen Klimaanlagen-Verbot vor, Grüne dementieren diesen Vorwurf
  • Die FDP bringt ein Beispiel aus Genf vor, wo man ein ärztliches Attest für eine Klimaanlage brauche
  • Grünen-Präsidentin Lisa Mazzone fordert offizielle Entschuldigung von der FDP
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Nastasja_Hofmann_Praktikantin Politikressort_Blick_1-Bearbeitet.jpg
Nastasja HofmannRedaktorin Politik

Heisser Streit um kühle Luft! Die Kritik in der Medienmitteilung der FDP war deutlich: «Grüne Politiker wollen in vielen Kantonen Klimaanlagen verbieten», schrieb die Partei am Freitagabend. Die Rede war von einem «Musterbeispiel für lebensfremde Bürokratie».

Das sorgt bei den Grünen für grossen Ärger. Parteichefin Lisa Mazzone (37) kritisiert die FDP scharf: «Sie lügen, weil sie kein richtiges Argument haben. Und das ist eine Gefahr für die Demokratie», sagt sie zu Blick. Mazzone betont, dass sie den gezielten Einsatz von Klimaanlagen in Kitas, Altersheimen, Schulen oder Spitälern ausdrücklich unterstütze. Gerade zum Schutz vulnerabler Gruppen sei das sogar notwendig.

Die FDP wiederum will das nicht auf sich sitzen lassen. Für die Partei äussert sich Nationalrat Philippe Nantermod (41, VS). Er sagt zu Blick: «Eine Klimaanlage ist nicht strikt verboten, aber in Genf beispielsweise nur möglich, wenn man das Bedürfnis mit einem ärztlichen Zertifikat nachweist.» Das sei klar die Politik der Grünen.

Brisantes Thema in der Romandie

Wie sieht es tatsächlich aus? Im von der FDP genannten Beispiel Genf müssen für den Einbau von Klimaanlagen sogenannte «energiewirtschaftliche Genehmigungen» eingeholt werden. Ziel dieser Regelung ist es, zunächst alternative Kühlmethoden auszuschöpfen. Zudem muss der Bedarf an Klimatisierung belegt werden. Für diese Vorgaben sind Ausnahmen möglich – etwa aus medizinischen Gründen.

Erst vergangene Woche lieferte sich Nantermod im Westschweizer Fernsehen RTS ein hitziges Streitgespräch mit Grünen-Nationalrätin Delphine Klopfenstein Broggini (49). Dabei verteidigte er den Einsatz von Klimaanlagen. In der Romandie hat die Debatte längst an Fahrt aufgenommen.

Auch Klopfenstein Broggini äusserte sich in dem Gespräch deutlich. Sie sagte, dass Klimaanlagen zwar kurzfristig gegen Sommerhitze helfen, langfristig aber Teil des Problems seien – etwa wegen der Abwärme, die viele Geräte erzeugen. Ein generelles Verbot von Klimaanlagen befürworte sie jedoch nicht.

Klimaanlagen vermeiden, nicht verbieten

In ihrer Mitteilung spricht die FDP von einem Klimaanlagen-Verbot, das die Grünen fordern würden. Zur Untermauerung verweist Philippe Nantermod auf mehrere politische Vorstösse – etwa von Grünen-Nationalrat Christophe Clivaz (56) sowie von Genfer Grünen-Grossräten. 

«Heute nicht mehr problematisch»

Ist der Ruf von Klimaanlagen schlechter als nötig? Moderne Geräte mit umweltfreundlichen Kältemitteln wie Propan seien längst kein Klimakiller mehr, zitierte die «SonntagsZeitung» Energiefachleute mit Verweis auf neueste Daten. Auch der Stromverbrauch sei vertretbar – besonders bei sogenannten Splitanlagen. Genau diese effizienten Systeme sind oft bewilligungspflichtig, während stromfressende Monoblock-Geräte frei erhältlich sind.

Auch das Bundesamt für Energie empfiehlt den gezielten Einsatz von Klimageräten statt den generellen Verzicht. Und sogar der grüne Zürcher Regierungspräsident Martin Neukom (39) liess sich in der «SonntagsZeitung» zitieren: «Wenn man Klimaanlagen mit Mass einsetzt, sind sie heute nicht mehr problematisch.»

Ist der Ruf von Klimaanlagen schlechter als nötig? Moderne Geräte mit umweltfreundlichen Kältemitteln wie Propan seien längst kein Klimakiller mehr, zitierte die «SonntagsZeitung» Energiefachleute mit Verweis auf neueste Daten. Auch der Stromverbrauch sei vertretbar – besonders bei sogenannten Splitanlagen. Genau diese effizienten Systeme sind oft bewilligungspflichtig, während stromfressende Monoblock-Geräte frei erhältlich sind.

Auch das Bundesamt für Energie empfiehlt den gezielten Einsatz von Klimageräten statt den generellen Verzicht. Und sogar der grüne Zürcher Regierungspräsident Martin Neukom (39) liess sich in der «SonntagsZeitung» zitieren: «Wenn man Klimaanlagen mit Mass einsetzt, sind sie heute nicht mehr problematisch.»

In den meisten dieser Vorstösse geht es darum, den Einsatz von Klimaanlagen zu reduzieren – etwa durch bauliche Massnahmen oder mehr Begrünung. Von einem Verbot sei darin keine Rede, halten die Grünen dagegen.

Für Mazzone ist die Medienmitteilung der FDP nicht haltbar. «Das sind Fake News, wie es Rechtspopulisten in ganz Europa verbreiten. Ich plädiere für eine faktenbasierte Informationsvermittlung.»

Darauf erwidert Philippe Nantermod: «Im Bundeshaus erlebe ich seit Jahren, worum es den Grünen geht: Die Menschen sollen die Klimaerwärmung ‹spüren› – als wäre das ein Akt der Sühne. Wir wehren uns gegen diese Ideologie.» Sollten die Grünen ihre Meinung jedoch ändern, wäre er gern bereit, ihnen die Hand zu reichen. Der FDP-Nationalrat würde sich «ehrlich freuen» und sich dafür einsetzen, dass «man gemeinsam den Bau von Klimaanlagen erleichtern kann».

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?