Abenteuer in Deutschland
Baselbieter Stromfirma verbrannte Millionen im deutschen Kleinkundenmarkt

Es sollte ein Testlauf werden für die Marktöffnung, doch er verursachte vor allem Kosten. Die Stromfirma Elektra Baselland hat ihre Genossenschafter nicht informiert.
Publiziert: 04.06.2025 um 09:42 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2025 um 10:06 Uhr
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So warb die EBL in Deutschland um Kleinkunden; mittlerweile wurde das Angebot eingestellt. (Screenshot von 2019)
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Darum gehts

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Michael Heim
Handelszeitung

Während sich die Schweizer Strombranche nach den Ankündigungen von Bundesrat Albert Rösti langsam auf eine Marktöffnung für Kleinkunden vorbereitet, zieht sich ein Regionalversorger woanders aus diesem Markt zurück. Und das nach nicht endenden Verlusten. Im vergangenen Jahr hat die Liestaler Elektra Baselland (EBL), die in ihrem Schweizer Monopolgebiet 48’000 Haushalte versorgt, ihre deutsche Tochter EBLD Schweiz Strom GmbH liquidiert. In den Büchern hinterliess das Abenteuer ein grosses Loch, wie sich nun zeigt. Kommuniziert wurde das nicht.

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde erstmals im Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.

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Zwischen Gründung und Liquidation fielen bei der EBLD Schweiz Strom Jahresverluste von gut 10 Millionen Euro an, was rund 40 Prozent des für 2024 ausgewiesenen Gewinns der EBL-Gruppe entspricht. Das geht aus den im deutschen Unternehmensregister eingereichten Jahresabschlüssen hervor. Einen namhaften Gewinn verbuchte die Gesellschaft nur ganz zum Schluss – vermutlich, weil Rückstellungen für die Strombeschaffung aufgelöst werden konnten.

Unklar, warum die Firma im Geschäftsbericht noch aufgeführt wird

Anders als früher äussert sich die EBL auf Anfrage der Handelszeitung nicht zum misslungenen Markteintritt in Deutschland. Und so bleibt auch unklar, warum die deutsche Tochter im EBL-Geschäftsbericht 2024 noch immer als 100-Prozent-Tochter aufgeführt wird, obwohl sie laut Amtsregister bereits im Januar 2024 liquidiert worden ist.

Noch 2019 rechnete EBL-Chef Tobias Andrist gegenüber der Handelszeitung damit, «bis 2021 in die Gewinnzone» zu kommen. Bereits damals verwies er auf Debitorenverluste aufgrund von «säumigen Kunden». Doch das sei «Lehrgeld» für den späteren, grossen Markteintritt, so der EBL-Chef.

Marktöffnung dürfte viele kleine Anbieter auf die Probe stellen

Das Lehrgeld der EBL dürfte vielen kleineren Regionalversorgern zu denken geben. Die vom Bundesrat angekündigte Marktöffnung für Kleinkunden wird auch hierzulande nicht nur Druck auf die Margen verursachen, sondern die Anbieter auch vor ganz neue Herausforderungen bei der Kundenbetreuung stellen.

Noch gibt es hierzulande rund 600 teilweise sehr kleine Stromversorger. Marktbeobachter gehen davon aus, dass eine weitere Liberalisierung des Marktes die Konsolidierung beschleunigen dürfte.

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