Darum gehts
- Klima-Allianz legt Masterplan vor: Entschlossene Massnahmen gegen Klimawandel gefordert
- Sanierungspflicht für Heizungen bis 2035
- Kosten: 23 bis 30 Milliarden Franken im Jahr 2026 erwartet
Die Zeit, um den Klimawandel zu bekämpfen, rast, so die Klima-Allianz. Die Vereinigung, in der beispielsweise der WWF, die Caritas oder die Entwicklungshilfeorganisation Alliance Sud vertreten sind, hat darum einen Klima-Masterplan vorgelegt.
«Der Schutz der Heimat und der Grundrechte ist bedroht», sagt Greenpeace Klima-Experte Georg Klingler. «Wenn alle so handeln würden wie die Schweiz, resultiert eine Erwärmung von bis zu drei Grad.» Die Schweiz mache schon ab kommendem Jahr Klima-Schulden, weil sie ihr CO2-Budget überschreite. Andere Länder müssten stärkere Massnahmen tragen. «Das ist nicht fair.» Darum brauche es jetzt verschiedene Massnahmen in der Schweiz.
Doch diese kosten: Die Allianz rechnet mit 23 bis 30 Milliarden Franken im Jahr 2026 – je nach Höhe der Entlastungsmassnahmen für ärmere Personen in der Schweiz könnte es auch mehr werden. Aber: Unterlassener Klimaschutz sei viel teurer. «Die weltweiten Klimaschäden bis 2050 werden auf 19'000 bis 59'000 Milliarden Dollar geschätzt», heisst es in den Unterlagen.
Die Massnahmen haben es in sich. Blick stellt die Wichtigsten vor.
Deutlich höhere Abgaben
Die Klima-Allianz fordert eine Abgabe auf alle Treibhausgase – die soll mindestens so hoch sein wie die Schadenskosten des Klimawandels. Heute erhebt der Bund auf Erdgas, Heizöl und andere fossile Brennstoffe eine Abgabe von 120 Franken für jede Tonne CO2, die bei der Verbrennung entsteht. Neu wären es 430 Franken pro Tonne, so eine Schätzung.
Dass ihre Forderung zu hohen Mehrkosten für die Haushalte führt, ist der Allianz bewusst. Armutsbetroffene sollen finanzielle Unterstützungen bekommen. So sollen zum Beispiel die Einnahmen aus der Steuer dafür verwendet werden.
Damit Schweizer Firmen nicht benachteiligt werden, sollen auch die Importe aus Ländern, die keine ähnliche Lösung kennen, besteuert werden.
Keine neuen Benziner mehr ab 2030
Ab 2030 sollen Autos, die mit Benzin oder Diesel angetrieben werden, «nur noch in Ausnahmefällen» neu zugelassen werden. Solange fossil betriebene Autos herumfahren, werde zudem auf Kapazitätserweiterungen auf den Strassen verzichtet. Beim Gotthard soll entweder eine punktuelle Gebührenerhebung oder eine Zugangsbeschränkung zu gewissen Zeiten eingeführt werden.
Beim Fliegen bekommen die Flughäfen ein CO2-Budget und müssen daraufhin ihre Startrechte zuteilen. Es würde wohl weniger geflogen werden. Auf die Flugtickets soll eine Abgabe entfallen.
Recht auf Reparatur
Wer einen neuen Laptop kauft, bezahlt schon heute gleichzeitig auch die Entsorgung. Diese soll weitergeführt und ergänzt werden, indem auf Kunststoffprodukte gleich auch die CO2-Abscheidung und Speicherung bezahlt werden soll. Dazu soll ein Recht auf Reparatur eingeführt werden. Bei landwirtschaftlichen Produkten werden die klimaschädlichen Subventionen gestrichen.
Sanierungspflicht beim Heizen
Wer umziehen will, soll ein Vorrecht auf kleinere Wohnung zur Bestands- statt der Marktmiete haben. Wer noch mit Gas oder Öl heizt, soll bis spätestens 2035 sanieren müssen. Auch für schlecht gedämmte Gebäude wird eine Sanierungspflicht eingeführt, wenn es nach der Klima-Allianz geht.
Im Energiebereich sollen weiter mehr Solarpanels gebaut werden und dafür Förderinstrumente weitergeführt werden. Dazu will die Allianz ein Recht einführen, dass Mieter ihr Elektroauto aufladen können.
Bei der Städteplanung soll dafür gesorgt werden, dass Wohnen, Arbeiten und Freizeit innerhalb von 15 Minuten möglich wird.
CO₂ der Industrie speichern
Für die Industrie soll der Bund eine nationale Infrastruktur aufgleisen, um das CO₂ im In- und Ausland zu speichern. Bislang laufen unter anderem Projekte in Island.
Verbote für Finanzplatz
Die Schweiz soll ihren Teil an der internationalen Klimafinanzierung leisten und Schweiz Unternehmen müssten mit einer hohen historischen Klimaverantwortung einen «einen fairen Beitrag an den Fonds für Schäden und Verluste im globalen Süden» bezahlen. Dem Schweizer Finanzplatz soll es verboten werden, Anlagen zu finanzieren, die dem Klima schaden.
Werbeverbot für klimaschädliche Produkte, Influencer und Onlineshop
Bund und Kantone haben beim Klimaschutz eine Vorbildfunktion, so die Allianz. Darum wird ein Onlineshop für Netto-Null-Produkte und -Dienstleistungen aufgebaut. Öffentliche Werbung soll nur noch für jene Sachen erlaubt sein, die «überdurchschnittlich klimafreundlich» sind. Gleichzeitig sollen Bundes-, Regierungs- oder Gemeinderäte Klima-Influencer werden und eine Vorbildfunktion übernehmen.
In der Politik dürften die Forderungen mehrheitlich einen schweren Stand haben. Ähnliche Vorstösse haben SP und Grüne bereits einmal eingereicht – und scheiterten damit meistens beim Parlament. Dass es ihre Vorschläge schwierig haben, dessen ist sich auch die Klima-Allianz bewusst. Es gelte, ein Bewusstsein für die Gefährlichkeit des Klimawandels zu schaffen, sagte Patrick Hofstetter, Klima-Experte beim WWF. Er fürchtet, dass die Schweiz sonst «in einen Krisenmodus gedrängt wird».