Störaktion beim ESC-Final
0:13
Während Israel-Song:Störaktion beim ESC-Final

Vier Länder boykottieren den Event – folgen noch mehr?
Ruiniert der Streit um Israel den ESC?

Der Eurovision Song Contest befindet sich in einer historischen Krise. Wegen neuer Voting-Regeln und Israels gesicherter Teilnahme haben sich mehrere Länder zurückgezogen. Experten erwarten eine angespannte Atmosphäre und weitere Proteste in Wien.
Kommentieren
1/11
Der Streit um die Israel-Teilnahme spaltet die ESC-Gemeinde.
Foto: AP

Darum gehts

  • Der Eurovision Song Contest ist in der Krise: Israels Teilnahme sorgt für Boykotte
  • Neue Voting-Regeln und Proteste überschatten den Musikwettbewerb
  • Vier Länder ziehen sich zurück, 35 teilnehmende Rundfunkanstalten werden erwartet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_1114 (1).JPG
Michel ImhofTeamlead People

«United by Music» lautet seit 2023 das fixe Motto des Eurovision Song Contests (ESC), also «Vereint in der Musik». Doch die aktuelle Diskussion um die Teilnahme Israels löst beim grössten Musikwettbewerb der Welt eine historische Krise aus. An der Generalversammlung der Europäischen Rundfunkunion wurden neue Voting-Regeln abgesegnet, womit auf eine gesonderte Abstimmung über den Verbleib Israels im Wettbewerb verzichtet wurde. Die Niederlande, Slowenien, Rekordsieger Irland sowie Spanien, einer der grössten Geldgeber des Wettbewerbs, zogen sich daraufhin vom Event zurück. Ist damit die Diskussion beendet? Mitnichten. 

Am ESC 2024 in Malmö (Schweden) überschattete die Teilnahme Israels den ganzen Wettbewerb, auch ein Jahr später am ESC in Basel gab es mehrere Proteste. So dürfte es auch in Wien im nächsten Jahr weitergehen, wie der schwedische Journalist Torbjörn Ek (48) von der Zeitung «Aftonbladet» im Gespräch mit Blick meint. «Wie in Basel und Malmö können wir massive Proteste auf den Strassen erwarten», meint er. «Die langwierige Diskussion das ganze Jahr hindurch hat den ESC sehr stark politisiert. Es wird deutlich, dass es beim ESC immer weniger um kulturellen Austausch und Musik geht und er stattdessen eine TV-Show ist, bei der Politik sehr stark im Fokus steht.»

«Das wird dem ESC auf lange Sicht schaden»

Die besprochenen Regeländerungen, wie die Halbierung der Maximalstimmen von 20 auf 10 und die Wiedereinführung der Jurys im Halbfinale, sieht er als Kompromiss. «Ich bezweifle jedoch stark, dass diese geringfügigen Anpassungen der Regeln für den ESC die Diskrepanzen bei den Abstimmungsergebnissen der letzten paar Jahre mildern werden», so Ek. «Was es wirklich bedeutet, ist, dass uns mehrere Länder fehlen werden, die Schwergewichte innerhalb der Eurovision-Community waren, und ich denke, das wird dem ESC auf lange Sicht schaden.»

Tatsächlich gehören die Spanier zu den passioniertesten ESC-Fans. Allein dort schalteten 5,9 Millionen Menschen den Sender für das ESC-Finale ein. Die Nachricht des Boykotts werde vor Ort aber gut aufgenommen. «Am meisten mit Stolz, weil der Sender hier eine klare Position einnimmt», sagt die in Madrid wohnhafte Journalistin Annie Müller Martinez (29), die den Event für die österreichische «Kronen Zeitung» drei Jahre lang begleitete und den Event seit Jahren verfolgt. «Trotzdem sind viele auch sehr traurig, weil der ESC hier richtig gelebt wird. Hier wird er nicht nur im Mai, sondern schon weit vorher verfolgt. Die Spanier werden in Wien definitiv fehlen. Das wird man stark spüren.»

Das Jubiläum werde überschattet

Der belgische Journalist Wim Dehandschutter (44), der seit 2004 den ESC vor Ort verfolgt und für die grösste belgische Zeitung HLN darüber berichtet, geht mit den neusten Entwicklungen hart ins Gericht. «Es ist ein Desaster. Die weltweit grösste TV-Show feiert 2026 ihr 70-jähriges Bestehen. Und was eine grosse Feier hätte werden sollen, wird von immensen Spaltungen innerhalb der ESC-Familie überschattet.»

Er erwartet eine gedrückte Stimmung in Wien. Schon in Malmö hatte er aufgrund der Diskussionen ein ungutes Gefühl. «Es herrschte nicht die Atmosphäre der Freundschaft, Brüderlichkeit oder Wärme. Proteste gegen ein Land waren davor unvorstellbar», erzählt er. Dies habe sich für ihn in Basel noch verschärft. «Vielleicht gab es dort nicht mehr Proteste, aber es wurde noch mehr diskutiert. Es ging nur um Israel, um Politik, um Krieg. Nicht um Musik und Zusammenhalt.» Das könne sich in Wien noch intensivieren. «Das Interesse am ESC wird wahrscheinlich noch nie so hoch gewesen sein, aber auf die falsche Weise.»

Der israelische Präsident Herzog hatte Lobbyisten engagiert

Eine Lösung sieht er nur in einem freiwilligen Rückzug der Israelis – das würde die Spannung zwischen den verhärteten Fronten lösen. Allerdings ist diese Vorstellung utopisch. Für den Entscheid für Israel sei intensiv lobbyiert worden, berichtet die israelische Zeitung «Ynet». Präsident Jitzchak Herzog (65) habe persönlich ein Team dafür zusammengestellt. Ironischerweise wurde mit der Abstimmung bei der Generalversammlung auch eine Regel in Kraft gesetzt, die eine Zusammenarbeit mit Regierungsorganen beim ESC-Stimmenfang unterbindet. Dies, um den ESC so unpolitisch wie möglich zu halten.

ESC-Direktor Martin Green (54) zeigt sich mit dem Abstimmungsergebnis zufrieden. «Wie wir anhand des deutlichen Ergebnisses sehen können, haben sie sich auf die Überzeugung geeinigt, dass der Eurovision Song Contest nicht als politisches Theater missbraucht werden sollte, er muss ein gewisses Mass an Neutralität bewahren», sagt er. Und er gibt sich verständnisvoll, was die boykottierenden Rundfunkanstalten anbelangt: «Einige wenige Mitglieder sind sehr leidenschaftlich in dieser Sache, und ich habe vollen Respekt dafür. Wir schätzen, dass es etwa 5 von ihnen sind, sodass wir mit etwa 35 Sendern rechnen, die an unserem 70. Jubiläum teilnehmen werden – es wird eine vollwertige Show», so Green gegenüber dem schwedischen Rundfunk SVT. «Ich hoffe, dass diese wenigen, die das Gefühl haben, nicht dabei sein zu können, im Jahr 2027 zurückkehren werden.»

Jetzt im Blick Live Quiz abräumen

Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag und Donnerstag ab 19:30 Uhr sowie jeden Mittwoch um 12.30 Uhr mit Host Zeki – einfach mitmachen und absahnen!

So gehts:

  • App holen: App-Store oder im Google Play Store
  • Push aktivieren – keine Show verpassen

  • Jetzt downloaden und loslegen!

  • Live mitquizzen und gewinnen

Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag und Donnerstag ab 19:30 Uhr sowie jeden Mittwoch um 12.30 Uhr mit Host Zeki – einfach mitmachen und absahnen!

So gehts:

  • App holen: App-Store oder im Google Play Store
  • Push aktivieren – keine Show verpassen

  • Jetzt downloaden und loslegen!

  • Live mitquizzen und gewinnen

Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen