An der Kasse
Vereinbarung für kostenpflichtige Plastiksäckli steht auf Prüfstand

Die 2016 getroffene Vereinbarung zur Einführung kostenpflichtiger Plastiksäckli an Schweizer Ladenkassen steht auf dem Prüfstand. Die Swiss Retail Federation analysiert, ob sie die Vereinbarung, die sie mit der IG Detailhandel abgeschlossen hat, auflösen will.
Publiziert: 13:09 Uhr
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Aktualisiert: 16:29 Uhr
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Um solche Säcke geht es. (Archivbild)
Foto: GAETAN BALLY
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Dagmar Jenni, Geschäftsführerin der Swiss Retail Federation, bestätigte am Sonntag auf Anfrage eine entsprechende Meldung der «SonntagsZeitung». Sie sagte, diese Branchenvereinbarung zwischen ihrem Verband und der IG Detailhandel von Coop, Migros und Denner sei von Anfang an darauf angelegt gewesen, bei Erreichen der Ziele nur bis 2025 zu dauern.

In der Übereinkunft stehe auch, dass diese jeweils um zwei Jahre verlängert werde, wenn die in der Abmachung genannten Ziele nicht erreicht würden. Die Ziele der Übereinkunft von 2016 seien aber sehr schnell erreicht worden.

88 Prozent weniger Einwegplastiksäcke

Heute würden an den Kassen der Schweizer Detailhandelsgeschäfte 88 Prozent weniger Einwegplastiksäcke verwendet als im Jahr 2016. Ziel sei eine Reduktion von 70 bis 80 Prozent gewesen. Seit Jahren werde der Zielwert übertroffen.

Der Verband gehe deshalb davon aus, dass die Einführung der Kostenpflicht bei den Plastiksäcken alle umweltbewussten Konsumentinnen und Konsumenten erreicht habe. «Es bewegt sich nichts mehr», erklärte Jenni. In dieser Situation gebe es für die Swiss-Retail-Federation-Geschäftsführung zwei Möglichkeiten.

Erstens, die Vereinbarung gemeinsam mit der IG Detailhandel – entschlackt um die administrativen Pflichten – weiterlaufen zu lassen. Oder die Vereinbarung gegenüber der IG Detailhandel aus formellen Gründen per Ende Jahr aufzuheben, um dann im Swiss-Retail-Federation-Verbund den Inhalt der Branchenvereinbarung weiterlaufen zu lassen. Dies unter Streichung der administrativen Aufwände.

«Wiedereinführung von Gratis-Abfallsäcken ist kein Thema»

Die «Raschelsäckli» hatten das eidgenössische Parlament wiederholt beschäftigt. 2012 beauftragten National- und Ständerat den Bundesrat, Wegwerf-Plastiksäcke zum Schutz der Umwelt zu verbieten. Im Herbst 2016 kam das Parlament dann aber auf seinen Entscheid zurück und überliess es dem Detailhandel, dafür zu sorgen, dass weniger Einwegtüten in Umlauf kommen.

Wichtig sei, dass die Swiss Retail Federation nicht daran denke, die Kostenpflicht bei den an der Kasse abgegebenen Plastiksäcken aufzuheben, sagte Jenni weiter. «Die Wiedereinführung von Gratis-Abfallsäcken ist kein Thema», hielt die Geschäftsführerin fest.

Dem Verband gehe es angesichts der stagnierenden Zahlen um die Aufhebung des Monitorings über die Abgabe der kostenpflichtigen Säcke, und nur darum. «Es geht um eine Entschlackung der Administration». Die Geschäftsstelle hat nun ihre Mitglieder informiert und schaut dann weiter.

Jenni weist auch darauf hin, dass die Vereinbarung eine privatrechtliche sei, abgeschlossen zwischen den beiden Verbänden. Ihren Aussagen zufolge handelt es sich nur bei sechs Prozent der an der Kasse für ein paar Rappen verkauften Plastiksäcke um solche von Mitgliedern ihres Verbands. Die übrigen 94 Prozent würden somit in den Läden der Mitglieder der IG Detailhandel abgegeben.

Die Swiss Retail Federation ist der Verband der Detailhandelsunternehmen in der Schweiz. Mitglieder sind beispielsweise Warenhäuser, Fachmärkte und Fachgeschäfte, Kioske und Onlinehändler. Insgesamt repräsentiert der Verband 1900 Detailhandelsunternehmen mit rund 60’000 Angestellten.

Die IG Detailhandel war bis Pfingstsonntagmittag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

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