Beleidigung des italienischen Staates?
Dieser Autokleber löste einen Polizeieinsatz aus

Ein Tessiner Einkaufstourist bringt mit einem provokanten Italien-Aufkleber samt vulgärem Spruch die Polizei in Italien auf den Plan. Der Fahrer zeigt sich überrascht – und beteuert, es sei nur ein Scherz gewesen.
Publiziert: 09.07.2025 um 10:37 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2025 um 13:33 Uhr
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Das Corpus Delicti: Dieser Autoaufkleber sorgte für einen Polizeieinsatz.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Tessiner Autokleber sorgt für Aufregung in Italien. Mann erklärt Missverständnis
  • Italienischer Anwalt alarmierte Polizei wegen angeblicher Beleidigung des Staates
  • Schmähung des Hoheitszeichens in Italien mit 1000 bis 5000 Euro Busse strafbar
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Das hätte ein teurer Ausflug werden können. Mitte Juni fährt ein Mann aus Mendrisio TI über die nahe Grenze in die italienische Stadt Varese. Seinen grauen Wagen parkiert er vor einem Supermarkt. Am Kofferraum prangt der Stein des Anstosses: ein Italienkleber mit dem Schriftzug «Vaffa...». Die Zeitungen von CH Media, die darüber berichten, übersetzen die Vulgarität mit «Verpiss dich». Es gäbe noch gröbere Übersetzungsvarianten.

Beleidigt der Einkaufstourist damit den italienischen Staat? Das könnte Folgen haben. Denn nach italienischem Gesetz ist die Schmähung des Hoheitszeichens strafbar und könnte mit 1000 bis 5000 Euro gebüsst werden. Tatsächlich soll ein Anwalt aus Varese die Polizei alarmiert haben. Diese rückt aus und stellt den Mann mit Tessiner Kennzeichen zur Rede, wie sich die Zeitung auf das örtliche Portal «Varesenews.it» bezieht. Die Carabinieri hätten ihn aufgefordert, den Kleber zu entfernen. Von einer Sanktion hingegen sei nichts bekannt.

Zwischenfall löst grosse Debatte aus

Der Zwischenfall sorgt im Tessin und im grenznahen Italien für Aufruhr. Da ist etwa der Luganeser Stadtparlamentarier Omar Wicht: Der Lega-Politiker verknüpft die Geschichte sarkastisch mit der immerwährenden Grenzgänger-Debatte: «Am besten würden wir einen Vertrag unterzeichnen. Wir Schweizer kaufen nicht mehr bei euch ein, und ihr Italiener kommt nicht mehr zu uns arbeiten.» Das kommt nicht überall gut an. Andere Kommentatoren warnen vor geschlossenen Tessiner Spitälern, wenn keine Gastarbeiter mehr im Grenzkanton arbeiten dürften.

Dass sich sein Autokleber fast schon zur Staatsaffäre entwickelt, dürfte den Einkaufstouristen überrascht haben. Schliesslich ziere der Sticker seinen Kofferraum schon seit einem Jahr. Nie habe sich jemand dafür interessiert, bis dann Mitte Juni in Varese die Polizei aufmarschiert ist.

Alles ganz anders gemeint?

Im «Corriere del Ticino» versuchte der Mann, ein paar Dinge ins rechte Licht zu rücken: «Ich bin kein Rassist. Ich bin Italiener, Neapolitaner und lebe seit neun Jahren in der Schweiz. Nie würde ich mein Land beleidigen», wird er dort zitiert.

Der Mann spricht von einem Missverständnis. Der Sticker sei ironisch gemeint. Auf der Italienflagge sei eine geballte Faust, die bedeute: «Was willst du?» Zusammen mit «Vaffa...» solle dies bedeuten: Geniesse das Leben, kümmere dich um deine Angelegenheiten und nerve niemanden. Die Botschaft richte sich an jeden, der den Aufkleber sehe. Gerade auch an den Anwalt aus Varese, der es für nötig hielt, die Carabinieri zu rufen.

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