Expertin über Aminati-Trennung
«Die Diagnose ändert das Selbstbild»

Eines schien im Krebs-Drama um die deutsche Influencerin Patrice Aminati immer klar: Sie und ihr Ehemann Daniel standen fest zusammen. Nun die überraschende Trennung. Was ist da passiert? Zwei Paartherapeutinnen ordnen ein.
Kommentieren
1/5
Bis vor Kurzem zeigten sich Patrice und Daniel Aminati auf Social Media als Paar, das trotz Patrices Krebserkrankung fest zusammenhält.
Foto: Instagram / danielaminati

Darum gehts

  • Influencerin Patrice Aminati trennt sich nach jahrelangem Kampf gegen den Krebs von ihrem Mann Daniel
  • Eine solche Diagnose ist eine Zerreissprobe für eine Beziehung, sagen zwei Expertinnen
  • Laut Studien scheitern aber nicht viele Beziehungen an einer Krankheit
  • Die Diagnose könne zu viel Selbstreflexion und der Frage nach der eigenen Zukunft führen, so eine Paartherapeutin
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
familienbloggerin_sandra_c_2.jpg
Sandra CasaliniRedaktorin Gesellschaft

«In guten wie in schlechten Zeiten» seien für ihn nie nur leere Worte gewesen, schreibt der deutsche Moderator Daniel Aminati (52) auf Social Media, nachdem seine Frau Patrice (30) überraschend ihre Trennung bekannt gegeben hat. Kurz nach ihrer Hochzeit und der Geburt der gemeinsamen Tochter Charly im Jahr 2022 erhielt Patrice die erschütternde Diagnose Hautkrebs. Seither stand Daniel seiner Frau felsenfest zur Seite. Er habe alles getan, um die Familie zu unterstützen und sein eigenes Leben zurückgestellt, so Aminati. Doch Therapien, Medikamente und Todesängste hätten bei seiner Frau Spuren hinterlassen.

Die Krankheit als «We-Desease» betrachten

«Eine so schwerwiegende Diagnose kann eine Zerreissprobe für eine Beziehung sein, weil sie die Autonomie, Rollen und Machtverhältnisse beeinflusst», sagt Paartherapeutin Ramona Zenger. Ihre Berufskollegin Fabienne Feger ergänzt: «Eine Krankheit wie Krebs zerrüttet Zukunftsvisionen und löst viele Ängste aus, nicht nur bei der betroffenen Person, sondern auch beim Partner oder der Partnerin.» Über diese Sorgen müsse man als Paar unbedingt reden, so Feger. Es helfe, die Krankheit als sogenannte «We-Desease» zu betrachten, also als etwas, von dem man gemeinsam betroffen ist. So läuft man weniger Gefahr, dass man in eine Situation rutscht, in der die betroffene Person «Patientin» und der Partner «Pfleger» ist. «Auch wenn sich eine entsprechende Dynamik kaum ganz verhindern lässt», so Ramona Zenger. 

Fabienne Feger ist Psychologin und berät Paare bei Paarberatung im Kanton Zürich an der Beratungsstelle Wetzikon.
Foto: zVg

Dass man als Partner gern der Fels in der Brandung sein möchte, ist verständlich. Fabienne Feger rät allerdings eher zu «Miteinander» als «Füreinander». «Wenn der Partner ungefragt den ganzen Haushalt übernimmt, ist das bestimmt gut gemeint, kann aber auch kontraproduktiv sein. Die erkrankte Person könnte sich überbehütet, bevormundet oder nutzlos fühlen.» Besser: Fragen, ob es helfen würde, wenn man mehr im Haushalt übernimmt. Zudem rät die Expertin auch, sich Hilfe im Netzwerk zu holen. Auch emotionale Hilfe von ausserhalb sei nicht verkehrt. «Wenn nicht bei einer Fachperson, dann in Selbsthilfegruppen von betroffenen Angehörigen.» Das sei gerade für Männer, die oft sozial nicht so gut vernetzt sind wie Frauen, eine gute Option.

Ramona Zenger ist Psycho- und Paartherapeutin mit eigener Praxis in Zürich.
Foto: zVg

Die Liebe scheitert selten an der Krankheit

Doch bei aller Liebe und guter Kommunikation: «Eine solche Situation löst bei den meisten Menschen viel Überforderung aus», sagt Ramona Zenger. Aber: Laut Studien scheitern gar nicht so viele Beziehungen an einer schweren Erkrankung des einen Partners oder der Partnerin. «Im Gegenteil», sagt Fabienne Feger. «Einige kommen gestärkt aus dieser Situation heraus und sind sich tiefer verbunden als zuvor.»

Was also ist bei Aminatis schiefgelaufen? Zumal die Situation, dass die betroffene Partnerin den unterstützenden Partner verlässt, doch eher ungewöhnlich ist. 

Viel Selbstreflexion

Sie könne ihrem Mann nicht mehr die Partnerin sein, die er kennen gelernt habe, schreibt Patrice Aminati in einem Statement auf Social Media. Sie schiebt dies allerdings nicht allein auf ihre Krankheit und die schwere Zeit. Sie seien auch am Alltag gescheitert, hätten unterschiedliche Werte, Vorstellungen und Träume, sagt sie. Fabienne Feger: «Die Konfrontation mit einer so schwierigen Situation kann sehr viel Selbstreflexion auslösen. Die Diagnose stellt vieles auf den Kopf, das Selbstbild ändert sich. Da stellt man sich mehr denn je die Frage, was man sich fürs eigene Leben und die eigene Zukunft wünscht.» 

Patrice Aminati ist gerade mal 30 Jahre alt, hat jung geheiratet, ist jung Mutter geworden, und hat bereits einen jahrelangen Kampf gegen den Krebs hinter sich. Jetzt scheint für sie die Zeit gekommen, in der sie sich auf sich selbst konzentrieren möchte. Daniel Aminati lässt durchblicken, dass er sich nun, da es seiner Frau offensichtlich besser geht, gefreut hätte auf mehr Zeit und Raum für ein «normales» Leben. Es sollte nicht so sein. «Es steht mir fern, sie zu verurteilen, weil sie jetzt einen anderen Weg gehen möchte», sagt er. Fabienne Feger: «Für eine funktionierende Beziehung braucht es zwei. Für eine Trennung nur eine.»

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen