«Arena» mit hitzigen Diskussionen
«Sie haben noch nicht manchen Bleistift verkauft!»

Massenentlassungen, Zoll-Hammer, Kaufkraftverlust. Die Schweizer Wirtschaft hat schon bessere Zeiten gesehen. In der SRF-Sendung «Arena» kam es zu hitzigen Diskussionen.
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«Sie haben noch nicht manchen Bleistift verkauft!» – SVP-Nationalrat und Transportunternehmer Benjamin Giezendanner fuhr Gewerkschafter an den Karren.
Foto: Screenshot SRF

Darum gehts

  • Wirtschaftsdebatte in SRF-Arena: Unternehmen entlasten oder Löhne erhöhen
  • Gewerkschaften fordern Lohnerhöhungen, Wirtschaftsvertreter warnen vor Streiks
  • Im August waren rund 8500 Personen in der Schweiz in Kurzarbeit
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Schon bald nach Beginn der SRF-Sendung «Arena» lupfte es Benjamin Giezendanner (43) den Hut: «Sie haben noch nicht manchen Bleistift verkauft!», warf der SVP-Nationalrat und Aargauer Transportunternehmer seinem Gegenüber, Daniel Lampart (57) an den Kopf. Als Chefökonom beim Schweizer Gewerkschaftsbund habe er noch nicht viel zur Wirtschaft beigetragen.

Zuerst müsse man Geld verdienen. Erst dann könne man es an Angestellte weitergeben, betonte Giezendanner. Gewerkschafter Lampart hatte zuvor beklagt, dass zwar die Gewinne der Firmen in der Schweiz stetig steigen würden, nicht aber die Löhne. Bevor man davon spreche, die Unternehmen zu entlasten, müsse man die Löhne der Mitarbeitenden erhöhen.

Vorwurf: «Hetze gegen Firmen»

Massenentlassungen, Zoll-Hammer, Kaufkraftverlust. Die Schweizer Wirtschaft steht unter Druck. Im August waren rund 8500 Personen in Kurzarbeit. Gerade die Exportwirtschaft ist betroffen. In der «Arena» vom Freitag rang die Politik um Lösungen – für Unternehmen und Angestellte. Die Wogen gingen mehrfach hoch.

Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher (58) forderte eine Entlastung für die Unternehmen, etwa durch Bürokratie-Abbau: «Damit sie weiterhin in der Schweiz produzieren und Jobs sichern können.» Vergangene Woche hat der Bundesrat ein Massnahmenpaket beschlossen, das in diese Richtung geht.

Gewerkschafter Lampart konterte sofort und verwies darauf, dass die Unternehmen bereits stark entlastet worden seien – durch Steuersenkungen oder tiefere Sozialbeiträge. Nun seien die Arbeitnehmer an der Reihe. Sie würden bei stagnierenden Löhnen zunehmend mit hohen Kosten für die Krankenkassenprämien und Mieten belastet.

Das wiederum wollte Brupbacher nicht auf sich sitzenlassen. Die Reallöhne in seiner Branche seien gestiegen: «Sie machen populistische Meinungsmache und Hetze gegen Firmen», warf er Gewerkschafter Lampart vor.

Streik-Warnung kommt ganz schlecht an

Fakt sei, dass die Lohnverhandlungen mit den Arbeitgebern härter geworden seien. «Sie verweigern den Teuerungsausgleich, obwohl es den Firmen gut geht», warf Lampart den Wirtschaftsvertretern vor. In anderen Ländern werde härter verhandelt – bis hin zu Streik, mahnte Lampart und liess dies gleich auch als Warnung im Raum stehen – was Brupbacher wiederum als «unschweizerisch» anprangerte.

Dass die Wirtschaft schon bessere Zeiten gesehen hat, zeigt sich etwa beim Bruttoinlandprodukt, das zuletzt um ein halbes Prozent geschrumpft ist. «Es ist sicher eine ernste Situation, aber es ist auch noch nicht dramatisch», meinte Grünen-Nationalrätin Franziska Ryser (34). Nun gehe es darum, dass die Politik die richtigen Weichen stelle. Besonders wichtig ist für Ryser etwa ein gutes Verhältnis zur EU.

Umstritten ist auch ein Geschäft, das derzeit im Parlament beraten wird. So will der Nationalrat teilweise die maximale Arbeitszeitspanne verlängern und Sonntagsarbeit an bis zu neun Sonntagen bewilligungsfrei ermöglichen. Für Bürgerliche ist das verkraftbar. Gewerkschaften und Linke beklagen, der Druck auf Arbeitnehmende steige weiter an. Nun ist der Ständerat an der Reihe. Die Vorlage dürfte auch dort gute Chancen haben.

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