Krieg in der Ukraine
Trump hat nichts aus dem Gaza-Deal gelernt

Donald Trump feiert sich als Friedensengel im Nahen Osten und widmet sich wieder dem Ukraine-Krieg. Doch einmal mehr setzt er auf Worte statt Taten – und spielt Putins Hinhaltetaktik in die Hände.
Publiziert: 09:04 Uhr
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Donald Trump traf am Montag auf Benjamin Netanyahu in der Knesset, um den Gaza-Deal zu feiern.
Foto: AFP
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Robin BäniRedaktor

Am Montag, als in Israel die lebenden Geiseln freikamen, stand Donald Trump am Rednerpult der Knesset. Der selbst ernannte Friedensengel sagte, Netanyahu habe verstanden, dass «Frieden durch Stärke» herbeigeführt werden muss. Es waren bedeutende Worte – zu einem beachtlichen Erfolg des US-Präsidenten. Nur schade, dass ausgerechnet der Mann, der sie aussprach, nichts verstanden hat. Zumindest nicht, was den Ukraine-Krieg betrifft.

Trump predigt im Nahen Osten Stärke und zeigt gegenüber Russland Schwäche. Seine Drohpetarden prallen an Putin ab. Der Herrscher im Kreml versteht nur die Sprache der Waffen, der konkreten Situation auf dem Schlachtfeld, der Geländegewinne. «Frieden durch Stärke» heisst in der Ukraine, Kiew so entschlossen mit Waffenlieferungen zu unterstützen, dass Putin erkennt: Es gibt nichts mehr zu gewinnen, sondern nur noch zu verlieren, wenn er jetzt nicht seine Truppen stoppt. 

Trump aber droht und droht und droht. Jüngst deutete er an, der Ukraine Tomahawk-Marschflugkörper zu liefern. Für einmal schien es möglich, dass seinen Worten Taten folgen, beim Treffen mit Selenski am Freitag im Weissen Haus. Doch dann kam am Donnerstag der Anruf aus Moskau. Einmal mehr schmeichelte Putin dem US-Präsidenten, fabulierte von künftigen Deals mit seinem Land – und schon waren die Tomahawk-Lieferungen vertagt. «Putin will den Krieg beenden», sagte Trump nach dem Gespräch. «In zwei Wochen oder so», wollten sie sich in Budapest treffen

Es ist die alte Leier, die russische Verzögerungstaktik, auf die sich Trump hier einlässt. Wer sich vom Treffen in Ungarn konkrete Schritte erhofft, hin zu einem dauerhaften Frieden, beweist guten Willen – aber auch bemerkenswerte Blauäugigkeit. Am Ende dürfte nicht viel mehr herauskommen als wortgewaltige, aber inhaltsleere Zusagen. Und ein paar Fotos: Trump, lächelnd, wie er die blutverschmierte Hand eines Diktators schüttelt.

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