Darum gehts
- 200 führende Persönlichkeiten trafen sich am Digitalswitzerland Forum in Bern
- Bundesrat Albert Rösti wirbt für KI-Chancen und will Schweiz als Innovationsstandort stärken
- Schweiz plant 2027 globalen KI-Gipfel in Genf
Mut statt Angst! Das ist die Botschaft von Bundesrat Albert Rösti (58, SVP). Mitten im digitalen Wandel präsentiert sich der Infrastrukturminister als Zukunftsoptimist. Am digitalswitzerland Forum in Bern warb er am Mittwochabend entschieden für die Chancen der künstlichen Intelligenz (KI). Er zeichnete das Bild einer Schweiz, die KI nutzt und vorantreibt, statt sie zu fürchten.
Rösti kam, sprach – und hatte das Publikum in der Bernexpo-Halle bald auf seiner Seite. Seine Rede: programmatisch. Die Stimmung: zustimmend bis begeistert. «Das war eine Motivationsspritze für den Aufbruch», kommentierte eine Zuhörerin. Tatsächlich nutzte Rösti den Auftritt gezielt für grundsätzliche Überlegungen. «Die Schweiz als innovativer Standort muss die Chancen der KI nutzen», sagte er im Gespräch mit Blick.
«Sorgen dürfen uns nicht lähmen»
Oft werde in der Schweiz zuerst über Risiken gesprochen, so Rösti, über Abhängigkeiten und möglichen Missbrauch. «Das sind berechtigte Themen.» Doch die Chancen seien grösser. Die KI könne «unser Land stärker, innovativer und unabhängiger machen».
Das Potenzial sei «schlicht riesig». KI könne Energieengpässe verhindern, Lieferketten optimieren oder Abläufe in der Verwaltung vereinfachen. Rösti: «KI ist mehr als ein Digitalisierungsprojekt.» Sie verändere, «wie wir arbeiten, denken und produzieren».
Blinde Euphorie verbreitete der Digitalminister dennoch nicht. Natürlich habe die KI auch Risiken – die Stichworte: Datenschutz, Urheberrecht, Übermacht grosser Tech-Konzerne. «Diese Sorgen sind berechtigt. Aber sie dürfen uns nicht lähmen.» Entscheidend sei, die Technologie «mit klugen Regeln und klarer Verantwortung» zu nutzen.
Die Landesregierung setzt auf einen, wie es Rösti nannte, smarten Ansatz. Starren Verboten erteilte er eine Absage. Ziel sei eine Regulierung, «die agil ist, Vertrauen schafft und Missbrauch verhindert».
Was für den Bundesrat zentral ist
Drei Punkte stehen für den Bundesrat im Zentrum. Erstens soll die Schweiz ein «starker Innovationsstandort» bleiben. Zweitens will Rösti den Schutz der Grundrechte auch im digitalen Zeitalter durchsetzen. Und drittens: Bevölkerung und Unternehmen müssten der KI vertrauen können.
Aber hat die kleine Schweiz im grossen KI-Geschäft überhaupt etwas zu melden? Zweifellos, findet Rösti. Dafür müsse das exportorientierte Land wettbewerbsfähig bleiben – «mit Top-Talenten, Forschung auf höchstem Niveau und einem verlässlichen, innovationsfreundlichen Rahmen».
Globaler KI-Gipfel in Genf geplant
Eine Schlüsselrolle bei der Frage, wie KI gesteuert und reguliert wird, sieht Rösti im internationalen Genf. «Nirgends sonst treffen sich so viele internationale Organisationen, Forschungsinstitute, Tech-Unternehmen und Thinktanks», schwärmte er.
Deshalb prüft der Bundesrat, 2027 in Genf einen weltweiten KI-Gipfel auszurichten. Der «Global AI Summit» könnte der Schweiz internationale Aufmerksamkeit verschaffen. Die strategische Bedeutung sei gross, das Land könne sich damit als Standort für verantwortungsvolle Technologiepolitik profilieren. Noch ist allerdings nicht alles unter Dach und Fach. Rösti: «Einerseits gibt es Konkurrenz durch andere Staaten, andererseits ist die Finanzierung noch nicht gesichert.» Hier warb er auch um Unterstützung aus der Wirtschaft.
«Gute Bedingungen für die digitale Revolution»
Wenn der Bundesrat über KI spricht, kommt er schnell zu den grossen Linien – weg vom Klein-Klein der Tagespolitik. Rösti spannte den Bogen zur industriellen Revolution: «Genauso wie damals müssen wir heute gute Bedingungen für die digitale Revolution schaffen.»
Am Forum in Bern trafen sich 200 führende Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Darunter waren Google-Schweiz-Chefin Christine Antlanger-Winter (44), ETH-Präsident Joël Mesot (61) und Nicole Burth (53), CEO Digital Services bei der Schweizerischen Post.
Die nationale Dachorganisation digitalswitzerland lancierte in Bern den «AI Action Plan». «Der Plan soll der Schweiz eine gute Positionierung im globalen digitalen Ökosystem ermöglichen», so digitalswitzerland-Präsident Andreas Meyer (64) zu Blick. «Er baut auf den Stärken unseres Landes auf.» Rösti lobte die Initiative als Beispiel für das, was die Schweiz jetzt brauche: mehr Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft.
Und wie will Rösti die Bevölkerung dafür gewinnen? Immerhin wurde die E-ID kürzlich nur knapp an der Urne angenommen – die Skepsis gegenüber digitalen Projekten war spürbar. Es brauche Transparenz und Sicherheit, aber auch gute Rahmenbedingungen und viel Erklärarbeit, betonte Rösti gegenüber Blick. «Man muss zeigen, wie KI klug genutzt wird – und weshalb die Schweiz dabei eine wichtige Rolle spielen kann. Wir brauchen Pioniere, die vorangehen!»