Bund hält an Sparplänen beim Sport fest
Ohrfeige für Swiss-Olympic-Präsidentin Ruth Metzler

Mit ihrem politischen Netzwerk soll alt Bundesrätin Ruth Metzler-Arnold für die Sportlobby Türen öffnen. Jetzt droht der Präsidentin von Swiss Olympic im ersten Härtetest eine empfindliche Niederlage.
Publiziert: 14:33 Uhr
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Aktualisiert: vor 55 Minuten
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Ruth Metzler-Arnold ist seit acht Monaten Präsidentin von Swiss Olympic.
Foto: Urs Lindt/freshfocus

Darum gehts

  • Bundesrat erhöht J+S-Beiträge, plant aber Kürzungen in der Sportförderung
  • Ruth Metzler-Arnold als Swiss-Olympic-Präsidentin vor politischer Herausforderung
  • 680'000 Kinder und Jugendliche nahmen 2024 am J+S-Programm teil
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lino SchaerenRedaktor

Letzte Woche konnte alt Bundesrätin Ruth Metzler-Arnold (61) ihren ersten Erfolg als Präsidentin von Swiss Olympic verbuchen: Der Bundesrat stockt die Beiträge für das Programm Jugend+Sport (J+S) auf – plus 20 Millionen Franken für 2025, plus 28 Millionen für die Folgejahre. Noch im Juni erklärte der Bund, eine Erhöhung sei wegen der Finanzlage unmöglich.

Ohne zusätzliches Geld hätten die Vereine 20 Prozent weniger J+S-Beiträge erhalten, denn das Programm boomt: 2024 machten 680’000 Kinder und Jugendliche mit. Rekord. J+S wäre Opfer seines eigenen Erfolgs geworden. Entsprechend laut war der Aufschrei – und gross die Erleichterung nach dem Einlenken des Bundesrats. Doch die Freude hielt nicht lange.

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Gespart wird beim Leistungssport

Nur Tage später folgte die kalte Dusche: Der Bundesrat verabschiedete am Freitag sein Entlastungspaket 2027. Darin hält er an Kürzungen von 17 Millionen Franken bei der Sportförderung fest. Zwar verzichtet er auf die geplanten 2,4 Millionen Abstriche bei J+S, kompensiert dies aber mit Einsparungen im Leistungssport.

Für Metzler-Arnold ein herber Dämpfer. Ihr politisches Netzwerk war ihr zentrales Argument im Wahlkampf ums Swiss-Olympic-Präsidium vor acht Monaten. Nun muss sie sich den Vorwurf gefallen lassen, dass die Lobbyarbeit beim ersten Härtetest nicht zündete.

Überrascht wurde Metzler-Arnold davon offenbar nicht. Wenn es um Ausgaben gehe, sei der Bundesrat stets strikter als das Parlament, sagte sie vergangene Woche im Interview mit CH Media. Heisst: Die Chancen gegen die Kürzungen waren in dieser Phase von Beginn an gering. Jetzt beginnt laut Metzler-Arnold die Arbeit mit Blick aufs Parlament.

Ist das Parlament sportfreundlicher?

Auch Swiss-Olympic-Sprecher Alexander Wäfler setzt auf National- und Ständerat: «Das Parlament erkennt den Wert des Sports, auch für die Gesellschaft.» Das Parlament befasst sich in der Wintersession mit dem Entlastungspaket.

Ein Selbstläufer wird die Auseinandersetzung allerdings nicht. Der Widerstand gegen die Sparpläne bei J+S war vergleichsweise einfach zu mobilisieren – weil das breite Publikum direkt betroffen war. Die geplanten Kürzungen im Entlastungspaket treffen hingegen vor allem den Leistungssport.

Swiss Olympic warnt deshalb davor, Breiten- und Spitzensport gegeneinander auszuspielen. «Sport- und Bewegungsförderung muss als Ganzes betrachtet werden», betont Wäfler. Auch Topathletinnen wie Ditaji Kambundji (23) starteten einst in J+S-Kursen und trainierten auf national geförderten Anlagen. «Im Sport greifen immer viele Zahnrädchen ineinander, da kann man nicht einfach ein beliebiges herausnehmen.»

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