Hazel Brugger und Sandra Studer über Zeit nach dem ESC
«Warten immer noch auf Anruf von Schweiz Tourismus»

Nach ihrem ESC-Erfolg blicken Sandra Studer und Hazel Brugger auf eine intensive Zeit zurück. Im Gespräch mit SonntagsBlick enthüllen sie Anekdoten, sprechen über internationale Anfragen und ihre Pläne, auch künftig beim Eurovision Song Contest dabei zu sein.
Publiziert: 00:44 Uhr
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Sandra Studer (l.) und Hazel Brugger wurden mit ihrer ESC-Moderation in Basel zu Lieblingen.
Foto: AFP via Getty Images

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Zwar ging der Österreicher JJ (24) mit der gläsernen ESC-Siegestrophäe nach Hause, doch nach der Eurovisions-Woche gehörten auch Sandra Studer (56) und Hazel Brugger (31) zu den grossen Gewinnerinnen der Veranstaltung. Sie überzeugten das internationale Publikum so sehr, dass Fans auch noch über einen Monat nach der Ausstrahlung über ihre Leistung sprechen. Damit stellten sie für viele ihre normalerweise alles überstrahlende Co-Moderatorin Michelle Hunziker (48) in den Schatten. Im Interview mit Blick ziehen Brugger und Studer Bilanz. Und sprechen über ihre nächsten ESC-Pläne und ein «Uno»-Turnier.

Blick: Der Eurovision Song Contest liegt über einen Monat zurück. Sie moderierten alle drei Sendungen. Träumen Sie heute noch vom Stress?
Hazel Brugger: Jetzt nicht mehr, aber eine Woche danach war das jede Nacht der Fall. Ich träumte, dass Sandra und ich immer irgendeine Aufgabe erledigen mussten. Nichts Negatives, aber Verrücktes. Einmal mussten wir eine Karte abknipsen wie beim Orientierungslauf. Das habe ich Gott sei Dank seit der achten Klasse nicht mehr gemacht.
Sandra Studer: Ich bin eine Albträumerin. Also ist es gut, dass ich nicht vom ESC träume (lacht). Aber am Tag denke ich viel an diese Zeit zurück. Es ist, als wäre ich in eine Achterbahn eingestiegen, hätte damit sieben Loopings gemacht und mich beim Aussteigen gefragt: «Habe ich das wirklich gerade erlebt?»
Brugger: Zum Glück war mein Mann noch in die Showproduktion des ESC involviert, dann konnte ich mit ihm darüber sprechen. Und die Zahnbürste, die ich dort gekauft und benutzt hatte, bestätigt mir, dass das Ganze wirklich passiert ist.

Haben Sie sonst nichts mitgehen lassen?
Studer: Was hätten wir denn mitgehen lassen sollen? Hazel hat mir das beste Geschenk meines Lebens gemacht. Sie schenkte mir ein Fussmassagegerät. Das steht seit dem ESC in unserem Wohnzimmer. Und es gibt stets einen grossen Kampf, wer seine Füsse da reinhalten darf.

Für Aussenstehende: Wie anstrengend ist dieser Job?
Brugger:
Immens. Ich habe eine Woche lang meine Kinder nicht gesehen oder gehört, sondern mich voll in diesen Tunnel begeben. Ich wusste, das würde sonst schwer. Wir waren immer erst um drei Uhr nachts im Hotel und mussten um zehn Uhr wieder los.
Studer:
Und in dieser Zeit wurde nicht nur geschlafen, sondern auch gegessen und das neue Drehbuch gelesen. Es war das Verrückteste und Intensivste, das ich je gemacht habe. Das Gute war: Ich hatte gar keine Zeit, um nervös zu werden.
Brugger: Schlimmer war eher die Woche vor dem ESC, weil ich ständig Angst hatte, dass es schlimm wird.

Moderationsduo wird für Song im ESC-Halbfinale gefeiert
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Heimliche Stars des Abends:Moderationsduo wird für Song im ESC-Halbfinale gefeiert

Sie machten Ihren Job so gut, dass es danach einige Stimmen gab, die meinten, das Finale hätten Sie auch gut ohne Michelle Hunziker moderieren können. Was sagen Sie dazu?
Brugger: In Sachen Energie war es unfassbar wichtig, dass Michelle gekommen ist. Ihr Level an Fleiss und Professionalität ist sehr hoch. Das strahlte auf alle ab.
Studer: Und ich weiss nicht, wie die Reaktion gewesen wäre, hätte man im Januar nur Hazel und mich als Moderationsteam präsentiert. Das Publikum hat sich auf Michelle gefreut. Und wir auch. Nach den beiden Halbfinals, die für uns eine Spielwiese waren, tat es gut, den Job im Finale auf sechs Schultern verteilen zu können.

Persönlich: Hazel Brugger

Hazel Brugger (31) wuchs als Tochter eines Neuropsychologen und einer Englischlehrerin in Dielsdorf ZH auf. Mit 17 begann sie, als Slam-Poetin aufzutreten. 2013 wurde sie Schweizer Meisterin. 2017 erhielt sie als jüngste Preisträgerin den bedeutenden Kleinkunstpreis Salzburger Stier für die Schweiz. Heute ist die zweifache Mutter mit dem Autor Thomas Spitzer verheiratet und gehört zu den grössten Namen der deutschsprachigen Comedyszene.

Hazel Brugger mit ihrem Ehemann Thomas Spitzer an der Verleihung des deutschen Comedypreises im Jahr 2021.
imago images/Horst Galuschka

Hazel Brugger (31) wuchs als Tochter eines Neuropsychologen und einer Englischlehrerin in Dielsdorf ZH auf. Mit 17 begann sie, als Slam-Poetin aufzutreten. 2013 wurde sie Schweizer Meisterin. 2017 erhielt sie als jüngste Preisträgerin den bedeutenden Kleinkunstpreis Salzburger Stier für die Schweiz. Heute ist die zweifache Mutter mit dem Autor Thomas Spitzer verheiratet und gehört zu den grössten Namen der deutschsprachigen Comedyszene.

Wie oft sind Sie über Ihren Schatten gesprungen?
Brugger:
Die ganze Zeit! Als wir ein paar Wochen vor dem ESC im Tonstudio «Made in Switzerland» einsingen sollten, war ich mir extrem unsicher, ob ich da mithalten könne. Sandra war vor mir mit dem Singen dran und ich fühlte mich so, als hätte man im Circus Knie einen tollen Artisten gesehen und jetzt kommt ein 55-jähriger Mann und sagt, er könne auch noch den Purzelbaum. Sandra war beeindruckend. Sie kann sich Situationen vorstellen und sie dann stimmlich sofort umsetzen, und dann auch noch so, dass es einfach genial klingt. Man sagt zu ihr «Jetzt passiert drei Meter links von dir etwas, darauf musst du überrascht reagieren und aber schon andeuten, dass es danach noch wilder wird» und sie setzt das direkt um.
Studer: Und du warst einfach unfassbar lustig, schon in den Proben. Diese Interviews … Ich habe immer gedacht: Ach schade, geht das jetzt nicht über den Äther. Und dann war es in der Sendung nochmals anders und nochmals lustig. Du bist ein Feuerwerk an Überraschungen.
Brugger: Das Team hat mir wahnsinnig geholfen. Das war für mich etwas vom Schönsten, das mir jemals beruflich passiert ist. Als Stand-up-Komikerin bin ich ja meist alleine unterwegs. Zu merken: Je mehr man im Team ist, desto toller kann es werden.

Sieht man Sie demnach bald in einem Musical?
Brugger: Das wäre sicher lässig. Aber da gibt es viele, die das besser können als ich.
Studer: Du hast ja vorher schon gesungen und es gibt viele verschiedene Möglichkeiten. Du musst ja keine Helene Fischer werden. Ich sage dir ganz viele grossartige Dinge voraus, die auf dich zukommen.
Brugger: Sandra macht jetzt mein Management. Darum verkauft sie mich so gut!

Sandra Studer macht Ihr Management?
Brugger: Ja. Sie hat mir sogar 40 Flaschen Rivella nach Hause schicken lassen.
Studer: Hazel beklagte sich, dass es das in Deutschland nicht gebe. Also habe ich nachgeholfen. Und bezüglich Management: Da übernehme ich natürlich nur die Very-Private-Wohlfühlabteilung. Bei Hazel geht ja jetzt auch international die Post ab. Zum Glück hat sie ihren Mann Thomas an der Seite. Aber wenn er die Kinder hüten muss, kann ich gerne einspringen. Bald gehen wir zusammen auf eine Reise, da bin ich dann Hazels «personal manager, assistant, supporter and Mum» (lacht).

Persönlich: Sandra Studer

Sandra Studer (56) ist als Tochter eines Schweizers und einer Spanierin in Zollikerberg ZH aufgewachsen und studierte Germanistik und Musikwissenschaften an der Uni Zürich. Mit dem Titel «Canzone per te» vertrat sie 1991 unter dem Namen Sandra Simó die Schweiz am ESC und belegte Rang 5. Mit Sendungen wie «Takito», «Traumziel» und «SwissAward» wurde sie eine der beliebtesten TV-Moderatorinnen des Landes. Die vierfache Mutter tritt auch regelmässig mit Musical-Programmen auf.

Sandra Studer mit ihrem Ehemann Luka Müller an einem Event im Jahr 2023.
DAVID BIEDERT

Sandra Studer (56) ist als Tochter eines Schweizers und einer Spanierin in Zollikerberg ZH aufgewachsen und studierte Germanistik und Musikwissenschaften an der Uni Zürich. Mit dem Titel «Canzone per te» vertrat sie 1991 unter dem Namen Sandra Simó die Schweiz am ESC und belegte Rang 5. Mit Sendungen wie «Takito», «Traumziel» und «SwissAward» wurde sie eine der beliebtesten TV-Moderatorinnen des Landes. Die vierfache Mutter tritt auch regelmässig mit Musical-Programmen auf.

Was für eine Reise?
Brugger: Wir werden gemeinsam Ende August nach Schweden reisen. Ich habe einen Auftritt an einem Comedy-Festival in Lund und Stockholm. Und da treffen wir dann auch Freunde, die während der ESC-Zeit in Basel bei der Produktion mitgearbeitet haben.

Welche Angebote für Werbeauftritte bekamen Sie nach dem ESC?
Studer: Nach «Made in Switzerland» warten wir beide noch immer auf den Anruf von Schweiz Tourismus! International kamen einige Anfragen, aus der ganzen Welt. Beispielsweise lud uns der philippinische Fanclub zu sich ein und würde sogar den Flug bezahlen. Wer weiss, vielleicht gehen wir bald dort hin. Hazel, was meinst du?
Brugger: Wenn Schweden gut läuft, können wir uns das mit den Philippinen doch überlegen. Mich rief ein Bekannter aus dem Sprachaufenthalt in Australien an und schrieb, wie lustig es sei, dass er mich beim ESC wiedersieht.

Wann sehen wir Sie wieder gemeinsam auf der Bühne?
Brugger: Es sind ein paar Ideen da, an denen wir feilen. Aber es muss nicht sofort passieren. Das Gute ist, dass wir beide genussorientiert arbeiten können.
Studer: Für Hazel gingen viele neue Türen auf und ich finde, sie muss diese Chancen unbedingt packen. Aber klar finde ich es auch schön, wenn wir bald etwas Gemeinsames aushecken. Ideen sind da.

Jetzt werden Sie am 24. Juli erst einmal beim «Donnschtig-Jass» mitspielen.
Studer: Eben nicht! Wir sind zwar in der Sendung dabei, aber ich habe schon einige Einladungen in die Sendung abgesagt, weil ich leider immer noch nicht jassen kann.
Brugger: Ich weiss nicht, was wir da genau machen. Aber sicherlich nicht jassen, das kann ich genauso wenig wie Sandra. Ich kann nur «Uno» spielen.
Studer: Ich bin gut im «Brändi Dog».
Brugger: Eine gute Idee für eine Sendung am Freitag: Wir spielen mit Gästen «Brändi Dog». Oder «Uno».

Werden Sie «Made in Switzerland» je wieder singen?
Brugger: Aktuell ist nichts geplant. Ein wesentlicher Teil, der diese Nummer so speziell gemacht hat, ist, dass niemand danach gefragt hat. Man müsste bei einer Zugabe gut überlegen, wie man diesen Wow-Faktor mitnehmen könnte.
Studer: Es ist auch alles sehr stark auf den ESC bezogen. Das sage ich auch immer allen, die finden, das könnte unsere neue Landeshymne werden. Am Schluss geht es im Lied darum, dass wir viele tolle Dinge erfunden haben, aber vor allem den ESC.

Sandra Studer hat den ESC-Stempel schon lange, nun haben Sie, Hazel Brugger, ihn auch. Wie fühlt sich das an?
Brugger: Es ist der allerbeste Stempel. Ich kann jedem ESC-Fan nur dazu gratulieren, Teil von so etwas Tollem zu sein. Ich will ab sofort jedes Jahr dabei sein. Mit Sandra. Der Mai wird mein Sandra-Monat.
Studer: Wir werden nächstes Jahr so einen Entzug haben. Also wollen wir zumindest im Publikum dabei sein.

«Ich hab das gesamte Voting nackt moderiert»
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Hazel Brugger über ESC-Fauxpas:«Ich hab das gesamte Voting nackt moderiert»
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