Darum gehts
- Neue Lohnstrukturerhebung 2024 zeigt Entwicklung der Löhne in der Schweiz
- Medianlohn 2022 betrug 6788 Franken. Wie hoch ist er nun?
- Erhebung alle zwei Jahre bei Unternehmen und Verwaltungen durchgeführt
Teure Wohnungen, höhere Prämien
Die Kosten für Normalverdienende würden ständig steigen, sagt Lampart. Bei den Mieten, bei den Krankenkassenprämien, bei den Lebenshaltungskosten – vieles werde teurer.
Viele würden den Reichtum im Land zwar sehen, bloss nicht bei sich selbst, so Lampart.
Damit ist die Medienkonferenz beendet. Demnächst liest du hier eine Zusammenfassung.
Im Baugewerbe droht eine Eskalation
Was bedeutet Lamparts Kampfansage? Er verweist auf die aktuell laufende Auseinandersetzung im Baugewerbe. Da gebe es erste Demonstrationen und Kundgebungen. Man können den Druck aber in kleinen Schritten weiter erhöhen und eskalieren, bis hin zum Streik. Was er aus gewerkschaftlicher Sicht bezüglich der Löhne erlebt habe, sei «unerträglich. Das kann es nicht sein!»
Arbeitgeber bemüht, Saläre anzuheben
Nun geht es in die Fragerunde. Die Arbeitgeber seien immer bemüht, die Saläre anzuheben, sagt Arbeitgeber-Direktor Müller. Dabei müssten aber verschiedene Elemente auf dem Arbeitsmarkt wie auch gewisse geopolitische Unsicherheiten berücksichtigt werden. Deshalb habe man in den vergangenen Jahren die Teuerung nicht immer voll ausgleichen können.
Oftmals seien die Lohnerhöhungen auch besser, als in den Verhandlungen diskutiert. Etwa, wenn es wirtschaftlich doch besser läuft als zuvor gedacht.
Kampfansage der Gewerkschaften
Gewerkschaftsvertreter Lampart macht eine Kampfansage: «Es braucht nun auch in der Schweiz mehr Konflikte und ein härteres gewerkschaftliches Vorgehen, damit es bei den Löhnen aufwärts geht!»
«Schlechte Nachricht: Reallöhne sind gesunken»
Nun spricht Daniel Lampart, der Chefökonom des Gewerkschaftsbunds. Er bringt das Kontrastprogramm zu den Vorrednern, nämlich die «schlechten Nachrichten», wie er selbst sagt.
«Die Lohnentwicklung der letzten Jahre war für die Normalverdienenden schlecht», sagt Lampart. Die Reallöhne hätten stagniert. In den letzten fünf Jahren seien sie sogar leicht gesunken. Für die Jahre 2020 bis 2025 seien die Löhne real um 0,3 Prozent gesunken. Das heisst: Die Teuerung war höher als die Lohnerhöhungen. Seit 2020 beträgt die aufgelaufende Inflation über 7 Prozent!
Dass es in Teuerungszeiten teils keine Lohnerhöhungen mehr gebe, sei «erschütternd». Das habe es historisch früher kaum gegeben.
«Die Löhne in der Schweiz gehören zu absoluten Spitze!»
«Die Löhne in der Schweiz gehören zu absoluten Spitze!», betont Müller. Das sei kein Zufall, sondern das Resultat des liberalen Arbeitsmarktes, der Berufsbildung wie auch einer funktionierenden Sozialpartnerschaft.
Dazu müsse man Sorge tragen und immer wieder Verbesserungen erreichen, etwa mit einem Bürokratie-Abbau.
«Der Schweizer Arbeitsmarkt funktioniert insgesamt sehr gut!»
Arbeitgeber-Direktor Roland A. Müller legt die Sicht der Arbeitgeber dar. «Die neuen Zahlen liefern ein klares Bild: Der Schweizer Arbeitsmarkt funktioniert insgesamt sehr gut!» Der Anstieg auf über 7000 Franken sei erfreulich, gerade aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheiten. Die Lohnstruktur sei insgesamt stabil geblieben.
Bei der Gleichstellung sehe man klare Fortschritte, sagt er. «Wir sind noch nicht am Ziel, aber der Trend zeigt klar in die richtige Richtung.» Bei jüngeren Altersgruppen seien die Unterschiede zudem kleiner. Langfristig führe der Arbeitsmarkt zu mehr Lohngleichheit.
Rückgang der Teuerung hilft
Nun ist Seco-Mann Jérôme Cosandey an der Reihe. Für ihn sind die neuen Zahlen wichtig, um die flankierenden Massnahmen umsetzen zu können. Sprich: Um Lohndumping bei der Personenfreizügigkeit zu verhindern.
Die Verlangsamung des BIP-Wachstums tangiere auch das Stellenangebot, erklärt er. So steigt auch die Zahl der Arbeitslosen wieder an. Im Jahr 2024 habe der Rückgang der Teuerung zu einem Reallohnwachstum geführt. Aktuell habe man fast keine Inflation.
Die meisten bekommen einen 13. Monatslohn
Über drei Viertel (75,9 Prozent) der Arbeitnehmenden erhielten 2024 einen 13. Monatslohn. Der Anteil der Unternehmen, die nahezu all ihren Angestellten einen 13. Monatslohn zahlen, stieg zwischen 2022 und 2024 leicht von 45,8 auf 46,4 Prozent. Lediglich 27,9 Prozent der Unternehmen zahlten gar keinen 13. Monatslohn aus.
Jeder Dritte erhält einen Bonus
2024 erhielt ein Drittel (32,6 gegenüber 33,6 Prozent im Jahr 2022) der Arbeitnehmenden einen Bonus – das heisst: eine unregelmässige, zusätzlich zum Grundlohn ausbezahlte jährliche Sonderzahlung. Der Wert der ausbezahlten Jahresboni stieg leicht auf durchschnittlich 11'967 Franken (gegenüber 11'670 Franken im Jahr 2022).
«Die Höhe der Boni variierte je nach Wirtschaftszweig und Verantwortungsniveau im Unternehmen deutlich», schreibt das BFS.
Der Teuerungsschub der letzten Jahre ist enorm. Seit 2020 sind die Preise um über 7 Prozent gestiegen. Halten da auch die Löhne Schritt? Sind die bisherigen Lohnerhöhungen hoch genug, um den Kaufkraft-Verlust auszugleichen?
Eine Antwort darauf liefert die neue Lohnstrukturerhebung 2024, welche das Bundesamt für Statistik um 9.30 Uhr an einer Medienkonferenz präsentiert.
2022 waren es 6788 Franken
Bei der letzten Erhebung per 2022 betrug der Medianlohn einer oder eines Angestellten für eine 100-Prozent-Stelle 6788 Franken brutto pro Monat (gerechnet in zwölf Monatslöhnen). Die Hälfte der Bevölkerung verdiente also mehr, die andere Hälfte weniger. Knackt er diesmal die 7000er-Marke?
Die neuen Daten zeigen auch auf, wie sich die Löhne in den verschiedenen Wirtschaftszweigen und Regionen unterscheiden. Ebenso, wie sich das Gefälle zwischen den höchsten und den tiefsten Löhnen in den letzten Jahren verändert hat.
Folgende Personen nehmen an der Medienkonferenz teil:
- BFS-Direktor Georges-Simon Ulrich
- Didier Froidevaux, Sektionschef Löhne und Arbeitsbedingungen im BFS
- Arbeitgeber-Direktor Roland A. Müller
- SGB-Chefökonom Daniel Lampart
- Jérôme Cosandey, Leiter der Direktion für Arbeit im Staatssekretariat für Wirtschaft
Erhebung alle zwei Jahre
Die schweizerische Lohnstrukturerhebung ist eine Befragung, die alle zwei Jahre bei privaten und öffentlichen Unternehmen und Verwaltungen in der Schweiz durchgeführt wird. Sie erlaubt eine regelmässige Beschreibung der Lohnstruktur in allen Branchen des sekundären und tertiären Sektors anhand von repräsentativen Daten.