Keine blauen Links mehr
Google schaltet KI-Turbo scharf – so verändert er die Suche

Google bringt den AI Mode in die Schweiz. Es ist eine neue Art, um zu suchen: Anstatt Links gibt es direkt Antworten von der KI auf Fragen. Praktisch für Nutzer, doch Kritiker warnen vor den Folgen.
Publiziert: 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2025 um 23:57 Uhr
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Hema Budaraju, Vizepräsidentin bei Google Search hat den AI Mode diese Woche für fast 50 weitere Länder und 36 neuen Sprachen angekündigt.
Foto: zvg

Darum gehts

  • Google führt AI Mode für Suche ein, ersetzt traditionelle Ergebnisliste
  • KI-Antworten ermöglichen längere und komplexere Suchanfragen
  • Funktion ab 8. Oktober in weiteren Ländern und 36 Sprachen verfügbar
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Tobias BolzernRedaktor Digital

Google macht künstliche Intelligenz (KI) zum Zentrum der Suche und das Internet zur Beilage. Am 8. Oktober, schaltet der IT-Gigant auch in der Schweiz eine neue Funktion frei, die das Internet verändern könnte: den sogenannten AI Mode. Anders als bei der klassischen Google-Suche bekommen Nutzer keine Liste mit blauen Links mehr, sondern eine fertige KI-Antwort.

Hema Budaraju, Vizepräsidentin bei Google Search, sagt: «Das ist die Zukunft der Google-Suche.» Am Montag kündigte sie die Ausweitung des AI Mode an. Bisher ist dieser schon in 180 Ländern und Regionen verfügbar. Breit angekündigt wurde die Funktion während der Entwicklerkonferenz I/O im Mai 2025.

AI Mode vs. AI Overview

Der AI Mode unterscheidet sich von den 2024 eingeführten «AI Overviews», jenen KI-generierten Textboxen, die über den normalen Suchresultaten erscheinen, auch in der Schweiz. Während diese Funktion erst eine KI-Zusammenfassung liefert und danach klassische Links folgen, ersetzt der neue AI Mode die traditionelle Ergebnisliste direkt mit der Antwort und stellt nur ein paar ausgewählten Links seitlich dazu.

Neu auch in der Schweiz: So sieht der AI Mode auf dem Handy aus.
Foto: Google

Die KI zerlegt Fragen in Unterthemen, durchsucht gleichzeitig mehrere Quellen und präsentiert eine ausformulierte Antwort. Die Erfahrung aus anderen Ländern zeige: «Nutzer stellen jetzt bis zu dreimal längere Fragen, wie bei der traditionellen Suche», so Budaraju. Menschen würden Fragen in natürlicher Sprache stellen, mit mehreren Parametern gleichzeitig. Statt «Flecken Kaffee Teppich» sucht man nun nach «Ich habe Kaffee auf meinen Perserteppich gekippt und suche ein haustierfreundliches Reinigungsmittel». Die Suche wird so zum KI-Chatbot. Fragen können entweder per Text, Sprache oder Bild gestellt werden, etwa wenn man ein Foto des Kaffeeflecks hochlädt.

Das Internet als Beilage

Doch was für Nutzer praktisch klingt, löst bei Website-Betreibern und Medienfirmen Alarmstimmung aus. Der Grund: Wenn die KI die Antwort liefert, warum sollte noch jemand auf die verlinkten Quellen klicken? Eine Studie des Pew Research Centers in den USA von Juli 2025 zeigt: Schon bei Suchanfragen mit AI-Overviews klickten nur noch 8 Prozent der Nutzer auf die traditionellen Links unten. Noch drastischer: nur 1 Prozent klickt auf die in der KI-Antwort zitierten Quellen. Die britische Tageszeitung «DailyMail» berichtete gegenüber «Guardian», seit der Einführung der AI Overviews über 50 Prozent weniger Klicks von Google zu erhalten.

Denn bei Google laufen alle Fäden zusammen: Betrachtet man das Internet als Planetensystem, hat Google gleich viel Gewicht wie die Sonne: Laut Schätzungen starten rund zwei Drittel aller Aktivitäten im Netz auf Suchmaschinen und rund 90 Prozent aller Suchanfragen laufen über Google.

«Milliarden von Klicks»

Google selbst weist die Sorgen zurück. «Wir sehen keine dramatischen Rückgänge, die von Drittquellen behauptet werden», sagte Budaraju auf kritische Nachfragen von Journalisten. Solche Studien würden auf «hochgradig unvollständigen und verzerrten Daten» basieren, sagt sie. Man sende täglich «Milliarden von Klicks» an Websites.

Konkrete Zahlen zu eventuellen Rückgängen nennt Google nicht. Auf die Frage, ob die KI-Suche zu messbaren Verlusten geführt habe, sagt Budaraju nur, dass «Websites aus verschiedenen Gründen Traffic verlieren können, einschliesslich auch saisonaler Nachfrage.» Und weiter: «Wir glauben, dass der Traffic insgesamt stabil bleibt.»

AI Mode: Werbung geplant

Unklar ist, wie Google mit dem AI Mode Geld verdienen will. Das bisherige Modell basiert darauf, dass Nutzer auf Anzeigen in den Suchergebnissen klicken: Ein Markt mit einem globalen Volumen von über 200 Milliarden Dollar pro Jahr. Doch wenn die KI die Antwort bereits liefert, entfällt der Klick auf Werbung. Google experimentiert derzeit in den USA mit Anzeigen unterhalb der KI-Antworten. «Wir testen relevante Werbung», sagte Budaraju. Wie und wann diese kommt, liess sie offen.

Sicher ist: der AI Mode wird ab dem 8. Oktober schrittweise in fast 50 weiteren Ländern und 36 neuen Sprachen ausgerollt. In der Schweiz ist die Funktion in Deutsch, Französisch und Italienisch verfügbar. Auch Deutschland, Italien, die Niederlande, Polen, Spanien und Schweden gehören neu dazu. Nutzer finden den AI Mode als eigenen Tab in der Google-Suche sowie in der Google-App für Android und iOS. Vorerst neben der klassischen Suche. Wie lange noch, ist offen.

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