Darum gehts
- EBU-Generalversammlung diskutiert Israels ESC-Teilnahme – mehrere Länder drohen mit Boykott
- Spaniens TV-Chef kritisiert politische Einmischung und neue ESC-Regeln
- Vier Rundfunkanstalten drohen mit Rückzug, wenn Israel im Wettbewerb bleibt
Die kommenden Tage werden den Eurovision Song Contest lange prägen. In Genf findet am Donnerstag und Freitag die Generalversammlung der Mitgliedsstaaten der Europäischen Rundfunkunion (EBU) statt. Dort wird unter anderem der Ausschluss von Israel vom grössten Musikwettbewerb der Welt diskutiert. Vier Rundfunkanstalten haben mit einem Rückzug gedroht, sollte Israel im Wettbewerb verbleiben. Einem Bericht von «Reuters» zufolge soll wiederum bei einem Ausschluss Israels Deutschland über einen Boykott nachdenken. Damit wird der Event, der unpolitisch sein will, politischer denn je.
«Der Kontrollverlust über das Festival, der Druck und die politische Einmischung in den Eurovision Song Contest sind nun unbestreitbar», wettert José Pablo López (48), Chef des spanischen Rundfunks (RTVE), über die Meldung der deutschen Position in der Israel-Frage. «Und sie behaupten, es sei ein Gesangswettbewerb ...» Die Teilnahme Israels hatte schon bei den ESC-Ausgaben 2024 in Malmö und 2025 in Basel für hitzige Diskussionen gesorgt.
Budgetlücke wegen Rückzug?
López hatte im November einen Rückzug Spaniens im Falle eines Verbleibs von Israel am Wettbewerb angekündigt. «Der Eurovision Song Contest ist ein Wettbewerb, aber Menschenrechte sind kein Wettbewerb», so der RTVE-Präsident hinsichtlich der Lage in Gaza. Auch die Niederlande, Irland und Slowenien drohen mit einem Boykott aufgrund der Situation in Nahost.
Besonders ein Rückzug von Deutschland oder Spanien hätte für den ESC harte Konsequenzen: Beide Länder gehören neben Italien, Frankreich und Grossbritannien zu den grössten Geldgebern des Events. Ob die Budgetlücke mit den zurückkehrenden Ländern wie Bulgarien, Rumänien und die Moldau gefüllt werden kann, ist fraglich.
Gemäss Informationen von Blick befürwortet die SRG eine Teilnahme Israels am ESC, offiziell bestätigt wird dies aber nicht. «Die SRG glaubt an die friedensfördernde, verbindende und verständnisbildende Wirkung des ESC und unterstützt dessen Positionierung als Anlass jenseits jeder Politik und Parteinahme», heisst es von der Medienstelle.
Regeländerungen sollen Kritiker besänftigen
Der zweite Platz der Israelin Yuval Raphael (25, «New Day Will Rise») am ESC 2025 und die Einmischung einer israelischen Regierungsagentur hatten vielerorts für Fragezeichen gesorgt. Um die Wogen zu glätten, hat die EBU bereits im November neue Regeln angekündigt. Damit soll verhindert werden, dass ein Staat die Werbetrommel für einen Beitrag rühren kann. Zudem kehrt die professionelle Jury ins Halbfinal zurück, und die Anzahl der möglichen Stimmen pro Leitung wird von 20 auf 10 halbiert. Für den spanischen TV-Chef ist das zu wenig: «Mit dieser Situation wollen sie uns neue Regeln aufzwingen, die bereits jetzt nutzlos sind», sagt er.
Die EBU will mit den Regeländerungen eine Abstimmung um die Teilnahme Israels umgehen. «Wir hoffen sehr, dass das Massnahmenpaket den Mitgliedern versichert, dass wir entschiedene Schritte unternommen haben, um die Neutralität und Unparteilichkeit des Song Contests auch in Zukunft zu gewährleisten», heisst es von der Pressestelle der EBU auf Anfrage von Blick. «Nur wenn sie die neuen Massnahmen für unzureichend halten, wird es eine Abstimmung über die Teilnahme geben.» Das Resultat der Diskussion will die EBU direkt im Anschluss kommunizieren.
Nach der Generalversammlung will die EBU dann mit den Sendern zusammensitzen, um eine ESC-Teilnahme zu bestätigen. Die vollständige Liste der teilnehmenden Nationen für den Event vom 12. bis 16. Mai 2026 in Wien wird vor Weihnachten erwartet.