«Hauptsache man sitzt auf der Tribüne und zeigt sich»
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J+S-Kürzung verärgert Frei:«Hauptsache man sitzt auf der Tribüne und zeigt sich»

Papa Odermatt und Abfahrtsheld Monnet schimpfen gegen «J+S»-Kürzungen
«Es ist ein politisches Desaster»

Der Bund will die Subventionen für J+S um 20 Prozent kürzen. Das sorgt nicht nur bei Fussball-Legende Alex Frei für heftige Kritik. Auch der Papa von Marco Odermatt und Ski-WM-Bronzegewinner Alexis Monney schimpfen.
Publiziert: 23.07.2025 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 23.07.2025 um 20:00 Uhr
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Walter Odermatt (rechts) hat derzeit wenig zu lachen.
Foto: Sven Thomann

Darum gehts

  • Sparhammer bei Jugend+Sport: Beiträge sollen bis zu 20 Prozent gekürzt werden
  • Sportler und Funktionäre kritisieren die geplanten Kürzungen im Breitensport scharf
  • Petition gegen Sparpläne sammelte über 174'000 Unterschriften und 67'000 Kommentare
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Es ist der grosse Sparhammer, den das VBS auf Jugend+Sport, das grösste und erfolgreichste Sportförderprogramm des Bundes, niederschmettern lassen will. Die Beiträge sollen bis zu 20 Prozent gekürzt werden – was nicht nur Nati-Rekordtorschütze Alex Frei (46) so richtig auf die Palme bringt. «Wie die Politiker auf der Tribüne sitzen, während gleichzeitig die J+S-Subventionen gekürzt werden, muss mir einer erklären», so Frei im Blick. 

Doch es ist nicht nur die Nati-Legende, die den Breitensport-Sparhammer nicht verstehen kann. Auch Walter Odermatt (57), Vater von Ski-Superstar Marco Odermatt (27), ist enttäuscht. «Es ist ein politisches Desaster, das derzeit passiert», meint er. «Es ist ein ganz grosser Widerspruch. Während in Alkohol- und Zigarettenprävention investiert wird, streicht man Gelder in einem wichtigen Bereich, der dafür sorgen soll, dass die Kinder erst gar nicht auf die Idee kommen, Drogen und Zigaretten zu konsumieren», so Odermatt, der selbst im Nidwaldner Ski-Verband als treibende Kraft als Vizepräsident tätig ist, weiter. Bitter für Odermatt selbst: Er muss wegen der Kürzungen nun selbst neue Sponsoren suchen.

«Es wird weniger Kinder geben, die Sport machen»

Wenig von den Kürzungen hält auch der Schweizer Speed-Spezialist Alexis Monney (25). Denn Karrieren wie jene des gebürtigen Fribourgers könnten dadurch rarer werden. «Im ganzen Kanton Fribourg gibt es immer weniger Schnee. Viele müssen in den Kanton Wallis trainieren gehen. Dafür brauchst du mehr Geld», so Monney. «Ich finde es schade. Es ist eine sehr schöne Hilfe für Klubs aller Sportarten. Wenn es weniger Geld gibt, wird es weniger professionell. Und so wird es dann möglicherweise weniger Kinder geben, die Sport machen», meint der WM-Abfahrtsbronzegewinner aus diesem Jahr.

Grund für den Unmut in der Sport-Schweiz sind die Kürzungen wegen des eigenen Erfolgs. Wegen des Allzeithochs an Teilnahmen reichen die jährlich zur Verfügung stehenden 115 Millionen Franken nicht mehr aus, um die Angebote für rund 680’000 Kinder und Jugendliche zu decken. Konkret bedeutet das: Kursorganisationen erhalten neu pro Teilnehmenden und Stunde 1,04 Franken statt 1,30 Franken. Die Lagerbeiträge sinken von 16 auf 12,80 Franken pro Tag.

Swiss-Ski-Boss Urs Lehmann (56) formuliert es klar: «Wenn die Beiträge gekürzt würden, könnte man sagen, dass der Sport Opfer des eigenen Erfolgs geworden ist.» Im letzten Jahr habe man 3000 Schneesportlager veranstaltet und über 120'000 Teilnehmende verzeichnet – ein Rekordjahr. «Wenn man kürzt, gibts nicht nur im Sport einschneidende Massnahmen, es könnte auch gesellschaftlich fatale Folgen haben. Denn J+S-Lager sind Teil der Inklusion, da sie Kinder und Jugendlichen ermöglichen, in den Schneesport zu gelangen.»

Pfister bedauert, Druck steigt

Auf Blick-Anfrage verteidigte das VBS von Bundesrat Martin Pfister den Sparhammer: «Das Parlament bewilligt jährlich einen Kredit für J+S. Reicht dieser nicht aus, müssen die Subventionstarife gekürzt werden, damit kein Defizit entsteht. Das prognostizierte Wachstum von J+S wird im Jahr 2026 zu einem deutlichen Minus führen. Deshalb müssen die Tarife ab nächstem Jahr gekürzt werden», heisst es beim VBS. «Bundesrat Martin Pfister bedauert diese Kürzung», verteidigt sich das VBS zwar und macht Hoffnung auf Änderungen.

Doch nun steigt der Druck, die Kürzungen zurückzunehmen. Nicht nur Persönlichkeiten wie Frei, Monney oder Odermatt protestieren öffentlich. Eine Petition gegen die Sparpläne des Bundes hat bereits über 174'000 Unterschriften gesammelt und über 67'000 Kommentare dazu.

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