Darum gehts
- Jugend+Sport muss sparen und kündigt drastische Kürzungen an
- Sportvereine sind auf J+S-Gelder angewiesen
- Bund steht in der Verantwortung
Der Schweizer Sport-Nachwuchs steht unter Druck. Jugend+Sport (J+S), das Sportförderprogramm des Bundes, muss sparen – und kündigte im Juni drastische Kürzungen an. Grund: Die jährlich zur Verfügung stehenden 115 Millionen Franken reichen nicht mehr aus, um die Angebote für rund 680’000 Kinder und Jugendliche zu decken. Die Verantwortlichen sprechen davon, «Opfer des eigenen Erfolgs» geworden zu sein.
Mehr Nachfrage, weniger Geld
Der Entscheid überrascht nicht. Seit das Fördergefäss «J+S-Lager» im Frühling 2023 unter anderem auch für private Veranstalter geöffnet wurde, ist die Nachfrage massiv gestiegen. Nun greift der Bund zur Notbremse und kürzt sämtliche Beiträge pauschal um 20 Prozent.
Konkret bedeutet das: Kursorganisationen erhalten neu pro Teilnehmenden und Stunde 1.04 Franken statt 1.30 Franken. Die Lagerbeiträge sinken von 16 auf 12.80 Franken pro Tag.
Pikant: Als 2020 die Beiträge erhöht wurden, hatten Pfadi, Jubla und Cevi ursprünglich nur eine Aufstockung auf 12 Franken beantragt. Es war der Bundesrat, der 16 Franken vorschlug – was die Organisationen natürlich dankend annahmen. Heute, wo deutlich mehr Lager-Anbieter Gelder beziehen dürfen, ist das System finanziell nicht mehr tragbar.
Vereine sind auf J+S-Gelder angewiesen
Sämtliche Sportvereine, die J+S-Kurse anbieten, sind betroffen. Kenner gehen davon aus, dass es insbesondere mittelgrosse Vereine trifft.
Ein Beispiel dafür ist der Skiclub Schwyz, wo einst die Karriere von Olympiasiegerin Corinne Suter ihren Lauf nahm. Präsident Rony Bruhin bereitet der Entscheid des Bundes Sorgen: «Höhere Mitgliederbeiträge möchte man in Zeiten, in denen die Schneesicherheit nicht gegeben ist, unbedingt vermeiden.»
Bruhin, selbst aktiver J+S-Leiter, betont zudem die zentrale Rolle der Fördergelder für den erfolgreichen Nachwuchs im Schweizer Skisport. Damit das so bleibt, sei man auf die Unterstützung des Bundes angewiesen. Gegenüber Blick sagt er: «Wir sind dringend auf diese Gelder angewiesen. Nur so können der Skisport, aber auch alle anderen Sportarten weiterhin für alle zugänglich bleiben.»
Politik schlägt Alarm
Kritik kommt auch aus dem Parlament. Die Berner Nationalrätin und Sportlehrerin Andrea Zryd sagt: «Die Sparmassnahmen sind in keinem Verhältnis. Während wir bei der Armee über milliardenschwere Investitionen diskutieren, kann es nicht sein, dass der Sport-Nachwuchs, finanziert durch dasselbe Departement, wegen ein paar Millionen aufs Spiel gesetzt wird.»
Zryd warnt vor weitreichenden Folgen: «Wenn Kindern die sportliche Basis fehlt, spüren wir das später bei den Gesundheitskosten und somit bei den Krankenkassenprämien.»
Die Sportpolitikerin ist sich sicher: «Mit einem verhältnismässig kleinen monetären Beitrag kann eine grosse Wirkung für den Sport erzielt werden.» Zryd spricht von etwa zehn Millionen mehr pro Jahr, die nötig wären.
Entscheid fällt im Dezember
Im Dezember entscheidet die Finanzkommission über das Budget. Für Zryd ist klar: «Der Bund steht in der Verantwortung. Im Sportförderungsgesetz ist die Jugendförderung klar verankert, jetzt muss man die Verantwortung auch wahrnehmen und nicht einfach abschieben.»
Fakt ist: Der Entscheid vom J+S bewegt. Eine Petition gegen die Kürzungen der Subventionen wurde mittlerweile schon über 160'000 Mal unterschrieben.